Hauptmenü

Afrikanische Schweinepest: „Weiße Zone“ um erstes Kerngebiet wird eingerichtet

Bau von festen Zäunen um „weiße Zone“ in Landkreisen Oder-Spree, Spree-Neiße und Dahme-Spreewald – Land trägt Kosten

- Erschienen am 08.10.2020 - Pressemitteilung 494/2020

Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) ins Landesinnere verhindern: Im Rahmen der Strategie des Landes Brandenburg zur Bekämpfung der ASP wird eine sogenannte „weiße Zone“ um das erste Kerngebiet „Sembten/Neuzelle“ eingerichtet. Bei der „weißen Zone“ handelt es sich um einen circa fünf Kilometer breiten Streifen, der das Kerngebiet wie ein Halbkreis auf dem Gebiet der Landkreise Oder-Spree, Spree-Neiße und Dahme-Spreewald umschließt. Dieser Streifen hat eine Fläche von rund 285 Quadratkilometern und wird mit zwei festen Zaun-Reihen – einem äußeren und einem inneren Zaun – gesichert. Parallel wird an der brandenburgisch-polnischen Seite entlang Oder und Neiße zur Gefahrenabwehr ebenfalls ein fester Wildschutzzaun gebaut.

Der Bau des äußeren Zauns der „weißen Zone“ hat jetzt begonnen. Das Land koordiniert den Bau und trägt die Kosten. Für den Bau wurden externe Firmen beauftragt, die vor Ort zum Teil auch von Landwirten unterstützt werden. Sobald beide Zaunreihen fertiggestellt sind, soll in der „weißen Zone“ der Schwarzwildbestand im Rahmen der Tierseuchenbekämpfung soweit wie möglich reduziert werden.

Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher: „Brandenburg handelt entschlossen, schnell und überlegt. Nach dem ersten bestätigten Fall war es extrem wichtig, alles zu vermeiden, was Wildschweine versprengen und damit die ASP in andere Landesteile verbreiten könnte. Dazu gehören Tätigkeiten auf land- und forstwirtschaftlichen Flächen und Jagdmaßnahmen. Die systematische und kreisübergreifend koordinierte Suche nach Fallwild sowie die Bergung und Beprobung von verendeten Wildschweinen hat in der Anfangsphase eines solchen Tierseuchengeschehens oberste Priorität und wird weiter fortgesetzt.

Parallel dazu bereiten wir jetzt die zweite Phase unserer Bekämpfungsstrategie vor, die Einrichtung einer ersten ‚weißen Zone‘. Dieses Vorgehen haben wir auch mit den Experten der EUVET-Mission von der Europäischen Kommission abgestimmt. Bei der Umsetzung arbeiten die Krisenzentren der betroffenen Landkreise und das Landeskrisenzentrum in Potsdam Hand in Hand zusammen. Alle Schritte sind genauesten abgestimmt. Bei der Umsetzung werden die Kreise von der Technischen Einsatzleitung aus Eisenhüttenstadt tatkräftig unterstützt.

Ich danke allen Verantwortlichen und Beteiligten, die dazu beitragen, die verschiedenen Maßnahmen zur Bekämpfung der Tierseuche umzusetzen. Unser gemeinsames Ziel ist es, die Tierseuche auf ein möglichst kleines Gebiet einzudämmen und zu verhindern, dass diese sich ausbreiten kann. Wir müssen die Hausschweinbestände vor der Afrikanischen Schweinepest schützen.“

Einzäunung der „weißen Zone“

Das Kerngebiet um die Fundorte von bestätigten ASP-Fällen wurde zuerst mit mobilen Elektrozäunen gesichert. Das Kerngebiet „Sembten/Neuzelle“, das Flächen in den Landkreisen Oder-Spree und Spree-Neiße betrifft, hat einen Umfang von 60 Kilometern. Dieser innere Zaun hat eine Länge von circa 40 Kilometern.

Der äußere Zaun hat eine Länge von mehr als 50 Kilometern und verläuft mindestens fünf Kilometer entfernt von dem inneren Zaun. Dieser äußere Zaun wird unter Berücksichtigung der Landschaftsstruktur und der Streifgebiete der dort vorhandenen Wildschweinrotten errichtet. Bei der Planung des Streckenverlaufs wurden ortskundige Jäger und Landwirte beteiligt.

Die Einzäunung der „weißen Zone“ startet am äußeren Rand unter anderem im Landkreis Oder-Spree in der Gemeinde Vogelsang und Ziltendorf (Amt Brieskow-Finkenheerd). Zuerst wird der äußere Zaun der „weißen Zone“ fertig gebaut, anschließend der innere Zaun. Die Baumaßnahmen werden mehrere Wochen in Anspruch nehmen.

Der schwarzwildsichere Wildschutzzaun (sogenanntes Knotengeflecht) wird eine Höhe von circa 120 Zentimeter oberhalb des Bodens haben und an Holzpfosten befestigt werden.

Das Konzept einer „weiße Zone“ beziehungsweise „Zone Blanche“ wurde im Jahr 2018 in Belgien entwickelt. Dort hatten die Behörden, um eine Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest nach Westen zu verhindern, feste Zäune hin zur französischen Grenze aufgestellt. Frankreich etablierte zeitgleich ein eigenes Zaunsystem, so dass ein Korridor geschaffen wurde, der mit jagdlichen Maßnahmen im Rahmen der Tierseuchenbekämpfung weitgehend wildschweinfrei gehalten werden konnte.

Verbraucherschutzministerin Nonnemacher: „Mit der ‚Zone Blanche‘ haben Belgien und Frankreich es gemeinsam geschafft, das Infektionsgeschehen einzugrenzen. Dies ist eine wirklich effektive Maßnahme, Infektionsketten zu unterbrechen. In der ‚weißen Zone‘, die in Brandenburg jetzt eingerichtet wird, wurde bereits intensiv nach verendeten Wildschweinen gesucht. Bislang gibt es hier keine positiven Fälle. Sollten ASP-Fälle außerhalb des bestehenden Kerngebietes festgestellt werden, müssen wir die ‚weiße Zone‘ entsprechend vergrößern.“

Karte: Weiße Zone um das erste Kerngebiet

 

Fester Zaun entlang der Neiße-Oder-Grenze

Parallel zu den beiden festen Zaunreihen um die „weiße Zone“ setzt Brandenburg ein drittes Zaun-Projekt um: Entlang der gesamten brandenburgisch-polnischen Grenze soll zur Gefahrenabwehr ebenfalls ein fester Wildschutzzaun errichtet werden.

Verbraucherschutzministerin Nonnemacher: „Den festen Zaun entlang der gesamten Oder-Neiße-Grenze brauchen wir zur Gefahrenabwehr jetzt, damit keine weiteren infizierten Tiere mehr über die Grenze wechseln können.“

Das Land Brandenburg stellt in diesem Jahr rund sechs Millionen Euro aus dem Landeshaushalt für den Bau von festen Wildschutzzäunen zur Verfügung. Es handelt sich dabei um so genannte außerplanmäßige Ausgaben, die wegen unvorhergesehener Ereignisse getätigt werden müssen. Der Ausschuss für Haushalt und Finanzen des Landtages wird sich in seiner heutigen Sitzung mit dem Antrag auf Einwilligung befassen. Die Einwilligung des Haushaltsausschusses ist erforderlich. Das Land übernimmt damit die Baukosten für feste Zäune im Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest zu 100 Prozent und entlastet so die Landkreise.

Mit dem Bau wurde im Landkreis Spree-Neiße am 24. September begonnen. Der Landesforstbetrieb hat beginnend an der Landesgrenze zu Sachsen in der Gemeinde Neiße-Malxetal die ersten vier Kilometer entlang der Neiße gebaut. Der Landesforstbetrieb wird ein insgesamt rund elf Kilometer langes Stück bis zur Bundesautobahn 15 bauen. Entlang der restlichen Kreisgrenze wird der feste Zaun im Auftrag des Landkreises Spree-Neiße gebaut. Diese Bauarbeiten haben heute an der Kreisgrenze zum Landkreis Oder-Spree an der Neißemündung begonnen. Im Auftrag des Kreises werden rund 50 Kilometer fester Zaun in südlicher Richtung bis zur Bundesautobahn 15 errichtet.

Im Landkreis Oder-Spree laufen ebenfalls die Vorbereitungen für den Bau eines festen Zauns entlang der Neiße-Oder-Grenze auf Hochtouren. Die Trasse für den Zaun entlang Oder und Neiße zwischen Brieskow-Finkenheerd und Coschen steht und vorbereitende Arbeiten wie das streckenweise erforderliche Freischneiden des Zaunverlaufs sind abgeschlossen. Die für die Baumaßnahmen notwendige Sperrung des Oder-Neiße Radweges wird zeitnah umgesetzt. Mit dem Setzen der Zaunpfähle werden in der nächsten Woche zwei private Bauunternehmen beginnen.

Hintergrund

Der erste ASP-Ausbruch beim Schwarzwild ist im Land Brandenburg am 10. September 2020 amtlich festgestellt worden. Seitdem wurde bislang bei insgesamt 50 Wildschweinen die Afrikanische Schweinepest nachgewiesen, davon 9 im Landkreis Spree-Neiße, 40 im Landkreis Oder-Spree und 1 im Landkreis Märkisch-Oderland (Stand: 07.10.2020).

Die Afrikanische Schweinepest ist eine ansteckende Allgemeinerkrankung der Schweine (Haus- und Wildschweine), die fast immer tödlich verläuft und unheilbar ist. Es gibt keine Möglichkeit, die Schweine durch eine vorbeugende Impfung zu schützen. Die Erkrankung kann direkt von Tier zu Tier oder indirekt über kontaminierte Gegenstände (Kleidung, Schuhe, Fahrzeuge) und Futter in andere Gebiete durch den Menschen übertragen werden. Für den Menschen und andere Tierarten ist die ASP nicht ansteckend oder gefährlich.

Mehr Informationen: https://msgiv.brandenburg.de/msgiv/de/themen/verbraucherschutz/veterinaerwesen/tierseuchen/afrikanische-schweinepest/