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Frauenstaatssekretärin Hartwig-Tiedt: Bei Gleichstellung noch lange nicht am Ziel

- Erschienen am 01.12.2017 - Pressemitteilung 186/2017

Die Durchsetzung von gleichen Lebenschancen und Rechten von Frauen und Männern bleibt ein wichtiges Ziel der Landesregierung. Frauenstaatssekretärin Almuth Hartwig-Tiedt sagte heute in Potsdam: „Auch wenn Frauen schon seit dem 18. Jahrhundert für Gleichberechtigung kämpfen, sind wir noch lange nicht am Ziel. Wir brauchen gleiche Teilhabechancen von Frauen und Männern sowie faire Beteiligung an Entscheidungsprozessen. Es ist nicht einzusehen, warum selbst in einem toleranten Land wie Brandenburg Frauen überwiegend in Teilzeit arbeiten, weniger verdienen und deutlich seltener in den Chefetagen sitzen als Männer. Auch in der brandenburgischen Politik sind Frauen unterrepräsentiert.“ Auf einer vom Frauenministerium veranstalteten Jahresfachtagung diskutieren heute mehr als 70 Expertinnen und Experten aus Landesverwaltung, Kommunen, Verbänden und Vereinen über die Umsetzung des Gleichstellungspolitischen Rahmenprogramms für das Jahr 2015 bis 2019.

Dieses Rahmenprogramm ist ein Produkt nicht nur der Landesregierung sondern einer Vielzahl engagierter Akteurinnen und Akteure aus den Kommunen, Interessenvertretungen, Verbänden und Vereinen. Jährlich findet eine Fachtagung zur Umsetzung statt. Schwerpunkt des Programms war in diesem Jahr das Thema „Partizipation und Vernetzung“. Landesweit fanden Projekte statt, unter anderem eine Politikmesse für Frauen, Mentoring-Programme und eine Studie zu den Brandenburger Wahlgesetzen. Das Frauenministerium hat dazu in diesem Jahr sechs Projekte mit einer Summe von insgesamt rund 56.000 Euro gefördert.

Gleichstellungsbeauftragte Monika von der Lippe: „Politik und Wirtschaft sind immer noch eher männlich. Das ist schade und geht an der Realität in unserer Gesellschaft vorbei. Wir brauchen mehr Frauen, die sich einmischen und einbringen. Dafür müssen wir aber auch gute Rahmenbedingungen schaffen und Hilfestellungen geben. Dass sich das Land hier auf den Weg gemacht hat, freut mich sehr. Dieser Weg muss fortgesetzt werden. Natürlich leiste auch ich meinen Beitrag, denn Politik geht uns alle an.“

Die Landesregierung fördert die Gleichheit bei den Erwerbschancen durch eine Vielzahl weiterer Aktivitäten, beispielsweise durch die Servicestelle Arbeitswelt und Elternzeit, die die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber bei der Umsetzung von familienfreundlichen Maßnahmen berät. Im Fokus stehen auch intelligente Modelle, wie beide Eltern in einer Familie sich Erwerbsarbeit oder Sorgearbeit in den jeweiligen Lebensphasen aufteilen können, ohne dass ein Partner dauerhaft benachteiligt wird.

Das brandenburgische Frauenministerium unterstützt zudem mit insgesamt ca. 30.500 Euro Projekte, die sich mit den Rollenklischees von Frauen und Männern auseinandersetzen. Hartwig-Tiedt: „Gleichheit oder Ungleichheit beginnt oft schon im Kopf. Besonders freue ich mich deshalb über Projekte wie „Weil ich ein Mädchen bin“, bei dem sich die Seilspringerinnen des Amateursportclubs Brandenburg/Havel mit ihrer Rolle, ihren Schwächen und Stärken auseinandersetzen. Wir unterstützen aber auch die Männer, beispielsweise wenn sie sich auf ihre Rolle als gleichberechtigter Partner in der Erziehung vorbereiten wollen.“

Zentrales Thema ist und bleibt zudem der Kampf gegen die Gewalt an Frauen. Der Landesaktionsplan „Nein zur Gewalt gegen Frauen und ihre Kinder“ ist im Gleichstellungspolitischen Rahmenprogramm verankert.

Im kommenden Jahr wird die Umsetzung der im Gleichstellungspolitischen Rahmenprogramm enthaltenen Zielstellung „Aktiv und gesund leben! – Geschlechtergerechtigkeit in Gesundheit, Sport und Pflege“ in den Fokus rücken. Hartwig-Tiedt: „Besonders in der Pflege landet die Mehrbelastung häufig bei Frauen. Pflegebedürftige Männer verbringen ihren Lebensabend häufiger zu Hause und werden meistens von den Frauen gepflegt, während pflegebedürftige Frauen überwiegend in Einrichtungen leben.“

Insgesamt förderte das Ministerium im laufenden Jahr Projekte und Strukturen im Bereich der Frauen- und Gleichstellungsarbeit mit über 2,6 Millionen Euro.

Einige Zahlen zur Gleichberechtigung von Frauen in Brandenburg:

  • Bei der Beschäftigung herrscht fast Gleichstand: Von den 916.876 Beschäftigten in Brandenburg sind 49,12 Prozent Frauen (Stand: Dez. 2016). 77,3 Prozent der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen arbeiteten in Brandenburg am 31.12.2016 in Teilzeit. Das ist weniger als in Westdeutschland, wo 80,3 Prozent der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen in Teilzeit arbeiten. Die Teilzeitquote ist aber immer noch wesentlich höher als bei Männern.
  • Brandenburgerinnen verdienen bei gleicher Arbeit im Schnitt acht Prozent weniger als ihre männlichen Kolleginnen. Im Bundesschnitt sind es allerdings sogar 22 Prozent.
  • Der Frauenanteil in der zweiten Führungsebene in der Brandenburger Wirtschaft beziffert sich auf 43 Prozent. Bei den Top-Jobs in der ersten Riege liegt er aber unter 30 Prozent.
  • In der brandenburgischen Politik sind Frauen ebenfalls unterrepräsentiert: Sie haben nur 34 von 88 Landtagssitzen inne und am Kabinettstisch sitzen neben sechs Ministern nur vier Ministerinnen.