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Afrikanische Schweinepest: Intensive Fallwildsuche wird mit Hochdruck fortgesetzt

Laut ersten epidemiologischen FLI-Untersuchungsergebnissen liegt Seuchen-Einschleppungszeitpunkt in der ersten Juli-Hälfte

- Erschienen am 01.10.2020 - Pressemitteilung 477/2020

Die Fallwildsuche im gefährdeten Gebiet ist in dieser Phase der Tierseuche das oberste Gebot. Das betont Brandenburgs Verbraucherstaatssekretärin Anna Heyer-Stuffer, Leiterin des Landeskrisenstabes, heute in Potsdam. Die Fallwildsuche wird in allen von der Afrikanischen Schweinepest (ASP) betroffenen Landkreisen gezielt und koordiniert mit Hochdruck fortgesetzt. Es werden Drohnen sowie Menschenketten eingesetzt, im Kreis Spree-Neiße unterstützt dabei seit heute auch die Bundeswehr. Außerdem laufen die Vorbereitungen zur Einzäunung einer „Weißen Zone“ um das erste Kerngebiet.

Die intensive Fallwildsuche startete in den betroffenen Landkreisen mit dem ersten bestätigten positiven ASP-Fall. Dieser Kadaver lag nach Einschätzung des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) circa 2-4 Wochen in der Nähe von Sembten (Spree-Neiße) tot im Maisfeld, bevor er am 7. September gefunden wurde. Der amtliche Verdachtsfall wurde nach dem positiven Ergebnis der Probe im Landeslabor Berlin-Brandenburg am 9. September festgestellt und am 10. September vom Nationalen Referenzlabor am FLI bestätigt. Damit war der erste Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest beim Schwarzwild in Deutschland amtlich festgestellt worden. Bisher wurden insgesamt 38 ASP-Fälle in Brandenburg bestätigt.

Im Zuge dieser Fallwildsuche wurden und werden zahlreiche weitere Kadaver gefunden, die alle beprobt werden. Darunter waren bisher vier Skelette ohne Gewebe, die am 18./19. September im Hotspot Dorchetal im Südwesten von Neuzelle (Oder-Spree) gefunden wurden. Im Rahmen der ersten epidemiologischen Ausbruchsuntersuchungen teilte das FLI dem Landeskrisenzentrum-ASP in der vergangenen Woche mit, dass diese vier Kadaver schätzungsweise circa 8 bis 10 Wochen am Fundort gelegen haben mussten, bevor sie entdeckt wurden. Damit muss der Seucheneinschleppungszeitpunkt in der ersten Juli-Hälfte angenommen werden. Diese Untersuchungsergebnisse wurden in der Sitzung des Landeskrisenstabes am 25. September in Potsdam vorgestellt und diskutiert.

Heyer-Stuffer: „Wir stehen am Anfang dieser Tierseuche und müssen uns im Kampf gegen die ASP auf einen langwierigen Prozess einstellen. Dabei gilt es, besonnen, sachlich und ruhig vorzugehen. Die systematische Fallwildsuche ist notwendig, um die tatsächliche Ausdehnung des Infektionsgeschehens genau ermitteln zu können. Das ist das A und O jeder Tierseuchenbekämpfung. Alle weiteren Maßnahmen können nur dann nachhaltig und wirkungsvoll umgesetzt werden, wenn man das wirkliche Ausmaß kennt. Hier machen wir große Fortschritte. Das Kerngebiet um Sembten und Neuzelle wurde bereits mehrmals durchsucht. Es handelt sich hier um zum Teil unwegsames Gelände. Wir erwarten, dass hier noch weitere Kadaver gefunden werden. Außerdem wird das gefährdete Gebiet abgesucht. Hier werden die Landkreise vom Landesforstbetrieb, vom Technischen Hilfswerk, von der Bundeswehr sowie von den ortsansässigen Landwirten und Jägern tatkräftig unterstützt. Neben Drohnen suchen Menschenketten das Gelände ab. Außerdem wollen das Saarland und Thüringen Brandenburg mit Hundestaffeln unterstützen.“

Weiße Zone um Kerngebiet

Das Landeskrisenzentrum in Potsdam bereitet mit den Krisenstäben der Landkreise Oder-Spree, Spree-Neiße und Dahme-Spreewald die Einrichtung einer sogenannten „Weißen Zone“ um das erste Kerngebiet „Sembten/Neuzelle“ vor.

Diese Weiße Zone ist ein mindestens 5 Kilometer tiefer Streifen um das Kerngebiet und hat eine Fläche von mehr als 200 Quadratkilometern. Diese Zone wird mit festen, schwarzwildsicheren Zäunen gesichert. Die Länge des äußeren Zaunes beträgt circa 50 Kilometer, die des inneren Zaunes circa 40 Kilometer. Die Vorbereitungen zum Zaunbau stehen kurz vor dem Abschluss. Sobald diese Weiße Zone mit festen Zäunen gesichert ist, sollen darin die Wildschweine stark reduziert werden.

Maßnahmen im Landkreis Märkisch-Oderland

Nachdem am 29. September der erste amtliche ASP-Verdachtsfall im Landkreis Märkisch-Oderland festgestellt wurde, hat dort der Krisenstab seine Arbeit aufgenommen. Mit der Bestätigung durch das Nationale Friedrich Loeffler-Institut gibt es im Land Brandenburg seit gestern ein zweites Ausbruchsgeschehen. Der Fundort liegt im Ortsteil Bleyen im Landkreis Märkisch-Oderland unmittelbar an der deutsch-polnischen Grenze.

Der Landkreis Märkisch-Oderland hat heute die Tierseuchen-Allgemeinverfügung veröffentlicht, die morgen in Kraft tritt. Mit dieser Tierseuchen-Allgemeinverfügung wird das gefährdete Gebiet sowie konkrete Maßnahmen bestimmt. Um den Fundort wurde ein Kerngebiet mit einem circa Drei-Kilometer-Radius eingerichtet und soll bis morgen vollständig mit elektrischen Weidezäunen eingezäunt sein.

Eine Karte mit den eingerichteten Restriktionszonen hat der Landkreis im Internet veröffentlicht: https://lk-mol.maps.arcgis.com/apps/webappviewer/index.html?id=59c2a324ec6f42f988a7929ebe2548a5

Tierseuchen-Allgemeinverfügung: https://www.maerkisch-oderland.de/de/afrikanische-schweinepest/asp-allgemeinverfuegung.html