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Daten und Fakten zur Pflege: Zahl pflegebedürftiger Personen in Brandenburg steigt weiter

- Erschienen am 18.07.2021 - Pressemitteilung 404/2021

Immer mehr Brandenburgerinnen und Brandenburger sind pflegebedürftig. Ihre Zahl ist zwischen 2017 und 2019 um mehr als 21.000 auf knapp 154.000 gestiegen. Das entspricht einem Anteil von 6,1 Prozent an der Gesamtbevölkerung im Land. Das geht aus der Broschüre „Daten und Fakten zur Pflege im Land Brandenburg“ hervor, die das Sozialministerium jetzt veröffentlicht hat. Wegen des demografischen Wandels wird die Zahl der Pflegebedürftigen weiter zunehmen: Unveränderte Rahmenbedingungen vorausgesetzt, steigt die Zahl der Pflegebedürftigen mit Pflegegrad 2 bis 5 bis zum Jahr 2030 um knapp 25.000 auf mehr als 168.000. Das entspricht einer Zunahme um 17 Prozent. Gleichzeitig wächst auch der Bedarf an Pflegekräften enorm.

Sozialministerin Ursula Nonnemacher: „Die Menschen in Brandenburg werden immer älter und immer pflegebedürftiger. Es ist eine der größten sozialpolitischen Herausforderungen der nächsten Jahre, den Pflegesektor so zu gestalten und auszubauen, dass der wachsende Bedarf gedeckt werden kann. Die Basis dafür ist fundiertes Datenmaterial, das wir mit den Pflegedossiers zur Verfügung stellen.“

Die „Daten und Fakten zur Pflege im Land Brandenburg“ liegen jetzt in ihrer 4. Auflage vor. Die Pflegedossiers wurden zum einen für das gesamte Land Brandenburg und zum anderen für jeden einzelnen Kreis und jede kreisfreie Stadt erstellt, um diesen Datenmaterial zur Situation in der Pflege und Prognosen für eine künftige Entwicklung zur Verfügung zu stellen. Dafür wurde die amtliche Pflegestatistik 2019 ausgewertet, die vom Statistischen Landesamt im Dezember vergangenen Jahres veröffentlicht wurde. Die Pflegedossiers bieten neben statistischen Angaben – durch eine Aufbereitung regionaler Daten in Form von Zeitreihen ab dem Jahr 2009 – auch eine sogenannte Status-Quo-Projektion bis zum Jahr 2030 auf Basis der amtlichen Bevölkerungsprognose. Diese zeigt auf, wie sich die Anzahl der Pflegebedürftigen und der Bedarf an Pflegekräften entwickeln würde, wenn die gegenwärtigen Verhältnisse unverändert blieben.

Laut der Erhebung ist die Zahl pflegebedürftiger Menschen im Land Brandenburg zwischen 2009 und 2019 insgesamt um gut 68.000 gestiegen. Das entspricht einer Zunahme von knapp 80 Prozent.

Jahr

2009

2011

2013

2015

2017

2019

Anzahl

Pflegebedürftiger

85.801

95.970

102.953

111.595

132.426

153.971

 

Der Anteil pflegebedürftiger Menschen an der Gesamtbevölkerung liegt in Brandenburg in allen Altersgruppen teils deutlich höher als im Bundesschnitt. 6,1 Prozent beträgt der im Land, im Bund sind es 5,1 Prozent. Wie überall in Deutschland waren 2019 auch in Brandenburg mit 94.728 deutlich mehr Frauen pflegebedürftig als Männer (59.243).

Auch in Zukunft wird die Zahl pflegebedürftiger Brandenburgerinnen und Brandenburger laut der Status-Quo-Projektion weiter anwachsen. Das gilt vor allem für die Pflegegrade 2 bis 5. Unter der Voraussetzung, dass der Anteil pflegebedürftiger Menschen je Altersgruppe gleich hoch bliebe, wüchse ihre Gesamtzahl von 143.454 Personen im Jahr 2019 über bereits 162.978 im Jahr 2026 auf schließlich 168.401 im Jahr 2030. Deutlich zunehmen wird bis 2030 auch die Zahl von an Demenz leidenden Menschen – auf knapp 72.000, was einer Zunahme um 12 Prozent entspricht.

Mit der Zahl der Pflegebedürftigen in Brandenburg wächst auch der Bedarf an Pflegeplätzen. Das Angebot an voll- und teilstationären Pflegeplätzen im Land stieg von 29.777 im Jahr 2017 auf 31.483 im Jahr 2019. Gegenüber 2009 liegt der Zuwachs insgesamt sogar bei rund 6.500 Plätzen. Demgegenüber sank die Auslastung der Plätze in der stationären Dauerpflege zwischen 2017 und 2019 leicht um 0,8 Prozentpunkte auf 92,8 Prozent. Der Anteil von Tagespflegeplätzen stieg im gleichen Zeitraum um 2,6 Prozentpunkte auf 15,1 Prozent. Diese Pflegeform hat damit im Land eine wesentlich höhere Bedeutung als im Bundesschnitt (8,5 Prozent).

Deutlich gestiegen ist auch die Zahl der in der Pflege Beschäftigten – von knapp 26.000 im Jahr 2009 über rund 37.400 im Jahr 2017 auf 40.286 im Jahr 2019. Die Branche ist nach wie vor weiblich dominiert: Der Frauenanteil liegt bei mehr als 85 Prozent. Auch im Pflegesektor macht sich der demografische Wandel bereits bemerkbar. 64,6 Prozent der Beschäftigten sind über 40 Jahre alt, 42,6 Prozent bereits über 50 Jahre. Ein weiteres Beschäftigungsmerkmal ist der nach wie vor hohe Anteil an Teilzeitbeschäftigung bzw. die geringe Vollzeitquote. Letztere lag bei den in der Altenpflege beschäftigten Männern im Jahr 2019 bei 41,5 und bei den Frauen lediglich bei 28,3 Prozent.

Die Zahl von Menschen, die eine Ausbildung an Altenpflegeschulen begonnen haben, sank leicht von 631 im Jahr 2017 auf 581 im Jahr 2019. Demgegenüber steigt der Bedarf an Pflegekräften laut Prognose weiterhin rasant. Bis 2030 werden – ohne Berücksichtigung von Rentenabgängen und Fluktuationen - rund 10.000 neue Pflegekräfte benötigt, das entspricht gegenüber 2019 einem Plus von 25 Prozent. Im gleichen Zeitraum sinkt jedoch aufgrund des demografischen Wandels das Potenzial an Erwerbspersonen im Land um 12 Prozent.

Sozialministerin Nonnemacher: „Um den Fachkräftebedarf zu sichern, muss es uns gelingen, noch mehr junge Menschen für eine Ausbildung in der Pflege zu gewinnen. Das Berufsbild bietet viele Chancen, ist interessant und nicht zuletzt krisensicher – Jobs in der Pflege bieten eine langfristige Perspektive.“

Um die Pflege in Brandenburg zu stärken und nachhaltig zu gestalten, Pflegebedürftige und ihre Angehörigen insbesondere im ländlichen Raum zu entlasten, Beratungsstrukturen auszubauen und die Fachkräftesicherung in der Pflege durch attraktive Ausbildungs- und Beschäftigungsbedingungen zu fördern, hatte die Landesregierung im Koalitionsvertrag den Pakt für Pflege beschlossen. Der Startschuss fiel im Dezember 2020, als Ministerin Nonnemacher mit den Mitgliedsorganisationen des Landespflegeausschusses des Landes Brandenburg eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnete.

Sozialministerin Nonnemacher: „Pflege ist mehr als die Pflegeversicherung. Einem pflegebedürftigen Menschen nützt ein Anspruch auf Pflegegeld wenig, wenn niemand da ist, der unterstützen kann. Pflege findet vor Ort, im Quartier statt. Hier setzen wir als Land gemeinsam mit den Kommunen, den Pflegekassen, den Einrichtungen, Diensten und Akteurinnen und Akteuren der Zivilgesellschaft im Pakt für Pflege an. Damit wollen wir die Unterstützung pflegebedürftiger Menschen und der sie Pflegenden wieder zu einer Aufgabe auch der örtlichen Gemeinschaft machen. Ziel ist dabei, durch die Gestaltung von alterns- und pflegegerechten Sozialräumen den Eintritt von Pflegebedürftigkeit zu verzögern bzw. zu verringern, die Pflege in der eigenen Häuslichkeit besser zu ermöglichen und die Angebotsstrukturen weiterzuentwickeln und gezielt auszubauen.“

 

Die gedruckten Broschüren der Pflegedossiers für das Land Brandenburg sowie die Städte und Kreise werden den kommunalen Verantwortlichen sowie weiteren Akteurinnen und Akteuren in der Altenhilfe und -pflege kostenfrei zugeschickt. Zudem sind die 19 Pflegedossiers auf der Internetseite des Sozialministeriums zum Download eingestellt: https://msgiv.brandenburg.de/msgiv/de/themen/soziales/pflege/daten-und-fakten-zur-pflege/

Die amtliche Pflegestatistik wird in Deutschland seit Ende 1999 alle zwei Jahre von den Statistischen Ämtern des Bundes und der Länder durchgeführt, um Daten zur Pflegeversorgung zu gewinnen. Zum einen werden dafür die ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen befragt, zum anderen liefern die Spitzenverbände der Pflegekassen und der Verband der privaten Krankenversicherung Informationen über die Empfängerinnen und Empfänger von Pflegegeldleistungen. Die Pflegedossiers für alle Landkreise und kreisfreien Städte wurden vom Sozialministerium erstmals im Jahr 2016 veröffentlicht.