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Siebte Brandenburger Klinik bietet medizinische Soforthilfe und vertrauliche Spurensicherung an

Klinik Oranienburg wird Teil des Modellprojektes

- Erschienen am 11.09.2023 - Presemitteilung 204/2023

Die Klinik Oranienburg (Landkreis Oberhavel) beteiligt sich ab sofort an dem Modellprojekt „Medizinische Soforthilfe und vertrauliche Spurensicherung nach Vergewaltigung“. Es ist damit bereits das siebte Krankenhaus im Land Brandenburg, das eine medizinische Erstversorgung und Befunddokumentation von Verletzungen infolge von Sexualdelikten anbietet, ohne dass die Tat vorausgehend bei der Polizei angezeigt werden müsste. Das Angebot richtet sich an volljährige Personen, die sexualisierte Gewalt erfahren haben.

Gesundheits- und Frauenministerin Ursula Nonnemacher: „Jedes Opfer sexualisierter Gewalt braucht medizinische Hilfe. Auch wenn keine Spurensicherung gewünscht ist, sollte immer eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden. Ich bin froh, dass wir mit der siebten Klinik im Land eine weitere Anlaufstelle haben.“

Betroffene haben die Möglichkeit, neben der medizinischen Versorgung, Tatspuren vertraulich und gerichtsverwertbar von rechtsmedizinisch geschulten Ärztinnen und Ärzten sichern zu lassen. Vertraulich bedeutet in diesem Sinne unabhängig von einer polizeilichen Anzeige. Das Brandenburgische Landesinstitut für Rechtsmedizin (BLR) fungiert diesbezüglich seit 2019 als Koordinierungsstelle des Modellprojektes.

Institutsdirektor und Projektleiter Prof. Dr. med. Knut Albrecht: „Aufgrund von Angst und/oder Scham verzichten viele Personen, die Opfer eines sexuellen Übergriffs wurden, oftmals darauf, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wichtige Beweise, wie Tatspuren, gehen mit der Zeit verloren, wenn keine ärztliche Begutachtung und eine daran anschließende Befunddokumentation erfolgt. Um der erhöhten Dunkelziffer entgegenzuwirken, gibt es daher das Angebot der vertraulichen Spurensicherung. Eine qualifizierte und stets verfügbare Versorgung von Gewaltbetroffenen ist in einem Flächenland wie Brandenburg nur durch die Unterstützung von Partnerkliniken sicherzustellen. Demnach ist die Erweiterung des Kliniknetzwerkes durch den Standort Oranienburg für uns ein weiterer wichtiger Schritt in der Versorgung von Betroffenen. In diesen Zusammenhang möchten wir uns für die angehende Zusammenarbeit mit dem Klinikum bedanken.“

Das Angebot der medizinischen Soforthilfe und vertraulichen Spurensicherung startete 2014 im Land Brandenburg. Folgende Partnerkliniken bieten rund um die Uhr eine medizinische Soforthilfe und vertrauliche Spurensicherung an: Carl-Thiem-Klinikum Cottbus, Ernst von Bergmann Klinikum Potsdam, Klinikum Frankfurt (Oder), Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg (Neuruppin), Universitätsklinikum Brandenburg an der Havel, Alexianer St. Josefs-Krankenhaus Potsdam-Sanssouci und nun auch die Klinik Oranienburg.

Chefärztin Dr. med. Elke Keil der Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe, Oberhavel Kliniken, Standort Oranienburg: „Fälle von sexueller Gewalt sind leider immer wieder ein Thema in unserer klinischen Arbeit. Es ist wichtig, dass die Opfer die Möglichkeit haben, medizinische Hilfe zu bekommen, ohne dass in jedem Fall eine Anzeige erhoben werden muss. Wir unterstützen dieses Projekt, damit auch ohne Polizei niedrigschwellig eine eventuell später verwertbare Spurensicherung erfolgen kann.“

Neben der medizinischen Versorgung spielen auch die psychosoziale Nachversorgung und die Beratungsangebote der Opferhilfe Land Brandenburg, Kooperationspartner des Modellprojektes, eine bedeutende Rolle für Betroffene. Auf Wunsch kann der Kontakt zu den entsprechenden Fachberatungsstellen hergestellt werden.

Susanne Ullrich, Leiterin der Beratungsstellen des Opferhilfe Land Brandenburg e.V.: „Wir freuen uns, dass die Klinik Oranienburg als Partnerklinik am Modellprojekt teilnimmt. Mit dem Beitritt der Klinik Oranienburg wird die Versorgungslage für Betroffene von sexualisierter Gewalt weiter im Land Brandenburg ausgebaut und eine fachliche Versorgung im Landkreis Oberhavel sichergestellt. Neben der medizinischen Soforthilfe und der vertraulichen Spurensicherung erfahren Betroffene Schutz, psychosoziale Unterstützung und sie erhalten Informationen für eine weiterführende Nachsorge. Zum Nachsorgenetzwerk zählen Opferberatungsstellen, die als Facheinrichtungen psychosoziale Beratung sowie auf Wunsch der Betroffenen Informationen zum Strafverfahren anbieten und bei der Bewältigung der Tatfolgen unterstützen. Die Opferhilfe Land Brandenburg e.V. ist mit sechs Fachberatungsstellen im Land Brandenburg mit den Standorten Potsdam, Brandenburg/Havel, Frankfurt/Oder, Neuruppin, Cottbus und Senftenberg zum Projekt ansprechbar.“

Sollten sich die Betroffenen zu einem späteren Zeitpunkt für eine Anzeige entscheiden, kann die Polizei auf das vertraulich gesicherte Beweismaterial zurückgreifen und ein behördliches Ermittlungsverfahren sowie alle erforderlichen Schritte einleiten.

Weitere Informationen zum Modellprojekt: https://msgiv.brandenburg.de/msgiv/de/themen/frauen-und-gleichstellung/frauen-vor-gewalt-schuetzen/hilfe-nach-vergewaltigung/

Kontaktdaten der neuen Partnerklinik

Oberhavel Kliniken, Standort Oranienburg
Robert-Koch-Str. 2–12, 16515 Oranienburg
Telefon: 03301 66 30 17

Kontaktdaten der Koordinierungsstelle

Brandenburgisches Landesinstitut für Rechtsmedizin (BLR)
Lindstedter Chaussee 6, 14469 Potsdam
Telefon: 0331 56 85 0
E-Mail: vss@blr.brandenburg.de

 

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Ident-Nr
204/2023
Datum
11.09.2023