Hauptmenü

Tierschutz-Kampagnen

Lifestyle oder Lebewesen


Gemeinsam mit dem Landesamt für Gesundheit und Soziales Berlin (LAGeSo) und dem Qualzucht-Evidenz Netzwerk e.V. hat die Landestierschutzbeauftragte des Landes Brandenburg die Postkarten-Kampagne „Lifestyle oder Lebewesen“ zur Aufklärung über Qualzuchten entworfen. Mit den fünf Postkarten soll auf die Problematik von Qualzuchten aufmerksam gemacht werden. Hier geht’s direkt zur Kampagnenseite: www.lifestyle-oder-lebewesen.de

Gemeinsam mit dem Landesamt für Gesundheit und Soziales Berlin (LAGeSo) und dem Qualzucht-Evidenz Netzwerk e.V. hat die Landestierschutzbeauftragte des Landes Brandenburg die Postkarten-Kampagne „Lifestyle oder Lebewesen“ zur Aufklärung über Qualzuchten entworfen. Mit den fünf Postkarten soll auf die Problematik von Qualzuchten aufmerksam gemacht werden. Hier geht’s direkt zur Kampagnenseite: www.lifestyle-oder-lebewesen.de

  • Überhaupt, was sind denn Qualzuchten?

    Als Qualzucht bezeichnet man jede Form von Zucht, die dazu führt, dass bei der Nachzucht oder deren Nachkommen

    • erblich bedingt Körperteile oder Organe für den artgemäßen Gebrauch fehlen oder untauglich oder umgestaltet sind und hierdurch Schmerzen, Leiden oder Schäden auftreten,
    • mit Leiden verbundene erblich bedingte Verhaltensstörungen auftreten, jeder artgemäße Kontakt mit Artgenossen bei ihnen selbst oder einem Artgenossen zu Schmerzen oder vermeidbaren Leiden oder Schäden führt oder
    • die Haltung nur unter Schmerzen oder vermeidbaren Leiden möglich ist oder zu Schäden führt.

    ! Wichtig ist, dass die Schmerzen, Leiden, Schäden oder Verhaltensstörungen nicht unbedingt sichtbar sein müssen und den Tieren somit auch nicht immer direkt anzusehen sind! Daher ist auch die Beobachtung des Tierverhaltens und die Interaktion mit Artgenossen enorm wichtig.

    Als Qualzucht bezeichnet man jede Form von Zucht, die dazu führt, dass bei der Nachzucht oder deren Nachkommen

    • erblich bedingt Körperteile oder Organe für den artgemäßen Gebrauch fehlen oder untauglich oder umgestaltet sind und hierdurch Schmerzen, Leiden oder Schäden auftreten,
    • mit Leiden verbundene erblich bedingte Verhaltensstörungen auftreten, jeder artgemäße Kontakt mit Artgenossen bei ihnen selbst oder einem Artgenossen zu Schmerzen oder vermeidbaren Leiden oder Schäden führt oder
    • die Haltung nur unter Schmerzen oder vermeidbaren Leiden möglich ist oder zu Schäden führt.

    ! Wichtig ist, dass die Schmerzen, Leiden, Schäden oder Verhaltensstörungen nicht unbedingt sichtbar sein müssen und den Tieren somit auch nicht immer direkt anzusehen sind! Daher ist auch die Beobachtung des Tierverhaltens und die Interaktion mit Artgenossen enorm wichtig.

  • Wer hat das festgelegt?

    Der Begriff „Qualzucht“ wurde erstmals durch das 2005 erstellte Gutachten zur Auslegung von Paragraf 11b des Tierschutzgesetzes (Verbot von Qualzüchtungen) geprägt. Die rechtliche Definition ist im deutschen Tierschutzgesetz im § 11b festgelegt. Dieser beinhaltet auch das Verbot solcher Qualzuchten. In § 10 der Tierschutz-Hundeverordnung ist außerdem geregelt, dass es verboten ist Tiere mit vorhandenen Qualzuchtmerkmalen auszustellen.

    Der Begriff „Qualzucht“ wurde erstmals durch das 2005 erstellte Gutachten zur Auslegung von Paragraf 11b des Tierschutzgesetzes (Verbot von Qualzüchtungen) geprägt. Die rechtliche Definition ist im deutschen Tierschutzgesetz im § 11b festgelegt. Dieser beinhaltet auch das Verbot solcher Qualzuchten. In § 10 der Tierschutz-Hundeverordnung ist außerdem geregelt, dass es verboten ist Tiere mit vorhandenen Qualzuchtmerkmalen auszustellen.

  • Warum geht mich das was an?

    Große Kulleraugen, breite Nase, lange Rücken, runder Kopf, kurze Beine, besonders geschecktes Fell, Schwanz- und Haarlosigkeit sind nur einige Beispiele von Attributen, welche als schön oder niedlich angesehen und immer beliebter geworden sind. Dies betrifft viele Hunderassen, wie Möpse, französische und englische Bulldoggen, Collies, aber auch Katzen oder Kaninchen. Diese knuddeligen Merkmale, die zum Kauf animieren, können bei den Vierbeinern später eine Reihe von zum Teil erheblichen Gesundheitsproblemen verursachen. Auch Zierfische und landwirtschaftliche Nutztiere, wie Kühe, Enten und Hühner, sind von gesundheitsschädigenden Zuchtmerkmalen betroffen. Das Verbot der Qualzucht wird derzeit nur unzureichend umgesetzt, auch weil die Nachfrage nach diesen Tieren unverändert hoch ist und damit das Angebot auf dem Markt bestimmt.

    Große Kulleraugen, breite Nase, lange Rücken, runder Kopf, kurze Beine, besonders geschecktes Fell, Schwanz- und Haarlosigkeit sind nur einige Beispiele von Attributen, welche als schön oder niedlich angesehen und immer beliebter geworden sind. Dies betrifft viele Hunderassen, wie Möpse, französische und englische Bulldoggen, Collies, aber auch Katzen oder Kaninchen. Diese knuddeligen Merkmale, die zum Kauf animieren, können bei den Vierbeinern später eine Reihe von zum Teil erheblichen Gesundheitsproblemen verursachen. Auch Zierfische und landwirtschaftliche Nutztiere, wie Kühe, Enten und Hühner, sind von gesundheitsschädigenden Zuchtmerkmalen betroffen. Das Verbot der Qualzucht wird derzeit nur unzureichend umgesetzt, auch weil die Nachfrage nach diesen Tieren unverändert hoch ist und damit das Angebot auf dem Markt bestimmt.

  • Wie konnte es nur so weit kommen?

    Kurz, knapp und stark vereinfacht erklärt:

    Die Zucht von Tieren und unterschiedlichen Rassen gibt es bereits seit hunderten von Jahren. Ursprünglich entstanden diese vor allem, um bestimmte Eigenschaften zu erhalten und zu verbessern. Die Tiere sollten damals bspw. bei schweren, zehrenden Arbeiten, bei der Jagd, im Krieg, bei der Rettung von Menschen, beim Treiben von Vieh und beim Fernhalten von unerwünschten Menschen oder Tieren unterstützen. Außerdem spendeten sie nicht nur lebenserhaltende Wärme, sondern lieferten wertvolle Lebensmittel und andere Rohstoffe. Im Fokus standen also die Gesundheit, der Charakter und die wertvollen Eigenschaften der Tiere. Über die Jahrhunderte veränderten sich jedoch die Zuchtziele spätestens mit der Industrialisierung und wachsenden Weltbevölkerung, sodass man auf der einen Seite nicht mehr auf die z.T. lebensrettenden Eigenschaften angewiesen war und auf der anderen Seite mehr tierische Produkte für die Sicherstellung der menschlichen Ernährung brauchte. Dies führte zum einem dazu, dass sich in der privaten Tierhaltung die Funktion der Tiere fast vollständig änderte und zum anderen, dass sich die industrielle Tierhaltung lebensmittelliefernder Tiere mit sehr hohen Tierzahlen und -dichten und einer drastischen Leistungssteigerung etablierte - beides Entwicklungen zu Ungunsten der Tiergesundheit.

    In der privaten Haltung veränderte sich die Funktion vom „Arbeitstier“ zum „Hobby- und Begleittier“ und damit auch die Zuchtziele. Als Begleittiere sollen sie häufig v.a. zum Lifestyle ihrer Tierhalterinnen und Tierhalter passen und übernehmen z.T. sogar die Funktion eines Partners oder einer Partnerin, eines Kindes oder desbesten Freundes oder der besten Freundin. Dadurch steht zunehmend das äußere Erscheinungsbild im Fokus, also u.a. die Kopfform, Farbe, Größe, Zeichnung – je ausgefallener desto besser. Körpermerkmale werden nicht mehr nur auf Funktion, sondern z.T. ausschließlich aufgrund von optischen Merkmalen ausgewählt. Leider wurde viel zu lange verkannt oder ignoriert, dass viele dieser Merkmale mit dem Auftreten unerwünschter Nebeneffekte und Krankheiten einhergehen, sodass sich diese über die Jahre in dem Erbgut der unterschiedlichsten Rassen festsetzten. Einige Beispiele unerwünschter Nebeneffekte sind: Taubheit oder Blindheit aufgrund von fehlenden Fellpigmenten bei stark weißköpfigen Hunden, Haarausfall bei Hunden mit besonderen Fellfarben wie lilac, silver, charcoal und champagner, Knochenkrebs bei übergroßen Tieren, Atemprobleme bei kurzköpfigen Rassen, Bandscheibenvorfälle bei stark kurzbeinigen Tieren, Hautprobleme aufgrund von Faltenbildung usw. Zudem wurden für schnelle Zuchterfolge, die Vererbung und den Erhalt bestimmter, erwünschter Merkmale, für „Zuchtreinheit“ und auch die Generierung neuer Rassen immer häufiger verwandte Tiere mit gleichen oder sehr ähnlichen Merkmalen verpaart, sodass es über die Jahrzehnte zu sehr hohen Inzuchtraten gekommen ist. Inzucht führt, wie beim Menschen auch, jedoch zu weiteren genetisch bedingten Krankheiten, die nun in vielen unserer Rassen wie wir sie heute kennen ebenfalls auftauchen. Bekannte Inzuchtfolgen sind beispielsweise ein erhöhtes Krebsrisiko, diverse körperliche Fehlentwicklungen, Krankheiten wie Epilepsie und bestimmte Demenzformen, die Neigung zu Allergien, Stupidität oder Kurzlebigkeit. Die Entwicklung vom Arbeitstier zum Begleittier hatte also nicht ausschließlich gute Folgen für die Tiere – ganz im Gegenteil. Dies führt einfach gesagt, über kurz oder lang dazu, dass es keine gesunden Rassetiere mehr geben wird, wenn bei den Kaufenden, also künftigen Tierbesitzerinnen und -besitzern und den Züchtenden kein massives Umdenken stattfindet.

    Auch die Zucht nahrungsmittel- und rohstoffliefernder Tiere hat eine enorme Entwicklung durchgemacht. Die Ursprünge der bäuerlichen Nutztierhaltung lagen in der Domestizierung, das heißt in der züchterisch-genetischen Veränderung von Wildtierarten. Im 18. Jahrhundert kamen gezielte Züchtungen auf, die darauf abzielten, dass bspw. Schweine mehr Fleisch lieferten. Sie entwickelten sich zunehmend weg vom ursprünglich wilden Schwein. Durch das Hauptziel der Fleisch- und auch Milch- und Legeleistung wurden die Tiere der entsprechenden Rassen immer mehr zu reinen Nutztieren, die ausschließlich zur Bedienung einer Nachfrage des Menschen da sind. Im 20. Jahrhundert nahm der Konsum von Fleisch, Milch, Eiern und daraus entstehenden Produkten massiv zu. Die entsprechend große Nachfrage musste bedient werden.

    In den 70er-Jahren kam zum ersten Mal der Begriff der Massentierhaltung auf. Von der einfachen Haltung beim Bauern entwickelte sich die Sparte der Nahrungsmittelgewinnung, u.a. aufgrund der hohen Nachfrage und der Technisierung, in den letzten 50 Jahren immer mehr zu einer Industrie. Diese beschriebene Entwicklung ist nicht zuletzt auch ein Ergebnis der früheren Agrarpolitik. Schnell und günstig sollten die Produkte produziert werden, das Wohl der Tiere war früher eher nachrangig. Eine Entwicklung, die heute nicht mehr als zukunftsfähig angesehen werden kann. Seit mehreren Jahren sind die Themen Tierschutz, Tierwohl und Tiergesundheit endlich auch für die sogenannten Nutztiere in das öffentliche Interesse getreten. Die Tierhaltenden nehmen diese gesellschaftliche Diskussion wahr. Viele, aber längst nicht ausreichend, engagierte Tierhalterinnen und Tierhalter setzen bereits Weiterentwicklungen bei bestehenden Zucht-, Haltungsformen und –konzepten um. Ziel muss aber die Umsetzung in der Breite sein, um eine tiergerechte, nachhaltige Tierhaltung zu erreichen. Hürden für höhere Standards und ein Mehr an Tierwohl liegen sehr häufig in den damit verbundenen hohen Kosten für Um- und Neubau, fehlender Planungssicherheit, aber insbesondere auch in der zu niedrigen Honorierung seitens der Marktakteure wie Verarbeitungsunternehmen, dem Handel und der Lebensmittelindustrie.

    Die steigende Nachfrage und der Wertverlust tierischer Produkte hatten auch entscheidenden Einfluss auf die Zucht der Tiere, denn um den Bedarf zu decken, musste nicht nur die Zahl der gehaltenen Tiere stark erhöht werden, sondern auch die Zuchtziele wurden auf höhere Leistung angepasst und die Tiere entsprechend selektiert. Ziele sind, je nach Nutzungsart, eine möglichst effiziente Futterverwertung, schnelles Wachstum, eine sehr gute Fruchtbarkeit und ein hohes Schlachtgewicht, eine hohe Lege- oder Milchleistung. Das hat dazu geführt, dass in den unterschiedlichen Bereichen wenige Rassen mit hohen Tierzahlen verwendet werden. Dies ist problematisch, da auch mit diesen Zuchtzielen viele unerwünschte Nebeneffekte und Krankheiten für die Tiere einhergehen, welche sich über die Jahrzehnte in dem Erbgut der unterschiedlichsten Rassen festsetzten. Dies ist inzwischen für viele Tierarten und Rassen bekannt, sodass einige Zuchtverbände versuchen durch geeignete Maßnahmen dagegen zu steuern und gesündere Tiere zu züchten. Allerdings erfolgt dies immer unter der Maßgabe einer gleichbleibend oder zumindest annähernd gleich hohen Leistung, um den nach wie vor übermäßig hohen Konsum tierischer Lebensmittel decken zu können. Hier braucht es ein Umdenken bei den Konsumenten, um den Tieren langfristig durch tierfreieren Lebensmittelverzehr zu gesünderen Zuchten zu verhelfen!

    Kurz, knapp und stark vereinfacht erklärt:

    Die Zucht von Tieren und unterschiedlichen Rassen gibt es bereits seit hunderten von Jahren. Ursprünglich entstanden diese vor allem, um bestimmte Eigenschaften zu erhalten und zu verbessern. Die Tiere sollten damals bspw. bei schweren, zehrenden Arbeiten, bei der Jagd, im Krieg, bei der Rettung von Menschen, beim Treiben von Vieh und beim Fernhalten von unerwünschten Menschen oder Tieren unterstützen. Außerdem spendeten sie nicht nur lebenserhaltende Wärme, sondern lieferten wertvolle Lebensmittel und andere Rohstoffe. Im Fokus standen also die Gesundheit, der Charakter und die wertvollen Eigenschaften der Tiere. Über die Jahrhunderte veränderten sich jedoch die Zuchtziele spätestens mit der Industrialisierung und wachsenden Weltbevölkerung, sodass man auf der einen Seite nicht mehr auf die z.T. lebensrettenden Eigenschaften angewiesen war und auf der anderen Seite mehr tierische Produkte für die Sicherstellung der menschlichen Ernährung brauchte. Dies führte zum einem dazu, dass sich in der privaten Tierhaltung die Funktion der Tiere fast vollständig änderte und zum anderen, dass sich die industrielle Tierhaltung lebensmittelliefernder Tiere mit sehr hohen Tierzahlen und -dichten und einer drastischen Leistungssteigerung etablierte - beides Entwicklungen zu Ungunsten der Tiergesundheit.

    In der privaten Haltung veränderte sich die Funktion vom „Arbeitstier“ zum „Hobby- und Begleittier“ und damit auch die Zuchtziele. Als Begleittiere sollen sie häufig v.a. zum Lifestyle ihrer Tierhalterinnen und Tierhalter passen und übernehmen z.T. sogar die Funktion eines Partners oder einer Partnerin, eines Kindes oder desbesten Freundes oder der besten Freundin. Dadurch steht zunehmend das äußere Erscheinungsbild im Fokus, also u.a. die Kopfform, Farbe, Größe, Zeichnung – je ausgefallener desto besser. Körpermerkmale werden nicht mehr nur auf Funktion, sondern z.T. ausschließlich aufgrund von optischen Merkmalen ausgewählt. Leider wurde viel zu lange verkannt oder ignoriert, dass viele dieser Merkmale mit dem Auftreten unerwünschter Nebeneffekte und Krankheiten einhergehen, sodass sich diese über die Jahre in dem Erbgut der unterschiedlichsten Rassen festsetzten. Einige Beispiele unerwünschter Nebeneffekte sind: Taubheit oder Blindheit aufgrund von fehlenden Fellpigmenten bei stark weißköpfigen Hunden, Haarausfall bei Hunden mit besonderen Fellfarben wie lilac, silver, charcoal und champagner, Knochenkrebs bei übergroßen Tieren, Atemprobleme bei kurzköpfigen Rassen, Bandscheibenvorfälle bei stark kurzbeinigen Tieren, Hautprobleme aufgrund von Faltenbildung usw. Zudem wurden für schnelle Zuchterfolge, die Vererbung und den Erhalt bestimmter, erwünschter Merkmale, für „Zuchtreinheit“ und auch die Generierung neuer Rassen immer häufiger verwandte Tiere mit gleichen oder sehr ähnlichen Merkmalen verpaart, sodass es über die Jahrzehnte zu sehr hohen Inzuchtraten gekommen ist. Inzucht führt, wie beim Menschen auch, jedoch zu weiteren genetisch bedingten Krankheiten, die nun in vielen unserer Rassen wie wir sie heute kennen ebenfalls auftauchen. Bekannte Inzuchtfolgen sind beispielsweise ein erhöhtes Krebsrisiko, diverse körperliche Fehlentwicklungen, Krankheiten wie Epilepsie und bestimmte Demenzformen, die Neigung zu Allergien, Stupidität oder Kurzlebigkeit. Die Entwicklung vom Arbeitstier zum Begleittier hatte also nicht ausschließlich gute Folgen für die Tiere – ganz im Gegenteil. Dies führt einfach gesagt, über kurz oder lang dazu, dass es keine gesunden Rassetiere mehr geben wird, wenn bei den Kaufenden, also künftigen Tierbesitzerinnen und -besitzern und den Züchtenden kein massives Umdenken stattfindet.

    Auch die Zucht nahrungsmittel- und rohstoffliefernder Tiere hat eine enorme Entwicklung durchgemacht. Die Ursprünge der bäuerlichen Nutztierhaltung lagen in der Domestizierung, das heißt in der züchterisch-genetischen Veränderung von Wildtierarten. Im 18. Jahrhundert kamen gezielte Züchtungen auf, die darauf abzielten, dass bspw. Schweine mehr Fleisch lieferten. Sie entwickelten sich zunehmend weg vom ursprünglich wilden Schwein. Durch das Hauptziel der Fleisch- und auch Milch- und Legeleistung wurden die Tiere der entsprechenden Rassen immer mehr zu reinen Nutztieren, die ausschließlich zur Bedienung einer Nachfrage des Menschen da sind. Im 20. Jahrhundert nahm der Konsum von Fleisch, Milch, Eiern und daraus entstehenden Produkten massiv zu. Die entsprechend große Nachfrage musste bedient werden.

    In den 70er-Jahren kam zum ersten Mal der Begriff der Massentierhaltung auf. Von der einfachen Haltung beim Bauern entwickelte sich die Sparte der Nahrungsmittelgewinnung, u.a. aufgrund der hohen Nachfrage und der Technisierung, in den letzten 50 Jahren immer mehr zu einer Industrie. Diese beschriebene Entwicklung ist nicht zuletzt auch ein Ergebnis der früheren Agrarpolitik. Schnell und günstig sollten die Produkte produziert werden, das Wohl der Tiere war früher eher nachrangig. Eine Entwicklung, die heute nicht mehr als zukunftsfähig angesehen werden kann. Seit mehreren Jahren sind die Themen Tierschutz, Tierwohl und Tiergesundheit endlich auch für die sogenannten Nutztiere in das öffentliche Interesse getreten. Die Tierhaltenden nehmen diese gesellschaftliche Diskussion wahr. Viele, aber längst nicht ausreichend, engagierte Tierhalterinnen und Tierhalter setzen bereits Weiterentwicklungen bei bestehenden Zucht-, Haltungsformen und –konzepten um. Ziel muss aber die Umsetzung in der Breite sein, um eine tiergerechte, nachhaltige Tierhaltung zu erreichen. Hürden für höhere Standards und ein Mehr an Tierwohl liegen sehr häufig in den damit verbundenen hohen Kosten für Um- und Neubau, fehlender Planungssicherheit, aber insbesondere auch in der zu niedrigen Honorierung seitens der Marktakteure wie Verarbeitungsunternehmen, dem Handel und der Lebensmittelindustrie.

    Die steigende Nachfrage und der Wertverlust tierischer Produkte hatten auch entscheidenden Einfluss auf die Zucht der Tiere, denn um den Bedarf zu decken, musste nicht nur die Zahl der gehaltenen Tiere stark erhöht werden, sondern auch die Zuchtziele wurden auf höhere Leistung angepasst und die Tiere entsprechend selektiert. Ziele sind, je nach Nutzungsart, eine möglichst effiziente Futterverwertung, schnelles Wachstum, eine sehr gute Fruchtbarkeit und ein hohes Schlachtgewicht, eine hohe Lege- oder Milchleistung. Das hat dazu geführt, dass in den unterschiedlichen Bereichen wenige Rassen mit hohen Tierzahlen verwendet werden. Dies ist problematisch, da auch mit diesen Zuchtzielen viele unerwünschte Nebeneffekte und Krankheiten für die Tiere einhergehen, welche sich über die Jahrzehnte in dem Erbgut der unterschiedlichsten Rassen festsetzten. Dies ist inzwischen für viele Tierarten und Rassen bekannt, sodass einige Zuchtverbände versuchen durch geeignete Maßnahmen dagegen zu steuern und gesündere Tiere zu züchten. Allerdings erfolgt dies immer unter der Maßgabe einer gleichbleibend oder zumindest annähernd gleich hohen Leistung, um den nach wie vor übermäßig hohen Konsum tierischer Lebensmittel decken zu können. Hier braucht es ein Umdenken bei den Konsumenten, um den Tieren langfristig durch tierfreieren Lebensmittelverzehr zu gesünderen Zuchten zu verhelfen!

  • Was kannst Du tun?

    • Hinschauen und über die Rasse informieren
    • Keine Tiere kaufen, die Merkmale von Qualzucht zeigen
    • Wahl aus verantwortungsvoller Zucht
    • Noch besser: Schau mal im Tierheim
    • Keine Straßen- oder Auslandskäufe aus Mitleid
    • Miteinander reden und aufklären •Keine Werbung mit Qualzuchttieren
    • Selbstkritisch bleiben: Nicht die Zucht kranker Tiere unterstützen
    • Keine Likes für Tierleid in den Sozialen Medien vergeben
    • Hinschauen und über die Rasse informieren
    • Keine Tiere kaufen, die Merkmale von Qualzucht zeigen
    • Wahl aus verantwortungsvoller Zucht
    • Noch besser: Schau mal im Tierheim
    • Keine Straßen- oder Auslandskäufe aus Mitleid
    • Miteinander reden und aufklären •Keine Werbung mit Qualzuchttieren
    • Selbstkritisch bleiben: Nicht die Zucht kranker Tiere unterstützen
    • Keine Likes für Tierleid in den Sozialen Medien vergeben
  • Wo sind weiterführende Informationen zu finden?

    Zu Qualzuchten:

    Zum Umgang mit Tieren in Sozialen Medien:

  • Leseempfehlung

    Titel einer Btoschüre von Prof. Dr. Achim Gruber

    Leseempfehlung

    Das Sachbuch "Geschundene Gefährten - Über Irrwege in der Rassezucht und unsere Verantwortung für Hund und Katze“ von Prof. Dr. Achim Gruber, einem bekannten Tierpathologen über Tierethik und Tierwohl, informiert sensibel und lösungsorientiert über das Thema Qualzucht und damit verbundene Leiden bei Haus- aber auch Nutztieren, mit dem Schwerpunkt Hunde und Katzen.

    Titel einer Btoschüre von Prof. Dr. Achim Gruber

    Leseempfehlung

    Das Sachbuch "Geschundene Gefährten - Über Irrwege in der Rassezucht und unsere Verantwortung für Hund und Katze“ von Prof. Dr. Achim Gruber, einem bekannten Tierpathologen über Tierethik und Tierwohl, informiert sensibel und lösungsorientiert über das Thema Qualzucht und damit verbundene Leiden bei Haus- aber auch Nutztieren, mit dem Schwerpunkt Hunde und Katzen.