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Kinderschutz: Brandenburger Leitfaden „Früherkennung von Gewalt gegen Kinder und Jugendliche“

- Erschienen am 04.07.2016 - Pressemitteilung 104/2016

Der Brandenburger Leitfaden „Früherkennung von Gewalt gegen Kinder und Jugendliche“ ist jetzt in der 6. vollständig überarbeiteten Auflage neu erschienen. Er wendet sich speziell an alle Fachkräfte, die Kinder und Jugendliche tagtäglich betreuen, versorgen und behandeln. Der Leitfaden soll helfen, Symptome von Gewalt und Vernachlässigung schneller zu erkennen. Zugleich werden rechtliche Hinweise gegeben und Tipps, was zu tun ist, wenn es einen begründeten Verdacht auf Kindesmisshandlung gibt. Herausgegeben wird er vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte – Landesverband Brandenburg (BVKJ) in Zusammenarbeit mit dem Brandenburger Gesundheitsministerium und der Techniker Krankenkasse (TK).

Gesundheitsministerin Diana Golze sagte: „Gemeinsam müssen wir Kinder und Jugendliche wirksam vor Gewalt schützen. Dafür ist es notwendig, dass diejenigen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, sowie Ärztinnen und Ärzte Anzeichen von Gewalt frühzeitig erkennen und entsprechend handeln. Um Kinder wirkungsvoll zu schützen, braucht es aber das Engagement aller. Beim Kinderschutz ist die gesamte Gesellschaft gefordert. Keiner darf wegschauen! Häusliche Gewalt ist keine Privatangelegenheit. Der Brandenburger Leitfaden, der sich in der Praxis bewährt und auch bundesweit Anerkennung gefunden hat, ist ein wichtiger Baustein beim Kinderschutz. Damit leisten wir einen Beitrag zum Wohle der betroffenen Kinder und Jugendlichen.“

Dipl.-Med. Detlef Reichel, Vorsitzender des Brandenburger BVKJ, erklärte: „Um Gewalt gegen Kinder und Jugendliche zu verhindern, muss sie erst einmal erkannt werden. Dabei gilt es, zwischen körperlicher und seelischer Misshandlung, sexuellen Missbrauch sowie Vernachlässigung zu unterscheiden. Hier setzt unser Leitfaden an. Er bietet praktische Hilfestellungen für alle Berufsgruppen, die Kinder und Jugendliche versorgen, und erleichtert fallbezogene und effektive Präventionsmaßnahmen. Eine große Herausforderung stellen die neuen Gewaltformen Cybermobbing und Bullying dar.“

Ein Schwerpunkt des aktuellen Leitfadens ist Gewalt gegen Säuglinge. Susanne Hertzer, TK-Chefin in Brandenburg, betonte: „Gerade die Kleinsten benötigen unsere besondere Fürsorge. Säuglinge sind bundesweit die Altersgruppe mit den meisten Todesfällen nach gewalttätigen Übergriffen. Damit es möglichst gar nicht erst zu Gewalt kommt, ist Prävention wichtig. Die aktuelle Ausgabe des Leitfadens legt daher zu Recht einen Schwerpunkt auf Vorsorge und befasst sich auch mit Gewaltprävention an Schulen.“

Die Polizeiliche Kriminalstatistik des Landes Brandenburg weist für das Jahr 2015 insgesamt 209 Fälle von Kindesmisshandlung aus. 2014 waren es 163 Fälle.

Zentrale Themen im Brandenburger Leitfaden sind neue epidemiologische Erkenntnisse, die Früherkennung von Symptomen bei Vernachlässigung oder nach Gewalt, die Information zu präventiven und frühen Hilfen für Familien sowie Vorschläge für ein strukturiertes und – wenn geboten – ein interdisziplinäres Fallmanagement bei der kinder- und jugendärztlichen Versorgung im ambulanten und stationären Bereich. Er stellt damit eine aktualisierte handlungspraktische Anleitung dar, um innerhalb des bestehenden Hilfesystems sachgerecht und professionell zu unterstützen und zeitnah zu intervenieren. Als weitere praktische Hilfestellung werden die aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen erläutert. Der Leitfaden bezieht auch Jugendamt, Kita und Schule ein sowie die Netzwerke Frühe Hilfen.

Die Aktualisierung und Weiterentwicklung des Brandenburger Leitfadens, der bereits seit dem Jahr 2002 herausgegeben wird, ist Teil der Maßnahmen des „Bündnisses Gesund Aufwachsen in Brandenburg“.

Im „Bündnis Gesund Aufwachsen in Brandenburg“ haben sich über 200 staatliche und nichtstaatliche Akteure zusammengeschlossen, um die gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen im Land Brandenburg zu Verbessern. Gesundheitsministerin Diana Golze ist die Vorsitzende des Bündnisses. Das Herzstück des Bündnisses sind fünf thematische Arbeitsgruppen, die regelmäßig auf Grundlage der Gesundheitsberichterstattung die gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen im Land Brandenburg analysieren. So sollen Defizite in der Prävention, der Früherkennung, Frühförderung sowie der ambulanten und stationären pädiatrischen Versorgung aufgedeckt und gemeinsam Ziele und Maßnahmen zur Verbesserung der Angebote vereinbart werden.

Der Brandenburger Leitfaden „Früherkennung von Gewalt gegen Kinder und Jugendliche“ ist im Internet auf den Seiten des Gesundheitsministeriums und der Techniker Krankenkasse eingestellt:

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Ident-Nr
104/2016
Datum
04.07.2016
Rubrik
Gesundheit