Arbeitsschutz: Brandenburger Unfallzahlen 2023 veröffentlicht
Arbeitsschutzministerin Ursula Nonnemacher besucht Intralogistik-Unternehmen TRAFÖ in Wustermark
- Erschienen am - PresemitteilungDas Arbeitsschutzministerium hat die aktuellen Arbeitsunfallzahlen veröffentlicht: Im Jahr 2023 gab es im Land Brandenburg insgesamt 21.567 meldepflichtige Arbeitsunfälle (2022: 22.499, 2021: 24.272), darunter sind 12 tödliche Arbeitsunfälle (2022: 14, 2021: 29). Ein Arbeitsunfall ist meldepflichtig, wenn eine versicherte Person durch einen Unfall getötet oder so verletzt wird, dass sie mehr als drei Tage arbeitsunfähig ist. Arbeitsschutzministerin Ursula Nonnemacher besuchte heute die Transport- und Fördertechnik –TRAFÖ GmbH in Wustermark (Landkreis Havelland) und stellte dort die neuen Arbeitsunfallzahlen vor. Die TRAFÖ GmbH ist in der Region Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern ein ganzheitlicher Lösungsanbieter im Bereich Intralogistik.
Die Quote der meldepflichtigen Arbeitsunfälle je 1.000 Erwerbstätige ist im Vergleich zum Vorjahr von 19,6 auf 18,8 gesunken. Brandenburg nähert sich damit weiter der bundesweiten Quote von 18,3 (2022: 18,6) an. In Brandenburg gibt es im Bundesvergleich überdurchschnittlich viele Kleinst- und Kleinbetriebe in zudem besonders gefahren- und unfallträchtigen Branchen wie Baugewerbe sowie Forst- und Landwirtschaft. Diese Strukturen stellen eine besondere Herausforderung für den Arbeitsschutz in Brandenburg dar.
Arbeitsschutzministerin Ursula Nonnemacher erklärte: „In den vergangenen 15 Jahren ist die Zahl der meldepflichtigen Arbeitsunfälle sowohl bundes- als auch landesweit deutlich zurückgegangen, obwohl die Zahl der Beschäftigten gestiegen ist. Das ist eine gute Nachricht. Klar ist aber: Jeder einzelne Arbeitsunfall ist einer zu viel und oft mit großem menschlichem Leid für die Betroffenen verbunden. Alle Arbeitgeber sind deshalb aufgerufen, die gesetzlichen Vorschriften konsequent umzusetzen. Aber auch alle Beschäftigten müssen sich an die Vorgaben des Arbeitsschutzes halten. Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz muss für alle oberste Priorität haben.“
Der höchste Anteil an den meldepflichtigen Arbeitsunfällen im vergangenen Jahr entfiel mit 15,4 Prozent auf den Wirtschaftsbereich der Holz- und Metallverarbeitung und -bearbeitung. Es folgen die Bereiche Verwaltung mit 13,7 Prozent, Handel und Warenlogistik mit 11,6 Prozent und das Baugewerbe mit 10,9 Prozent. Auf den Bereich Landwirtschaft und Gartenbau entfielen im Jahr 2023 8,3 Prozent aller Arbeitsunfälle.
Schwerpunkt „Sichtverbindungen an selbstfahrenden Arbeitsmitteln“
Ein Schwerpunkt der Brandenburger Arbeitsschutzbehörde im Jahr 2023 waren Prüfungen von „Sichtverbindungen an selbstfahrenden Arbeitsmitteln“. Mangelnde Sichtverbindungen an mobilen Arbeitsmitteln und Baumaschinen stellen eine Ursache für schwere Arbeitsunfälle dar. Ob LKW, Baumaschinen oder Gabelstapler – eine unzureichende Sicht auf den Fahr- und Arbeitsbereich kann zu gefährlichen Situationen führen. Sichtverbindungen dienen der Sicherheit und dem Gesundheitsschutz der Beschäftigten am Arbeitsplatz.
Im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung nach dem Arbeitsschutzgesetz und der Betriebssicherheitsverordnung müssen durch Arbeitgebende geeignete Schutzmaßnahmen festgelegt und umgesetzt werden. Technische Maßnahmen für fehlende bzw. unzureichende Sicht bei der Bedienung eines solchen mobilen Arbeitsmittels können beispielsweise trennende Schutzeinrichtungen, Kamera-Monitor-Systeme, 360-Grad-Kameras, Zusatzspiegel aber auch Warn- und Erkennungssysteme sein. Zu den organisatorischen Maßnahmen zählen u. a. innerbetriebliche Verkehrsregeln mit ausreichendem Sicherheitsabstand und zu den persönlichen Maßnahmen das Tragen von Warnkleidung sowie regelmäßige Schulungen und Unterweisungen. Oft werden auch Sicherungsposten in bestimmten Situationen eingesetzt, was im Einzelfall als temporäre Maßnahme zulässig ist.
Das Landesprogramm des LAVG zielte darauf ab, die Sicherheitsmaßnahmen bei mobilen, selbstfahrenden Arbeitsmitteln branchenübergreifend zu überprüfen und festzustellen, inwieweit die Gefährdung durch unzureichende Sichtverbindungen beim Betrieb dieser Arbeitsmittel derzeit durch technische oder organisatorische Maßnahmen minimiert wird.
Im Rahmen des Programms wurden 2023 insgesamt 71 verschiedene mobile selbstfahrende Arbeitsmittel durch die Aufsichtsbeamtinnen und Aufsichtsbeamten in unterschiedlichen Wirtschaftsklassen im Land Brandenburg geprüft. Ziel war es, die Qualität der Gefährdungsbeurteilungen und die Wirksamkeit der durchgeführten Schutzmaßnahmen vor Ort zu bewerten. Ergebnis: Bei vielen mobilen Arbeitsmitteln wurden technische Maßnahmen zur Verbesserung der Sichtverhältnisse nicht ausreichend implementiert. Dies gilt insbesondere für ältere Arbeitsmittel. Fahrerassistenzsysteme zur Personen- und Objekterkennung sind immer noch unterdurchschnittlich repräsentiert und nicht (standardmäßig) an mobilen, selbstfahrenden Arbeitsmitteln verbaut.
Zur Abstellung geringfügiger Mängel gab das LAVG den betroffenen Betrieben zielführende Hinweise. Bei 22 Prozent der Fälle handelte es sich um mittlere bis schwere Mängel, hier wurden Verwaltungsverfahren eingeleitet; in zwei Fällen wurde aufgrund der besonderen Schwere der Mängel die Nutzung der betroffenen Arbeitsmittel bis zur Mängelbeseitigung untersagt.
Hintergrund zum Betriebsbesuch
Die Transport- und Fördertechnik – kurz TRAFÖ GmbH wurde im Juni 1990 gegründet. Seit 1998 ist die Firmenzentrale im GVZ Wustermark. Die TRAFÖ GmbH ist in der Region Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern ganzheitlicher Lösungsanbieter im Bereich Intralogistik. Als Vertragspartner von Linde Material Handling, einer der weltweit führenden Hersteller für Flurförderzeuge, ist das Unternehmen Partner für Gabelstapler und Lagertechnik. Sie bietet unter anderem Lösungen für den Arbeitsschutz – zum Beispiel bei schlechten Sichtverhältnissen in Baumaschinen wie Gabelstapler – an. Das Ziel ist die „Vision Zero – Safety in your world“ – eine Welt ohne Arbeitsunfälle und arbeitsbedingten Erkrankungen. So bietet die TRAFÖ GmbH sicherheitsorientierte technische Innovationen für Flurförderzeuge, intelligente Assistenzsysteme sowie umfassende Schulungsprogramme an, um dies zu erreichen. Arbeitsschutzministerin Nonnemacher informierte sich bei ihrem heutigen Besuch über diese Angebote.