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„Fokus auf benachteiligte Familien“ - Familienbeirat stellt Handlungsempfehlungen zum Umgang mit Auswirkungen der Corona-Pandemie vor

- Erschienen am 29.04.2022 - Pressemitteilung 180/2022
Prof. Dr. Sturzbecher, Ministerin Nonnemacher und Prof. Dr. Häseler-Bestmann

Der Familienbeirat des Landes Brandenburg hat Handlungsempfehlungen an die Landesregierung zum Umgang mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Familien erarbeitet. Die Empfehlungen wurden heute gemeinsam mit Familienministerin Ursula Nonnemacher durch die beiden Vorsitzenden des Familienbeirats, Prof. Dr. Sarah Häseler-Bestmann und Prof. Dr. Dietmar Sturzbecher, in Potsdam vorgestellt.

Die Handlungsempfehlungen greifen die Erkenntnisse über die belastenden Erfahrungen durch die Corona-Pandemie auf und schlagen geeignete Maßnahmen zur Linderung der mit der Belastung verbundenen negativen Folgen vor. Neben der Reaktion auf Belastungssituationen werden Anregungen gegeben, wie Familie und Gesellschaft gegen künftige Pandemien gestärkt werden können.

Familienministerin Ursula Nonnemacher: „Ich danke für die kompetente Unterstützung und den kritischen Blick des Beirats. Familien sind das Grundgerüst unserer Gesellschaft, das haben wir in der Corona-Pandemie deutlich erlebt. Die Belastungen für Eltern und Kinder waren insbesondere in den Zeiten der Lockdowns sehr hoch. Die Empfehlungen der Expertinnen und Experten sind wertvolle Hinweise darauf, welche Familien eine besondere Aufmerksamkeit bedürfen, wo wir handeln müssen, um akute Symptome zu behandeln, aber auch darauf, wo wir präventiv tätig werden müssen.“

Prof. Dr. Sarah Häseler-Bestmann: „Nach solchen herausfordernden Erfahrungen, wie dem Erleben einer Pandemie, sind neben der konkreten Unterstützung insbesondere Formate wichtig, die Wertschätzung gegenüber den Familien ausdrücken und sie in ihren komplexen Belastungssituationen ernst nehmen. Dafür sollten insbesondere die familienunterstützenden Strukturen gestärkt und ausgebaut werden.“

Prof. Dr. Dietmar Sturzbecher: Wir streben gute Lebensbedingungen für alle Familien im Land Brandenburg an, nehmen jedoch diejenigen Familien nachdrücklich in den Blick, die von den Folgen der Pandemie besonders betroffen sind. Zudem möchten wir eine Stärkung der kommunalen Ebene erreichen, da eine wirkungsvolle Hilfe und Unterstützung für Familien nur direkt vor Ort geleistet werden kann, im sozialen Nahraum, von qualifizierten und gerecht bezahlten Fachkräften. Dafür bedarf es natürlich gut ausgestalteter und abgestimmter überregionaler Rahmenbedingungen. Damit die empfohlenen Maßnahmen kurzfristig realisierbar, zielorientiert und wirkungsvoll sind, wollen wir an bewährte Strukturen und Projekte anknüpfen.“

Die jetzt vorgelegten Handlungsempfehlungen der Expertinnen und Experten umfassen Maßnahmen mit kurz-, mittel und langfristiger Zielstellung vor dem Hintergrund, dass auf der einen Seite schnelles Handeln nötig ist und auf der anderen Seite Politik und Gesellschaft noch lange mit der Bewältigung der Pandemiefolgen zu tun haben werden. Die Empfehlungen betreffen folgende Bereiche: Familien mit geringem Einkommen, Stärkung der Gesundheit von Familien, Familienbildung und Familienberatung, Familienerholung und Familienfreizeit, familienunterstützenden Digitalisierung, Verbesserung der Fachkräftesituation, Lebensorte Schule und Kita sowie Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf.

Der Familienbeirat sieht unter anderem die Verbesserung der Chancen von Familien aus schwierigen Lebensverhältnissen als zentrale Aufgabe der Familienpolitik. Dazu gehört der nachhaltige Ausbau einer familienunterstützenden Infrastruktur, die sowohl Hilfeleistungen als auch Beratung und Entlastung integriert. Der Familienbeirat spricht sich weiter für den Ausbau von Familienzentren und mobilen Familienangeboten aber auch der Stärkung von Fachkräften vor Ort aus. Erst in diesem Miteinander kann Familienpolitik wirksam agieren.

Der Familienbeirat des Landes Brandenburg hat sich am 17. Juni 2021 konstituiert. Das Gremium aus 15 Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Landesregierung, Kommunen, Kirche und Vereinen soll dazu beitragen, im Land ein kinder- und familienfreundliches Klima in der Lebens- und Arbeitswelt zu befördern und weiterzuentwickeln.

Der Familienbeirat wird vom Familienministerium für die Dauer der Legislaturperiode einberufen. Er ist ein unabhängiges Gremium, das ehrenamtlich zu familienpolitischen Fragen berät und der Landesregierung Handlungsempfehlungen gibt. Vorsitzende sind Dr. Sarah Häseler-Bestmann, Professorin an der Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin und Dr. Dietmar Sturzbecher, Professor am Institut für angewandte Familien-, Kindheits- und Jugendforschung von der Universität Potsdam. Im Januar 2022 fasste der Beirat den Entschluss, Handlungsempfehlungen zum Umgang mit den Auswirkungen der Pandemie auf Familien im Land Brandenburg zu erarbeiten.

Im Land Brandenburg gab es bereits zwei Familienbeiräte, der erste war von 2004 bis 2009 aktiv, der zweite von 2010 bis in das Jahr 2014. Während der Schwerpunkt der Arbeit des ersten Familienbeirates auf der Situation von Familien mit Kindern im Alter von 0 bis 6 Jahren lag, konzentrierte sich der zweite Familienbeirat auf die Altersgruppe von Kindern von 7 bis 16 Jahren. Der Beirat erstellte jeweils einen Bericht mit Leitlinien und Handlungsempfehlungen. So soll auch der nun einberufene Beirat zum Ende der Legislaturperiode seine Handlungsempfehlungen an die Landesregierung in einem Bericht vorlegen.