Umgang mit Stadttauben - Stadttaubenmanagement
Inhalt
Einführende Informationen und Rechtsstatus der Stadttauben
Bei Stadttauben (Columba livia forma urbana) handelt es sich im eigentlichen Sinne um Haustiere, d.h. domestizierte Tiere, die in verwilderter Form in urbanen Räumen leben. Stadttauben sind nicht den Wildtauben, wie z.B. der Ringeltaube, zuzuordnen. Stadttaubenschwärme bestehen in der Regel aus Nachfahren von ehemaligen Zucht-, Brief- oder auch Hochzeitstauben. Zudem mischen sich auch verirrte Tauben aus privaten Taubenhaltungen unter die Stadttaubenpopulationen. Ursprünglich wurden Tauben zur Produktion von Fleisch, Eiern oder eben als Brieftauben vom Menschen domestiziert und gezüchtet. Ihre Domestikation begann bereits vor ca. 5000 Jahren.
Stadttauben finden als genetische Nachkommen der Felsentaube in den Städten geeignete Standorte, z.B. in und an Gebäuden, um dort brüten zu können. Aufgrund der Domestizierung sind Stadttauben an den Menschen angepasst und verfügen genetisch bedingt über besondere Eigenschaften. Dazu gehören eine erhöhte Brutaktivität – auch unabhängig von der Jahreszeit und dem Nahrungsangebot, die Nutzung desselben Nests über mehrere Jahre und das Fehlen der ursprünglichen Nesthygiene. Stadttauben haben eine geringe Scheu vor Menschen und zeigen ein vermindertes Aggressions- und Territorialverhalten. Diese besonderen Eigenschaften führen dazu, dass es „Stadttaubenprobleme“ in Kommunen gibt und diese sich zuspitzen, wenn nichts unternommen wird. Die Stadttaube ist als domestiziertes Haustier darauf angewiesen in der städtischen Umgebung zu leben, deren Bedingungen ein tiergerechtes Leben jedoch nicht sicherstellen kann. Zudem bedeutet eine hohe Stadttaubenpopulation oftmals für die Städte und deren Einwohner:innen eine Verschmutzungs- und Belästigungssituation.
Aus Tierschutzsicht sowie aus Gründen der Sauberkeit der Kommunen sind daher tierschutzkonforme, langfristig angelegte Maßnahmen durch die Kommune zum Umgang mit Stadttauben und zur Regulierung der Bestände unerlässlich.
Rechtlich gesehen unterliegen Stadttauben einem allgemeinen Schutzstatus gemäß § 4 Abs. 1 Satz 1 BArtSchV. Sie fallen gemäß § 2 BJagdG nicht unter das Jagdrecht. Nach der gesetzlichen Einordnung und gemäß Tierschutzgesetz dürfen sie weder getötet noch mit tierschutzwidrigen Mitteln und Methoden (inadäquat angebrachte Netze, Klebepasten, spitzen Spikes, Fallen etc.) vergrämt, gefangen oder verletzt werden. Zum Schutzstatus der Taube gehört, dass niemand einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen (§ 1 TierSchG) darf. Eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren droht nach § 17 TierSchG dem, der ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund tötet oder ihm länger anhaltende oder sich wiederholende erhebliche Schmerzen oder Leiden zufügt.
Bei Stadttauben (Columba livia forma urbana) handelt es sich im eigentlichen Sinne um Haustiere, d.h. domestizierte Tiere, die in verwilderter Form in urbanen Räumen leben. Stadttauben sind nicht den Wildtauben, wie z.B. der Ringeltaube, zuzuordnen. Stadttaubenschwärme bestehen in der Regel aus Nachfahren von ehemaligen Zucht-, Brief- oder auch Hochzeitstauben. Zudem mischen sich auch verirrte Tauben aus privaten Taubenhaltungen unter die Stadttaubenpopulationen. Ursprünglich wurden Tauben zur Produktion von Fleisch, Eiern oder eben als Brieftauben vom Menschen domestiziert und gezüchtet. Ihre Domestikation begann bereits vor ca. 5000 Jahren.
Stadttauben finden als genetische Nachkommen der Felsentaube in den Städten geeignete Standorte, z.B. in und an Gebäuden, um dort brüten zu können. Aufgrund der Domestizierung sind Stadttauben an den Menschen angepasst und verfügen genetisch bedingt über besondere Eigenschaften. Dazu gehören eine erhöhte Brutaktivität – auch unabhängig von der Jahreszeit und dem Nahrungsangebot, die Nutzung desselben Nests über mehrere Jahre und das Fehlen der ursprünglichen Nesthygiene. Stadttauben haben eine geringe Scheu vor Menschen und zeigen ein vermindertes Aggressions- und Territorialverhalten. Diese besonderen Eigenschaften führen dazu, dass es „Stadttaubenprobleme“ in Kommunen gibt und diese sich zuspitzen, wenn nichts unternommen wird. Die Stadttaube ist als domestiziertes Haustier darauf angewiesen in der städtischen Umgebung zu leben, deren Bedingungen ein tiergerechtes Leben jedoch nicht sicherstellen kann. Zudem bedeutet eine hohe Stadttaubenpopulation oftmals für die Städte und deren Einwohner:innen eine Verschmutzungs- und Belästigungssituation.
Aus Tierschutzsicht sowie aus Gründen der Sauberkeit der Kommunen sind daher tierschutzkonforme, langfristig angelegte Maßnahmen durch die Kommune zum Umgang mit Stadttauben und zur Regulierung der Bestände unerlässlich.
Rechtlich gesehen unterliegen Stadttauben einem allgemeinen Schutzstatus gemäß § 4 Abs. 1 Satz 1 BArtSchV. Sie fallen gemäß § 2 BJagdG nicht unter das Jagdrecht. Nach der gesetzlichen Einordnung und gemäß Tierschutzgesetz dürfen sie weder getötet noch mit tierschutzwidrigen Mitteln und Methoden (inadäquat angebrachte Netze, Klebepasten, spitzen Spikes, Fallen etc.) vergrämt, gefangen oder verletzt werden. Zum Schutzstatus der Taube gehört, dass niemand einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen (§ 1 TierSchG) darf. Eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren droht nach § 17 TierSchG dem, der ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund tötet oder ihm länger anhaltende oder sich wiederholende erhebliche Schmerzen oder Leiden zufügt.
Konfliktsituation durch Stadttauben
Die Konfliktsituation durch Stadttauben ist sowohl aus Tierschutzsicht durch widrige Umstände für die Tauben in der städtischen Umgebung als auch hinsichtlich von Verschmutzungen des öffentlichen Raumes bedingt. Aufgrund ihrer Eigenschaften als domestizierte Haustauben haben es Stadttauben schwer, in freier Wildbahn bzw. in der Stadt zu überleben. Das Leben von Stadttauben geht einher mit einem schlechten Gesundheitszustand und einer geringen Lebenserwartung. Sie erkranken oft aufgrund von Mangel- und Fehlernährung, leiden unter Parasiten, sind erhöhten Todes- und Verletzungsrisiken ausgesetzt und werden leicht Opfer von tierschutzwidrigen Vergrämungsmaßnahmen oder Tierquälerei.
Stadttauben finden in Städten kein artgerechtes Futter. Um zu überleben, sind sie auf Essenreste und Abfälle angewiesen. Doch die Fehl- und Mangelernährung macht sie krank. Auch Fütterungsverbote, wie sie von einigen Kommunen umgesetzt werden, verschärfen eher das Problem. Diese können zur weiteren Verelendung der Tiere führen, denn durch die Mangelernährung werden Durchfall und Hungerkot begünstigt. Dieser wiederum führt zudem zu einer stärkeren Verschmutzung des öffentlichen Raumes und ist schwerer zu beseitigen. Bei einer artgerechten Ernährung haben Tauben einen festen Kot. Da den Tauben angezüchtet wurde, ganzjährig zu brüten – und dies auch bei Nahrungsmittelmangel oder Fehlernährung erfolgt – führt dies auch nicht zu einer Eindämmung der Population. Um den Stadttauben wirksam zu helfen und die Population auf eine akzeptable Größe zu reduzieren, sind nur eine artgerechte Fütterung im Rahmen eines betreuten Taubenschlages sowie weitere flankierende Maßnahmen sinnvoll (s.u.).
Die Anforderung für die Kommunen besteht darin, zum einen einen tierschutzgerechten Umgang mit den Tauben sicherzustellen und zum anderen Verschmutzungen und Schäden an Gebäuden, Plätzen etc. sowie Belästigungen für Bürger:innen zu reduzieren. Natürlich ist die Umsetzung entsprechender Managementmaßnahmen zum Umgang mit Stadttauben einschließlich Reduzierung der Population mit möglichst vertretbarem Kostenaufwand eine Herausforderung für die Kommunen. Dennoch müssen diese ihrer Verantwortung sowohl in finanzieller als auch in organisatorischer Hinsicht nachkommen. Gemäß eines Gutachtens obliegen den Kommunen Schutz- und Halterpflichten gegenüber Stadttauben, die als Fundtiere gelten.
Die Konfliktsituation durch Stadttauben ist sowohl aus Tierschutzsicht durch widrige Umstände für die Tauben in der städtischen Umgebung als auch hinsichtlich von Verschmutzungen des öffentlichen Raumes bedingt. Aufgrund ihrer Eigenschaften als domestizierte Haustauben haben es Stadttauben schwer, in freier Wildbahn bzw. in der Stadt zu überleben. Das Leben von Stadttauben geht einher mit einem schlechten Gesundheitszustand und einer geringen Lebenserwartung. Sie erkranken oft aufgrund von Mangel- und Fehlernährung, leiden unter Parasiten, sind erhöhten Todes- und Verletzungsrisiken ausgesetzt und werden leicht Opfer von tierschutzwidrigen Vergrämungsmaßnahmen oder Tierquälerei.
Stadttauben finden in Städten kein artgerechtes Futter. Um zu überleben, sind sie auf Essenreste und Abfälle angewiesen. Doch die Fehl- und Mangelernährung macht sie krank. Auch Fütterungsverbote, wie sie von einigen Kommunen umgesetzt werden, verschärfen eher das Problem. Diese können zur weiteren Verelendung der Tiere führen, denn durch die Mangelernährung werden Durchfall und Hungerkot begünstigt. Dieser wiederum führt zudem zu einer stärkeren Verschmutzung des öffentlichen Raumes und ist schwerer zu beseitigen. Bei einer artgerechten Ernährung haben Tauben einen festen Kot. Da den Tauben angezüchtet wurde, ganzjährig zu brüten – und dies auch bei Nahrungsmittelmangel oder Fehlernährung erfolgt – führt dies auch nicht zu einer Eindämmung der Population. Um den Stadttauben wirksam zu helfen und die Population auf eine akzeptable Größe zu reduzieren, sind nur eine artgerechte Fütterung im Rahmen eines betreuten Taubenschlages sowie weitere flankierende Maßnahmen sinnvoll (s.u.).
Die Anforderung für die Kommunen besteht darin, zum einen einen tierschutzgerechten Umgang mit den Tauben sicherzustellen und zum anderen Verschmutzungen und Schäden an Gebäuden, Plätzen etc. sowie Belästigungen für Bürger:innen zu reduzieren. Natürlich ist die Umsetzung entsprechender Managementmaßnahmen zum Umgang mit Stadttauben einschließlich Reduzierung der Population mit möglichst vertretbarem Kostenaufwand eine Herausforderung für die Kommunen. Dennoch müssen diese ihrer Verantwortung sowohl in finanzieller als auch in organisatorischer Hinsicht nachkommen. Gemäß eines Gutachtens obliegen den Kommunen Schutz- und Halterpflichten gegenüber Stadttauben, die als Fundtiere gelten.
Umsetzung eines Gesamtkonzepts
Um die Situation und den Tierschutz von Stadttauben zu verbessern sowie Probleme der Städte aufgrund zunehmender Bestände in den Griff zu bekommen, existieren in mehreren Städten Deutschlands Initiativen mit steigender Tendenz. Ziel ist es, die Taubenpopulation in einer für die Stadt akzeptable Größe zu regulieren sowie die Konfliktsituation zu entschärfen. Die Programme der Städte basieren oft auf dem sogenannten „Augsburger Modell“. Die Erfahrungen von derartigen Vorhaben zeigen, dass Stadttaubenprojekte wirksam sein können und sich Erfolge auch sehr schnell zeigen. Der Erfolg hängt jedoch von vielen Faktoren, wie bspw. der richtigen Standortwahl für die Errichtung betreuter Taubenschläge oder auch der Kontinuität bei der Umsetzung der Maßnahmen vor Ort ab (siehe „Erfahrungen mit Stadttaubenprojekten nach dem „Augsburger Modell“ und Praxisbeispiele. Ergebnisse der Stadttaubenumfrage 2020/2021“ von Menschen für Tierrechte).
Stadttaubenmanagementmaßnahmen sind ein notwendiges und wirksames Mittel, um den Tierschutz von Stadttauben zu verbessern und ggf. durch Tauben entstehende Konflikte in Städten zu mindern. Hierfür ist ein Gesamtkonzept, bestehend aus verschiedenen Maßnahmen, unerlässlich. Derartige Konzepte müssen immer an die konkrete örtliche und individuelle Situation angepasst sein. Das beinhaltet, dass die jeweilige Problemsituation und Hotspots von Taubenansammlungen und wilde Brutplätze identifiziert werden. Zunächst ist eine gründliche Bestandserhebung der Tauben (Zählung) erforderlich. Die Brennpunkte sind meistens bekannt, die wilden Brutstätten allerdings weniger.
Im Mittelpunkt eines Gesamtkonzeptes zum Umgang mit Stadttauben steht das Errichten betreuter Stadttaubenschläge und die Umsiedlung der Tauben in diese. Gleichzeitig bedarf es anderer Maßnahmen, wie den Verschluss unkontrollierter Brutstätten und ortsgebundene Fütterungsverbote, sodass die Tiere die Taubenschläge zur Futteraufnahme und Ruhe aktiv aufsuchen. Eine betreute und artgerechte Fütterung in den eingerichteten Taubenschlägen und der Gelegetausch durch Ei-Attrappen sind unerlässlich und wichtige Maßnahmen.
Die Kommune spielt eine besondere Rolle. Sie sollte die treibende Kraft für ein tragfähiges Taubenmanagement sein. Eine finanzielle und personelle Ausstattung mit langfristiger Ausrichtung ist essentiell. Bewährt hat sich die Ernennung eines/r Taubenbeauftragten bzw. einer speziell zuständigen Person für die Koordination des Taubenmanagements. Zudem sollten weitere Akteur:innen und Institutionen zusammengeführt und eine Zusammenarbeit eruiert werden. Neben behördlichen Vertretern einschließlich Ordnungs- und Veterinärämtern könnten dies Tierschutzorganisationen, weitere engagierte Bürger:innen, die Deutsche Bahn (da oftmals Bahnhöfe zu den Hotspots gehören), Stadtreinigungsgesellschaften sowie sonstige Betroffene des „Stadttaubenproblems“ (z.B. Betreiber von Einkaufszentren, Gastronomen, Wohnungsgesellschaften u.a.) sein. Hilfreich ist zudem eine Tauben-Hotline.
Die Ziele eines Gesamtkonzeptes sind:
- tierschutzgerechte Bestandskontrolle der Stadttauben
- Verringerung der Verschmutzungen und der Belästigung durch Stadttauben für die Bevölkerung
- Errichtung von betreuten Taubenschlägen
- Aufklärung und Mitnahme der Bevölkerung
Um die Situation und den Tierschutz von Stadttauben zu verbessern sowie Probleme der Städte aufgrund zunehmender Bestände in den Griff zu bekommen, existieren in mehreren Städten Deutschlands Initiativen mit steigender Tendenz. Ziel ist es, die Taubenpopulation in einer für die Stadt akzeptable Größe zu regulieren sowie die Konfliktsituation zu entschärfen. Die Programme der Städte basieren oft auf dem sogenannten „Augsburger Modell“. Die Erfahrungen von derartigen Vorhaben zeigen, dass Stadttaubenprojekte wirksam sein können und sich Erfolge auch sehr schnell zeigen. Der Erfolg hängt jedoch von vielen Faktoren, wie bspw. der richtigen Standortwahl für die Errichtung betreuter Taubenschläge oder auch der Kontinuität bei der Umsetzung der Maßnahmen vor Ort ab (siehe „Erfahrungen mit Stadttaubenprojekten nach dem „Augsburger Modell“ und Praxisbeispiele. Ergebnisse der Stadttaubenumfrage 2020/2021“ von Menschen für Tierrechte).
Stadttaubenmanagementmaßnahmen sind ein notwendiges und wirksames Mittel, um den Tierschutz von Stadttauben zu verbessern und ggf. durch Tauben entstehende Konflikte in Städten zu mindern. Hierfür ist ein Gesamtkonzept, bestehend aus verschiedenen Maßnahmen, unerlässlich. Derartige Konzepte müssen immer an die konkrete örtliche und individuelle Situation angepasst sein. Das beinhaltet, dass die jeweilige Problemsituation und Hotspots von Taubenansammlungen und wilde Brutplätze identifiziert werden. Zunächst ist eine gründliche Bestandserhebung der Tauben (Zählung) erforderlich. Die Brennpunkte sind meistens bekannt, die wilden Brutstätten allerdings weniger.
Im Mittelpunkt eines Gesamtkonzeptes zum Umgang mit Stadttauben steht das Errichten betreuter Stadttaubenschläge und die Umsiedlung der Tauben in diese. Gleichzeitig bedarf es anderer Maßnahmen, wie den Verschluss unkontrollierter Brutstätten und ortsgebundene Fütterungsverbote, sodass die Tiere die Taubenschläge zur Futteraufnahme und Ruhe aktiv aufsuchen. Eine betreute und artgerechte Fütterung in den eingerichteten Taubenschlägen und der Gelegetausch durch Ei-Attrappen sind unerlässlich und wichtige Maßnahmen.
Die Kommune spielt eine besondere Rolle. Sie sollte die treibende Kraft für ein tragfähiges Taubenmanagement sein. Eine finanzielle und personelle Ausstattung mit langfristiger Ausrichtung ist essentiell. Bewährt hat sich die Ernennung eines/r Taubenbeauftragten bzw. einer speziell zuständigen Person für die Koordination des Taubenmanagements. Zudem sollten weitere Akteur:innen und Institutionen zusammengeführt und eine Zusammenarbeit eruiert werden. Neben behördlichen Vertretern einschließlich Ordnungs- und Veterinärämtern könnten dies Tierschutzorganisationen, weitere engagierte Bürger:innen, die Deutsche Bahn (da oftmals Bahnhöfe zu den Hotspots gehören), Stadtreinigungsgesellschaften sowie sonstige Betroffene des „Stadttaubenproblems“ (z.B. Betreiber von Einkaufszentren, Gastronomen, Wohnungsgesellschaften u.a.) sein. Hilfreich ist zudem eine Tauben-Hotline.
Die Ziele eines Gesamtkonzeptes sind:
- tierschutzgerechte Bestandskontrolle der Stadttauben
- Verringerung der Verschmutzungen und der Belästigung durch Stadttauben für die Bevölkerung
- Errichtung von betreuten Taubenschlägen
- Aufklärung und Mitnahme der Bevölkerung
Betreute Taubenschläge und erforderliche Maßnahmen
Basis des Gesamtkonzepts im Rahmen eines Stadttaubenmanagements bilden die Errichtung und Betreibung von Taubenschlägen einschließlich der fachkundigen und artgerechten Betreuung der Stadttauben. In Anlehnung an „Stadttaubenmanagement in deutschen (Groß)Städten“, Menschen für Tierrechte, 2021, die „Empfehlungen zur tierschutzgerechten Bestandskontrolle der Stadttaubenpopulation“, Tierschutzbeirat des Landes Niedersachsen, 2019, sowie die Erfahrungen der „Stadttaubenhilfe Bernau b. Berlin“ (s. Extrakapitel) sind nachfolgend einige Eckpunkte, Maßnahmen und Erfahrungswerte für betreute Taubenschläge aufgeführt:
Was ist bei der Etablierung von betreuten Taubenschlägen zu berücksichtigen?
- Errichtung bevorzugt in der Nähe der Hotspots, also an Taubenbrennpunkten und nah an wilden Brutplätzen; dies erfordert die Identifizierung solcher Hotspots und die Suche geeigneter Standorte
- Sicherstellen von qualifizierten, zuverlässigen Betreuer:innen; hierbei sollte es sich um bezahltes Personal handeln, das idealerweise von Ehrenamtlichen unterstützt wird
- Versorgung verletzter Tiere oder verwaister Tiere sicherstellen/ tierärztliche Betreuung
- Standorte sollten leicht zugänglich sein, über einen Wasser- und Stromanschluss verfügen und vor Vandalismus sowie unbefugten Betreten geschützt werden
- Schlaggröße orientiert sich an der gesamten Stadttaubenpopulation des jeweiligen Brennpunktes und sollte diese aufnehmen können, zusätzlich sollte eine Kapazität von 15-20 % vorhanden sein, jedoch sollte die Größe nicht mehr als ca. 200 Tauben umfassen, sodass bei großen Populationen ggf. mehrere Schläge errichtet werden sollten
- Klärung, ob städtische Entsorgungsfirma sowie Futterlieferanten zur Verfügung stehen
- Erfassung und Dokumentation der Schlagannahme, des Eiertausches, der Populationsentwicklung
- wilde Brutplätze in Schlagnähe verschließen sowie tierschutzgerechte Vergrämungsmaßnahmen durchführen
- verschließbare Ein- und Ausflugsöffnungen mit Landeflächen, die sich im oberen Bereich des Schlages befinden; Sicherung der Einflüge vor Greifvögeln sowie Ratten, Mäusen, Marder
- Durchführung von Erfolgskontrollen
- Information der Bevölkerung und Öffentlichkeitsarbeit, z.B. zum Vermeiden von Taubenfütterungen; Bürger:innen durch entsprechende Aufklärung in das Konzept einbinden und Akzeptanz für Maßnahmen schaffen
Welche Schlagtypen gibt es, wie sollten sie ausgestaltet sein?
Es gibt verschiedene Schlagtypen, die jeweils Vor- und Nachteile aufweisen. Von Taubentürmen wird eher abgeraten, da diese teuer und nachteilig für die Betreuung sind sowie eine zu geringe Kapazität haben. Den Erfahrungen nach werden Schlagtypen in großer Höhe, z.B. auf Flachdächern, eher angenommen als in Bodennähe. Mögliche Schlagtypen sind: Taubenschlag in Innenräumen (z.B. Dachböden), Taubenschlag auf erhöhten Außenflächen (z.B. Dächer, Terrassen, Parkhäusern), Bauwagen oder Container, Taubenturm mit Innen- oder Außentreppe.
Es sollten genügend Nistzellen und Ruheplätze vorhanden sein. Sitzstangen, die von der Decke hängen, nutzen den Raum gut aus. Ruheplätze können Sitzbrettchen, Dreiecks-Sitzbrettchen, Malerblöcke, Sitzblöcke sein. Die Nistzellen können mit Nistschalen, z.B. aus Pappe, ausgelegt sein, wobei diese innen nicht zu glatt sein dürfen. Als Nistmaterial eignet sich z.B. Stroh. Nistzellen können an die Wand angebaut werden, z.B. mittels Regalsystemen.
Als Bodenbelag eignet sich sowohl Einstreu, kein Belag, Sand oder auch beispielsweise Einwegfolien. Letztere sind leicht zu handhaben, allerdings wenig umweltfreundlich. Ausgedientes Zeitungspapier bietet eine gute Alternative. Einstreu bindet Feuchtigkeit sehr gut, ist aber kosten- und arbeitsintensiv. Falls kein Belag vorhanden ist, erfordert dies eine tägliche Reinigung, Sand (Bausand) kann mit dem Rechen abgezogen werden, muss ca. alle drei Monate erneuert werden. Ungeeignet sind Sägespäne. Für die Desinfektion sollten der Boden und weitere Flächen regelmäßig mit einer dünnen Kalkschicht oder Kieselgur behandelt werden.
Der Kot sollte je nach Belag/Einstreu zwischen täglich bis dreimal monatlich entfernt werden. Es ist darauf zu achten, dass Exkremente nicht in staubtrockenem Zustand abgekratzt werden. Durch vorheriges Anfeuchten mit Wasser kann eine unnötige Staubentwicklung verhindert werden. Wichtig sind Schutzkleidung und die Verwendung von mindestens FFP2-Masken für die Reinigung des Schlages. Ggf. können sogenannte Schlagstaubsauger genutzt werden, die auch von Taubenzüchtern eingesetzt werden.
Was ist bei der Schlagumsiedlung zu beachten?
Für die Umsiedlung in den Taubenschlag können sogenannte „Locktauben“ eingesetzt werden. Der neue Bereich kann dadurch für freilebende Tauben attraktiver gemacht werden. Den Erfahrungen einzelner Städte nach beträgt die Eingewöhnungsphase der Tauben an die Schläge unterschiedlich lang und kann einige Monate dauern. Der neue Taubenschlag sollte konsequent beobachtet werden. Einzelnistplätze und Brutnischen sollten ausreichend vorhanden sein, um das Bleiben der Tauben zu fördern.
Weitere, nicht kontrollierbare Brutplätze müssen unzugänglich gemacht werden und fachgerecht gereinigt werden. Vergrämungsvorrichtungen müssen tierschutzgerecht sein und fachgerecht angebracht – geeignet sind Gitter, Stahlnetze, Bleche - sowie regelmäßig kontrolliert werden.
Welches Futter ist tiergerecht und wie oft sollte gefüttert werden?
Betreute Taubenschläge ermöglichen eine artgerechte und kontrollierte Fütterung der Tauben, wodurch Mangel- und Fehlernährung, Krankheiten sowie Parasitenbefall bei den Tauben eingeschränkt werden können. Geeignetes Taubenfutter sind Saaten, wie Mais, Erbsen, Weizen, Gerste, Wicke, Hirse, Raps, Sonnenblumenkerne u.a. Das Futter kann sowohl durch Fertigmischungen als auch durch selbst gemischte Varianten angeboten werden. Eine ausgewachsene Taube benötigt ca. 35 – 40 g pro Tag. Tägliche Fütterungen sind mitunter schwer umsetzbar. Erfahrungsgemäß ist ein Turnus eines zweimaligen Fütterns pro Woche angebracht. Futterspender sollten vor der Kontamination von Kot geschützt werden. Frisches Wasser, Muschelgrit als Kalziumquelle und Magensteinchen müssen kontinuierlich zur Verfügung stehen.
Sinnvoll ist ein Fütterungsverbot um den Taubenschlag herum. Eine entsprechende Information der Bevölkerung ist dafür notwendig.
Was ist beim Gelegetausch zu beachten?
Um die Taubenpopulation einzudämmen, muss der Tausch der Eier gegen Attrappen erfolgen, d.h. den Brutpaaren werden Ei-Attrappen untergelegt. Die Taubeneier sollten regelmäßig und spätestens bis zum 7. Tag ausgetauscht werden. Es stehen handelsübliche Gips- und Kunststoffeier zur Verfügung. Zu Beginn der Schlagumsiedlung und später hin und wieder sollte eine erfolgreiche Brut ermöglicht werden, um die Tauben an den Schlag zu binden.
Mit welchen Kosten ist zu rechnen?
Die Kosten für die Umsetzung eines Stadttaubenmanagements sind abhängig von der jeweiligen Ausgangssituation und umfassen sowohl einmalige als auch laufende Kosten. Die Anzahl der Hotspots und Problembereiche, die Größe der Stadt sowie die Art und Anzahl der zu errichtenden Taubenschläge spielen ebenso eine Rolle wie beispielsweise der personelle Aufwand. Einmalige Kosten sind z.B. Bau und Ausstattung des Schlages, Reinigungsgeräte. Laufende Kostenpositionen sind Futterkosten, Schutzkleidung, Tierarztkosten, Ei-Attrappen, Personalkosten, Reinigungskosten, Öffentlichkeitsarbeit.
Wichtig ist, dass die Finanzierung langfristig sichergestellt wird. Zuständig für die Kostenübernahme sollte die Kommune sein, wobei möglichst Mittel von betroffenen Einrichtungen und Institutionen flankierend eingesetzt werden sollten.
Trotz des Kostenaufwandes für Stadttaubenmanagementmaßnahmen einschließlich betreuter Taubenschläge ist zu berücksichtigen, dass es vordergründig darum geht, den Tierschutz von Stadttauben zu verbessern sowie die Zufriedenheit der Einwohner:innen und Besucher:innen von Städten durch geringere Verschmutzungen durch Tauben zu erhöhen.
Basis des Gesamtkonzepts im Rahmen eines Stadttaubenmanagements bilden die Errichtung und Betreibung von Taubenschlägen einschließlich der fachkundigen und artgerechten Betreuung der Stadttauben. In Anlehnung an „Stadttaubenmanagement in deutschen (Groß)Städten“, Menschen für Tierrechte, 2021, die „Empfehlungen zur tierschutzgerechten Bestandskontrolle der Stadttaubenpopulation“, Tierschutzbeirat des Landes Niedersachsen, 2019, sowie die Erfahrungen der „Stadttaubenhilfe Bernau b. Berlin“ (s. Extrakapitel) sind nachfolgend einige Eckpunkte, Maßnahmen und Erfahrungswerte für betreute Taubenschläge aufgeführt:
Was ist bei der Etablierung von betreuten Taubenschlägen zu berücksichtigen?
- Errichtung bevorzugt in der Nähe der Hotspots, also an Taubenbrennpunkten und nah an wilden Brutplätzen; dies erfordert die Identifizierung solcher Hotspots und die Suche geeigneter Standorte
- Sicherstellen von qualifizierten, zuverlässigen Betreuer:innen; hierbei sollte es sich um bezahltes Personal handeln, das idealerweise von Ehrenamtlichen unterstützt wird
- Versorgung verletzter Tiere oder verwaister Tiere sicherstellen/ tierärztliche Betreuung
- Standorte sollten leicht zugänglich sein, über einen Wasser- und Stromanschluss verfügen und vor Vandalismus sowie unbefugten Betreten geschützt werden
- Schlaggröße orientiert sich an der gesamten Stadttaubenpopulation des jeweiligen Brennpunktes und sollte diese aufnehmen können, zusätzlich sollte eine Kapazität von 15-20 % vorhanden sein, jedoch sollte die Größe nicht mehr als ca. 200 Tauben umfassen, sodass bei großen Populationen ggf. mehrere Schläge errichtet werden sollten
- Klärung, ob städtische Entsorgungsfirma sowie Futterlieferanten zur Verfügung stehen
- Erfassung und Dokumentation der Schlagannahme, des Eiertausches, der Populationsentwicklung
- wilde Brutplätze in Schlagnähe verschließen sowie tierschutzgerechte Vergrämungsmaßnahmen durchführen
- verschließbare Ein- und Ausflugsöffnungen mit Landeflächen, die sich im oberen Bereich des Schlages befinden; Sicherung der Einflüge vor Greifvögeln sowie Ratten, Mäusen, Marder
- Durchführung von Erfolgskontrollen
- Information der Bevölkerung und Öffentlichkeitsarbeit, z.B. zum Vermeiden von Taubenfütterungen; Bürger:innen durch entsprechende Aufklärung in das Konzept einbinden und Akzeptanz für Maßnahmen schaffen
Welche Schlagtypen gibt es, wie sollten sie ausgestaltet sein?
Es gibt verschiedene Schlagtypen, die jeweils Vor- und Nachteile aufweisen. Von Taubentürmen wird eher abgeraten, da diese teuer und nachteilig für die Betreuung sind sowie eine zu geringe Kapazität haben. Den Erfahrungen nach werden Schlagtypen in großer Höhe, z.B. auf Flachdächern, eher angenommen als in Bodennähe. Mögliche Schlagtypen sind: Taubenschlag in Innenräumen (z.B. Dachböden), Taubenschlag auf erhöhten Außenflächen (z.B. Dächer, Terrassen, Parkhäusern), Bauwagen oder Container, Taubenturm mit Innen- oder Außentreppe.
Es sollten genügend Nistzellen und Ruheplätze vorhanden sein. Sitzstangen, die von der Decke hängen, nutzen den Raum gut aus. Ruheplätze können Sitzbrettchen, Dreiecks-Sitzbrettchen, Malerblöcke, Sitzblöcke sein. Die Nistzellen können mit Nistschalen, z.B. aus Pappe, ausgelegt sein, wobei diese innen nicht zu glatt sein dürfen. Als Nistmaterial eignet sich z.B. Stroh. Nistzellen können an die Wand angebaut werden, z.B. mittels Regalsystemen.
Als Bodenbelag eignet sich sowohl Einstreu, kein Belag, Sand oder auch beispielsweise Einwegfolien. Letztere sind leicht zu handhaben, allerdings wenig umweltfreundlich. Ausgedientes Zeitungspapier bietet eine gute Alternative. Einstreu bindet Feuchtigkeit sehr gut, ist aber kosten- und arbeitsintensiv. Falls kein Belag vorhanden ist, erfordert dies eine tägliche Reinigung, Sand (Bausand) kann mit dem Rechen abgezogen werden, muss ca. alle drei Monate erneuert werden. Ungeeignet sind Sägespäne. Für die Desinfektion sollten der Boden und weitere Flächen regelmäßig mit einer dünnen Kalkschicht oder Kieselgur behandelt werden.
Der Kot sollte je nach Belag/Einstreu zwischen täglich bis dreimal monatlich entfernt werden. Es ist darauf zu achten, dass Exkremente nicht in staubtrockenem Zustand abgekratzt werden. Durch vorheriges Anfeuchten mit Wasser kann eine unnötige Staubentwicklung verhindert werden. Wichtig sind Schutzkleidung und die Verwendung von mindestens FFP2-Masken für die Reinigung des Schlages. Ggf. können sogenannte Schlagstaubsauger genutzt werden, die auch von Taubenzüchtern eingesetzt werden.
Was ist bei der Schlagumsiedlung zu beachten?
Für die Umsiedlung in den Taubenschlag können sogenannte „Locktauben“ eingesetzt werden. Der neue Bereich kann dadurch für freilebende Tauben attraktiver gemacht werden. Den Erfahrungen einzelner Städte nach beträgt die Eingewöhnungsphase der Tauben an die Schläge unterschiedlich lang und kann einige Monate dauern. Der neue Taubenschlag sollte konsequent beobachtet werden. Einzelnistplätze und Brutnischen sollten ausreichend vorhanden sein, um das Bleiben der Tauben zu fördern.
Weitere, nicht kontrollierbare Brutplätze müssen unzugänglich gemacht werden und fachgerecht gereinigt werden. Vergrämungsvorrichtungen müssen tierschutzgerecht sein und fachgerecht angebracht – geeignet sind Gitter, Stahlnetze, Bleche - sowie regelmäßig kontrolliert werden.
Welches Futter ist tiergerecht und wie oft sollte gefüttert werden?
Betreute Taubenschläge ermöglichen eine artgerechte und kontrollierte Fütterung der Tauben, wodurch Mangel- und Fehlernährung, Krankheiten sowie Parasitenbefall bei den Tauben eingeschränkt werden können. Geeignetes Taubenfutter sind Saaten, wie Mais, Erbsen, Weizen, Gerste, Wicke, Hirse, Raps, Sonnenblumenkerne u.a. Das Futter kann sowohl durch Fertigmischungen als auch durch selbst gemischte Varianten angeboten werden. Eine ausgewachsene Taube benötigt ca. 35 – 40 g pro Tag. Tägliche Fütterungen sind mitunter schwer umsetzbar. Erfahrungsgemäß ist ein Turnus eines zweimaligen Fütterns pro Woche angebracht. Futterspender sollten vor der Kontamination von Kot geschützt werden. Frisches Wasser, Muschelgrit als Kalziumquelle und Magensteinchen müssen kontinuierlich zur Verfügung stehen.
Sinnvoll ist ein Fütterungsverbot um den Taubenschlag herum. Eine entsprechende Information der Bevölkerung ist dafür notwendig.
Was ist beim Gelegetausch zu beachten?
Um die Taubenpopulation einzudämmen, muss der Tausch der Eier gegen Attrappen erfolgen, d.h. den Brutpaaren werden Ei-Attrappen untergelegt. Die Taubeneier sollten regelmäßig und spätestens bis zum 7. Tag ausgetauscht werden. Es stehen handelsübliche Gips- und Kunststoffeier zur Verfügung. Zu Beginn der Schlagumsiedlung und später hin und wieder sollte eine erfolgreiche Brut ermöglicht werden, um die Tauben an den Schlag zu binden.
Mit welchen Kosten ist zu rechnen?
Die Kosten für die Umsetzung eines Stadttaubenmanagements sind abhängig von der jeweiligen Ausgangssituation und umfassen sowohl einmalige als auch laufende Kosten. Die Anzahl der Hotspots und Problembereiche, die Größe der Stadt sowie die Art und Anzahl der zu errichtenden Taubenschläge spielen ebenso eine Rolle wie beispielsweise der personelle Aufwand. Einmalige Kosten sind z.B. Bau und Ausstattung des Schlages, Reinigungsgeräte. Laufende Kostenpositionen sind Futterkosten, Schutzkleidung, Tierarztkosten, Ei-Attrappen, Personalkosten, Reinigungskosten, Öffentlichkeitsarbeit.
Wichtig ist, dass die Finanzierung langfristig sichergestellt wird. Zuständig für die Kostenübernahme sollte die Kommune sein, wobei möglichst Mittel von betroffenen Einrichtungen und Institutionen flankierend eingesetzt werden sollten.
Trotz des Kostenaufwandes für Stadttaubenmanagementmaßnahmen einschließlich betreuter Taubenschläge ist zu berücksichtigen, dass es vordergründig darum geht, den Tierschutz von Stadttauben zu verbessern sowie die Zufriedenheit der Einwohner:innen und Besucher:innen von Städten durch geringere Verschmutzungen durch Tauben zu erhöhen.
Erfahrungen in Brandenburg: Etablierung eines betreuten Taubenschlags in Bernau bei Berlin
Interview mit Frau Susanne Hegewald von der Stadttaubenhilfe Bernau bei Berlin im April 2024
Was war der Hintergrund für das Vorhaben, betreute Taubenschläge in Bernau zu etablieren?
Hegewald: „Am Bahnhof Bernau, genauer auf dem S-Bahnsteig, sowie auch im anliegenden Fahrradparkhaus lebten und brüteten sehr viele Tauben, was beträchtliche Verschmutzungen verursachte. Sowohl die Deutsche Bahn als auch die Stadt Bernau waren mit dem Zustand sehr unzufrieden und erhielten regelmäßig Beschwerden von Fahrgästen und Nutzer:innen des Fahrradparkhauses. Das Problem verstärkt hat der sogenannte „Durchfallkot“ der Tauben, der in seiner flüssig-schmierigen Konsistenz besonders schwer zu reinigen ist und auf der Fehl- und Mangelernährung der Stadttauben beruht. Üblicherweise ist der Kot von gesunden Tauben fest und lässt sich sehr leicht und nahezu rückstandslos beseitigen. Vergrämungsmaßnahmen brachten nicht den gewünschten Erfolg und wurden oft genug sogar als Nisthilfe benutzt.“
Welche Art von Taubenschlag wurde errichtet und wie erfolgte die Umsiedlung?
Hegewald: „In einem Gespräch mit unserem Bürgermeister, André Stahl, gelang es mir, ihn davon zu überzeugen, dass ein betreutes Taubenhaus die einzige Möglichkeit ist, den Bahnhof und das Fahrradparkhaus sauberer zu bekommen und die Population der Stadttauben rund um den Bahnhof nachhaltig einzudämmen. Die Voraussetzungen für den Erfolg eines Taubenhauses sind der richtige Standort und die Größe. Ein geplantes Taubenhaus oder ein Taubenschlag muss zwingend an einem Tauben-Hotspot eröffnet werden, da Tauben extrem standorttreu sind und ihren angestammten Radius von rund 200 m nicht freiwillig verlassen. Zudem muss das Taubenhaus eine gewisse Größe haben, um über ausreichend Nist- und Sitzplätze zu verfügen, damit auch rangniedrigere Tauben die Möglichkeit haben, ranghöheren Tauben aus dem Weg zu gehen. Da Stadttauben leider nicht in der gesamten Bevölkerung auf die nötige Akzeptanz stoßen, muss das geplante Taubenhaus unbedingt sicher vor Vandalismus sein. Besonders günstig ist es, wenn man einen Taubenschlag auf dem Flachdach eines stadteigenen Gebäudes bauen kann, da Tauben höher gelegene Behausungen naturgemäß bevorzugen. Wir haben im Mai 2022 unser Taubenhaus in Betrieb genommen. Es wurde aus Mangel an möglichen Alternativen in das zwischenzeitlich für den Verkehr gesperrte Treppenhaus des Fahrradparkhauses integriert. Ursprünglich sollte ein Taubenschlag auf das begrünte Flachdach des Fahrradparkhauses gesetzt werden, was jedoch aus statischen Gründen wieder verworfen wurde. Die Umnutzung des Treppenhauses stellt natürlich eine Besonderheit dar.
Unser Taubenhaus haben wir mit rund 20 Locktauben bestückt. Diese Tauben (von uns per Hand aufgezogene Küken und Jungtauben) wurden dort einige Wochen festgesetzt, bis sie das Taubenhaus als ihr neues Zuhause angenommen haben. Dann haben wir die Ein- und Ausflüge geöffnet und nach und nach haben sich die meisten der umliegend nistenden Tauben überzeugen lassen, dass das neue Quartier mehr Lebensqualität bietet als das alte Nest und sind ebenfalls dort eingezogen. Beschleunigen kann man das Umsiedeln der Tauben, indem man sämtliche übrigen wilden Brutplätze tiergerecht vergrämt, damit die Tauben gezwungen sind, sich eine neue Behausung zu suchen. Anderenfalls wird man Tauben nur schwer überzeugen können, ihr Nest aufzugeben, da Stadttauben über eine durch den Menschen durch Zucht verstärkte Standorttreue besitzen.“
Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit der Stadt Bernau und welche Akteure sind beteiligt?
Hegewald: „Es existiert ein Vertrag zwischen der Stadt Bernau und mir als Privatperson (die Gründung des Vereins steht noch aus), der die Betreuung des Taubenhauses und die Kostenübernahme regelt. Unsere Initiative besteht aktuell aus vier ehrenamtlichen Mitgliedern, die sich die Arbeit im Taubenhaus teilen. Unterstützt werden wir von einer ortsansässigen, vogelkundigen Tierärztin, die z.B. Impfungen der Tiere durchführt. Wir würden uns wünschen, dass es einen Kooperationsvertrag und eine intensivere Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn gäbe. Unsere Kooperation mit der Stadt Bernau läuft reibungslos, beruht auf gegenseitiger Wertschätzung und ist immer zuverlässig und unkompliziert.“
Wer trägt die Finanzierung und welcher finanzielle Aufwand pro Jahr ist nötig?
Hegewald: „Die Stadt Bernau hat sich um sämtliche Bau- und Umbaumaßnahmen und teilweise um den Ausbau des Taubenhauses gekümmert. Zudem erhalten wir als Initiative eine kleine monatliche Aufwandsentschädigung als Ehrenamtspauschale. Weiterhin trägt die Stadt einen Teil der anfallenden Kosten für Taubenfutter und sonstige Verbrauchsmaterialien, ebenso wie einen Teil der hin und wieder anfallenden Tierarztkosten. Bürgermeister André Stahl hat die Kosten für den Betrieb des Taubenhauses gegenüber der Presse auf rund 4.000 – 5.000 EUR jährlich beziffert. Die Kosten für den Bau/Ausbau des Taubenschlages hängen stark von den gegebenen Örtlichkeiten ab und sind individuell unterschiedlich. Man kann gut auf ausrangierte Bauwagen oder umgebaute, gebrauchte Container zurückgreifen. Möglich, aber etwas kostenintensiver sind spezielle Brief-/Zuchttaubenschläge oder Volieren aus Holz, welche speziell auf die Bedürfnisse der Taubenhaltung zugeschnitten sind und ein besseres Raumklima für die Tiere und erleichterte Arbeitsbedingungen für die Betreuer:innen bieten. In jedem Falle dürften die Kosten für die Inbetriebnahme bei etwas Kreativität unter 10.000 EUR bleiben. Für Nistregale verwenden wir gern ausrangierte Regale, die eigentlich auf den Sperrmüll sollten. Alle übrigen Kosten, die nicht von der Stadt übernommen werden, zahlen wir privat bzw. später, nach Vereinsgründung, möglichst von Spendengeldern. Diese zusätzlich von uns privat getragenen Kosten belaufen sich im Jahr auf etwa 2.000 EUR. Tendenziell dürften die Futter- und andere Kosten mit Dezimierung der Schwarmgröße weiterhin eher sinken. Grundsätzlich kann man als Faustregel sagen, dass eine Taube ca. 40 Gramm Körner am Tag zum Überleben braucht. Wenn man die Schwarmgröße kennt, kann man den Futterbedarf ausrechnen. Ein Sack Taubenfutter mit 25 kg kostet je nach Anbieter zwischen 18 und 23 Euro.“
Wie entwickelte sich die Taubenpopulation?
Hegewald: „Wir hatten zu Beginn, also im Mai 2022, 20 Locktauben eingesetzt. Bereits ein Jahr später lebten rund 100 Tauben im Taubenhaus, anderthalb Jahre später (im Oktober 2023) machten wir im Rahmen einer großen Impfaktion eine genaue Bestandsaufnahme und zählten ziemlich genau 200 Tauben, die das Taubenhaus bereits dauerhaft bewohnten. Der ganze Taubenschwarm rund um den Bahnhof betrug anfangs (im Jahr 2022) ca. 350 – 400 Tauben. Zum aktuellen Zeitpunkt sind es – durch konsequenten Eiertausch – noch etwa 250 Tauben dort im Schwarm, wovon ca. 170 dauerhaft im Taubenhaus leben. Im Jahr 2023 haben wir etwas über 700 Eier im Taubenhaus getauscht, das heißt, dass 700 Taubenküken nicht geboren wurden, sodass darüber die Population eingedämmt werden konnte. Leider, und das ist ein trauriger und auf keinen Fall zu vernachlässigender Aspekt, wächst die Anzahl der Tauben in jedem Sommer aufgrund der zahlreichen, neu dazukommenden Brieftauben wieder an. Hauptsächlich handelt es sich um Brieftauben, die im Rahmen des Brieftaubensports aufgelassen wurden, aber den Heimweg zum Zuchtschlag nicht schaffen oder finden. Diese Brieftauben stranden in den Städten, schließen sich Stadttaubenschwärmen an und bleiben in ihrer Not auch bei uns am und im Taubenhaus, weil sie sonst einfach nicht wissen wohin.“
Durch wen erfolgt die Betreuung? Welche Maßnahmen und welcher Aufwand ist nötig?
Hegewald: „Aktuell betreut unsere Initiative „Stadttaubenhilfe Bernau“, bestehend aus vier Mitgliedern, das Taubenhaus. Wir haben die Tage untereinander aufgeteilt. Unsere Mitglieder von der Stadttaubenhilfe sind täglich morgens vor Ort, um die Tauben mit frischem Wasser und Futter zu versorgen. Die Nester werden in der Regel zweimal wöchentlich kontrolliert und die gelegten Eier gegen Attrappen aus Gips oder Kunststoff getauscht. Das Tauschen mindestens einmal wöchentlich ist ein Muss, da die Eier ansonsten zu weit bebrütet sind und unserer Auffassung nach aus ethischen Gründen so kurz vor dem Schlüpfen der Küken nicht mehr entnommen werden sollten. Die gründliche Reinigung unseres recht großen Taubenhauses dauert ca. vier bis fünf Stunden pro Woche, meistens verteilen wir die Reinigungsarbeiten auf mehrere Tage. Kranke oder verletzte Tiere lassen sich meist im Taubenhaus von uns „finden“, werden mit nach Hause genommen, erstversorgt und ggf. unserer Tierärztin vorgestellt.
Beim Eiertausch ist zu beachten, dass in den Sommermonaten möglichst einige wenige Gelege nicht getauscht werden sollten und hin und wieder ein Bruterfolg gestattet wird. Dass ab und zu mal Küken zur Welt kommen dürfen, bindet die Tauben an das Taubenhaus. Ein dauerhaft ausbleibender Bruterfolg vertreibt die Tauben. Es ist nicht notwendig, dass jedes Taubenpaar jedes Jahr einen Bruterfolg hat, denn dieser bei ausgewählten Pärchen überträgt sich auf andere Tauben. Wir haben im letzten Jahr etwa 10 Küken kontrolliert ausbrüten lassen - eine Zahl, die bei 700 getauschten Eiern vertretbar ist.“
Wie bewerten Sie den Erfolg der Maßnahmen?
Hegewald: „Die Taubenpopulation hat sich erheblich reduziert. Zudem konnte eine deutlich verbesserte Sauberkeit auf den Bahnsteigen und im Fahrradparkhaus erzielt werden. Gänzlich behoben werden konnte die Verschmutzung nicht. Trotz allem macht es einen gewaltigen Unterschied, ob regelmäßig drei Tauben im Fahrradparkhaus auf den Fahrradständern sitzen, oder 30. Durch konsequenten Eiertausch konnte der Taubenschwarm binnen zwei Jahren deutlich verkleinert werden. Unser Ziel ist es, den Schwarm weiterhin stetig zu verringern.“
Mit welchen Problemen haben Sie zu tun?
Hegewald: „Insbesondere aus politischer Sicht, z.B. seitens der Opposition in Bernau, wird das Projekt immer wieder in Frage gestellt. Weiterhin hatten viele Bürger:innen sehr große Erwartungen, die naturgemäß von vornherein nicht hätten erfüllt werden können. Es ist utopisch zu glauben, dass man keine Taube mehr auf dem Bahnhofsplatz oder im Fahrradparkhaus sieht, wenn es ein Taubenhaus gibt. Tauben verbringen zwar den größten Teil des Tages im Schlag, aber sie drehen auch draußen ihre Runden. Außerdem ist das Treppenhaus aus Beton von der Beschaffenheit her eher ungeeignet für die Beherbergung von Tauben und wurde lediglich aus der Not heraus genutzt. Wir haben Mühe, besonders in der kalten Jahreszeit, das Taubenhaus trocken zu halten, da zu wenig Luft zirkulieren kann. Dies kann sich unter Umständen auch auf die Gesundheit der Tauben auswirken. Deshalb arbeiten wir zeitweise mit einem Luftentfeuchter und mit feuchtigkeitsbindender Einstreu. Weitere Probleme gibt es unserer Ansicht nach nicht. Der größere Teil der Bürger:innen von Bernau stehen dem Projekt aufgeschlossen und interessiert gegenüber und lobt uns für unseren Einsatz. Es hat sich bereits – vor allem durch die kontinuierliche Aufklärungsarbeit der Taubenschützer:innen in Deutschland – herumgesprochen, dass Tauben eben nicht die „Ratten der Lüfte“ sind, zu denen sie früher von vielen gemacht wurden.“
- Das Interview führte die Geschäftsstelle der Landestierschutzbeauftragten Brandenburg. -
Interview mit Frau Susanne Hegewald von der Stadttaubenhilfe Bernau bei Berlin im April 2024
Was war der Hintergrund für das Vorhaben, betreute Taubenschläge in Bernau zu etablieren?
Hegewald: „Am Bahnhof Bernau, genauer auf dem S-Bahnsteig, sowie auch im anliegenden Fahrradparkhaus lebten und brüteten sehr viele Tauben, was beträchtliche Verschmutzungen verursachte. Sowohl die Deutsche Bahn als auch die Stadt Bernau waren mit dem Zustand sehr unzufrieden und erhielten regelmäßig Beschwerden von Fahrgästen und Nutzer:innen des Fahrradparkhauses. Das Problem verstärkt hat der sogenannte „Durchfallkot“ der Tauben, der in seiner flüssig-schmierigen Konsistenz besonders schwer zu reinigen ist und auf der Fehl- und Mangelernährung der Stadttauben beruht. Üblicherweise ist der Kot von gesunden Tauben fest und lässt sich sehr leicht und nahezu rückstandslos beseitigen. Vergrämungsmaßnahmen brachten nicht den gewünschten Erfolg und wurden oft genug sogar als Nisthilfe benutzt.“
Welche Art von Taubenschlag wurde errichtet und wie erfolgte die Umsiedlung?
Hegewald: „In einem Gespräch mit unserem Bürgermeister, André Stahl, gelang es mir, ihn davon zu überzeugen, dass ein betreutes Taubenhaus die einzige Möglichkeit ist, den Bahnhof und das Fahrradparkhaus sauberer zu bekommen und die Population der Stadttauben rund um den Bahnhof nachhaltig einzudämmen. Die Voraussetzungen für den Erfolg eines Taubenhauses sind der richtige Standort und die Größe. Ein geplantes Taubenhaus oder ein Taubenschlag muss zwingend an einem Tauben-Hotspot eröffnet werden, da Tauben extrem standorttreu sind und ihren angestammten Radius von rund 200 m nicht freiwillig verlassen. Zudem muss das Taubenhaus eine gewisse Größe haben, um über ausreichend Nist- und Sitzplätze zu verfügen, damit auch rangniedrigere Tauben die Möglichkeit haben, ranghöheren Tauben aus dem Weg zu gehen. Da Stadttauben leider nicht in der gesamten Bevölkerung auf die nötige Akzeptanz stoßen, muss das geplante Taubenhaus unbedingt sicher vor Vandalismus sein. Besonders günstig ist es, wenn man einen Taubenschlag auf dem Flachdach eines stadteigenen Gebäudes bauen kann, da Tauben höher gelegene Behausungen naturgemäß bevorzugen. Wir haben im Mai 2022 unser Taubenhaus in Betrieb genommen. Es wurde aus Mangel an möglichen Alternativen in das zwischenzeitlich für den Verkehr gesperrte Treppenhaus des Fahrradparkhauses integriert. Ursprünglich sollte ein Taubenschlag auf das begrünte Flachdach des Fahrradparkhauses gesetzt werden, was jedoch aus statischen Gründen wieder verworfen wurde. Die Umnutzung des Treppenhauses stellt natürlich eine Besonderheit dar.
Unser Taubenhaus haben wir mit rund 20 Locktauben bestückt. Diese Tauben (von uns per Hand aufgezogene Küken und Jungtauben) wurden dort einige Wochen festgesetzt, bis sie das Taubenhaus als ihr neues Zuhause angenommen haben. Dann haben wir die Ein- und Ausflüge geöffnet und nach und nach haben sich die meisten der umliegend nistenden Tauben überzeugen lassen, dass das neue Quartier mehr Lebensqualität bietet als das alte Nest und sind ebenfalls dort eingezogen. Beschleunigen kann man das Umsiedeln der Tauben, indem man sämtliche übrigen wilden Brutplätze tiergerecht vergrämt, damit die Tauben gezwungen sind, sich eine neue Behausung zu suchen. Anderenfalls wird man Tauben nur schwer überzeugen können, ihr Nest aufzugeben, da Stadttauben über eine durch den Menschen durch Zucht verstärkte Standorttreue besitzen.“
Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit der Stadt Bernau und welche Akteure sind beteiligt?
Hegewald: „Es existiert ein Vertrag zwischen der Stadt Bernau und mir als Privatperson (die Gründung des Vereins steht noch aus), der die Betreuung des Taubenhauses und die Kostenübernahme regelt. Unsere Initiative besteht aktuell aus vier ehrenamtlichen Mitgliedern, die sich die Arbeit im Taubenhaus teilen. Unterstützt werden wir von einer ortsansässigen, vogelkundigen Tierärztin, die z.B. Impfungen der Tiere durchführt. Wir würden uns wünschen, dass es einen Kooperationsvertrag und eine intensivere Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn gäbe. Unsere Kooperation mit der Stadt Bernau läuft reibungslos, beruht auf gegenseitiger Wertschätzung und ist immer zuverlässig und unkompliziert.“
Wer trägt die Finanzierung und welcher finanzielle Aufwand pro Jahr ist nötig?
Hegewald: „Die Stadt Bernau hat sich um sämtliche Bau- und Umbaumaßnahmen und teilweise um den Ausbau des Taubenhauses gekümmert. Zudem erhalten wir als Initiative eine kleine monatliche Aufwandsentschädigung als Ehrenamtspauschale. Weiterhin trägt die Stadt einen Teil der anfallenden Kosten für Taubenfutter und sonstige Verbrauchsmaterialien, ebenso wie einen Teil der hin und wieder anfallenden Tierarztkosten. Bürgermeister André Stahl hat die Kosten für den Betrieb des Taubenhauses gegenüber der Presse auf rund 4.000 – 5.000 EUR jährlich beziffert. Die Kosten für den Bau/Ausbau des Taubenschlages hängen stark von den gegebenen Örtlichkeiten ab und sind individuell unterschiedlich. Man kann gut auf ausrangierte Bauwagen oder umgebaute, gebrauchte Container zurückgreifen. Möglich, aber etwas kostenintensiver sind spezielle Brief-/Zuchttaubenschläge oder Volieren aus Holz, welche speziell auf die Bedürfnisse der Taubenhaltung zugeschnitten sind und ein besseres Raumklima für die Tiere und erleichterte Arbeitsbedingungen für die Betreuer:innen bieten. In jedem Falle dürften die Kosten für die Inbetriebnahme bei etwas Kreativität unter 10.000 EUR bleiben. Für Nistregale verwenden wir gern ausrangierte Regale, die eigentlich auf den Sperrmüll sollten. Alle übrigen Kosten, die nicht von der Stadt übernommen werden, zahlen wir privat bzw. später, nach Vereinsgründung, möglichst von Spendengeldern. Diese zusätzlich von uns privat getragenen Kosten belaufen sich im Jahr auf etwa 2.000 EUR. Tendenziell dürften die Futter- und andere Kosten mit Dezimierung der Schwarmgröße weiterhin eher sinken. Grundsätzlich kann man als Faustregel sagen, dass eine Taube ca. 40 Gramm Körner am Tag zum Überleben braucht. Wenn man die Schwarmgröße kennt, kann man den Futterbedarf ausrechnen. Ein Sack Taubenfutter mit 25 kg kostet je nach Anbieter zwischen 18 und 23 Euro.“
Wie entwickelte sich die Taubenpopulation?
Hegewald: „Wir hatten zu Beginn, also im Mai 2022, 20 Locktauben eingesetzt. Bereits ein Jahr später lebten rund 100 Tauben im Taubenhaus, anderthalb Jahre später (im Oktober 2023) machten wir im Rahmen einer großen Impfaktion eine genaue Bestandsaufnahme und zählten ziemlich genau 200 Tauben, die das Taubenhaus bereits dauerhaft bewohnten. Der ganze Taubenschwarm rund um den Bahnhof betrug anfangs (im Jahr 2022) ca. 350 – 400 Tauben. Zum aktuellen Zeitpunkt sind es – durch konsequenten Eiertausch – noch etwa 250 Tauben dort im Schwarm, wovon ca. 170 dauerhaft im Taubenhaus leben. Im Jahr 2023 haben wir etwas über 700 Eier im Taubenhaus getauscht, das heißt, dass 700 Taubenküken nicht geboren wurden, sodass darüber die Population eingedämmt werden konnte. Leider, und das ist ein trauriger und auf keinen Fall zu vernachlässigender Aspekt, wächst die Anzahl der Tauben in jedem Sommer aufgrund der zahlreichen, neu dazukommenden Brieftauben wieder an. Hauptsächlich handelt es sich um Brieftauben, die im Rahmen des Brieftaubensports aufgelassen wurden, aber den Heimweg zum Zuchtschlag nicht schaffen oder finden. Diese Brieftauben stranden in den Städten, schließen sich Stadttaubenschwärmen an und bleiben in ihrer Not auch bei uns am und im Taubenhaus, weil sie sonst einfach nicht wissen wohin.“
Durch wen erfolgt die Betreuung? Welche Maßnahmen und welcher Aufwand ist nötig?
Hegewald: „Aktuell betreut unsere Initiative „Stadttaubenhilfe Bernau“, bestehend aus vier Mitgliedern, das Taubenhaus. Wir haben die Tage untereinander aufgeteilt. Unsere Mitglieder von der Stadttaubenhilfe sind täglich morgens vor Ort, um die Tauben mit frischem Wasser und Futter zu versorgen. Die Nester werden in der Regel zweimal wöchentlich kontrolliert und die gelegten Eier gegen Attrappen aus Gips oder Kunststoff getauscht. Das Tauschen mindestens einmal wöchentlich ist ein Muss, da die Eier ansonsten zu weit bebrütet sind und unserer Auffassung nach aus ethischen Gründen so kurz vor dem Schlüpfen der Küken nicht mehr entnommen werden sollten. Die gründliche Reinigung unseres recht großen Taubenhauses dauert ca. vier bis fünf Stunden pro Woche, meistens verteilen wir die Reinigungsarbeiten auf mehrere Tage. Kranke oder verletzte Tiere lassen sich meist im Taubenhaus von uns „finden“, werden mit nach Hause genommen, erstversorgt und ggf. unserer Tierärztin vorgestellt.
Beim Eiertausch ist zu beachten, dass in den Sommermonaten möglichst einige wenige Gelege nicht getauscht werden sollten und hin und wieder ein Bruterfolg gestattet wird. Dass ab und zu mal Küken zur Welt kommen dürfen, bindet die Tauben an das Taubenhaus. Ein dauerhaft ausbleibender Bruterfolg vertreibt die Tauben. Es ist nicht notwendig, dass jedes Taubenpaar jedes Jahr einen Bruterfolg hat, denn dieser bei ausgewählten Pärchen überträgt sich auf andere Tauben. Wir haben im letzten Jahr etwa 10 Küken kontrolliert ausbrüten lassen - eine Zahl, die bei 700 getauschten Eiern vertretbar ist.“
Wie bewerten Sie den Erfolg der Maßnahmen?
Hegewald: „Die Taubenpopulation hat sich erheblich reduziert. Zudem konnte eine deutlich verbesserte Sauberkeit auf den Bahnsteigen und im Fahrradparkhaus erzielt werden. Gänzlich behoben werden konnte die Verschmutzung nicht. Trotz allem macht es einen gewaltigen Unterschied, ob regelmäßig drei Tauben im Fahrradparkhaus auf den Fahrradständern sitzen, oder 30. Durch konsequenten Eiertausch konnte der Taubenschwarm binnen zwei Jahren deutlich verkleinert werden. Unser Ziel ist es, den Schwarm weiterhin stetig zu verringern.“
Mit welchen Problemen haben Sie zu tun?
Hegewald: „Insbesondere aus politischer Sicht, z.B. seitens der Opposition in Bernau, wird das Projekt immer wieder in Frage gestellt. Weiterhin hatten viele Bürger:innen sehr große Erwartungen, die naturgemäß von vornherein nicht hätten erfüllt werden können. Es ist utopisch zu glauben, dass man keine Taube mehr auf dem Bahnhofsplatz oder im Fahrradparkhaus sieht, wenn es ein Taubenhaus gibt. Tauben verbringen zwar den größten Teil des Tages im Schlag, aber sie drehen auch draußen ihre Runden. Außerdem ist das Treppenhaus aus Beton von der Beschaffenheit her eher ungeeignet für die Beherbergung von Tauben und wurde lediglich aus der Not heraus genutzt. Wir haben Mühe, besonders in der kalten Jahreszeit, das Taubenhaus trocken zu halten, da zu wenig Luft zirkulieren kann. Dies kann sich unter Umständen auch auf die Gesundheit der Tauben auswirken. Deshalb arbeiten wir zeitweise mit einem Luftentfeuchter und mit feuchtigkeitsbindender Einstreu. Weitere Probleme gibt es unserer Ansicht nach nicht. Der größere Teil der Bürger:innen von Bernau stehen dem Projekt aufgeschlossen und interessiert gegenüber und lobt uns für unseren Einsatz. Es hat sich bereits – vor allem durch die kontinuierliche Aufklärungsarbeit der Taubenschützer:innen in Deutschland – herumgesprochen, dass Tauben eben nicht die „Ratten der Lüfte“ sind, zu denen sie früher von vielen gemacht wurden.“
- Das Interview führte die Geschäftsstelle der Landestierschutzbeauftragten Brandenburg. -