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Sechste Brandenburger Klinik bietet medizinische Soforthilfe und vertrauliche Spurensicherung an

Potsdamer St. Josefs-Krankenhaus beteiligt sich an Modellprojekt

- Erschienen am 22.12.2022 - Presemitteilung 553/2022
Haupteingang St. Josefs-Krankenhaus

Das Alexianer St. Josefs-Krankenhaus Potsdam-Sanssouci beteiligt sich ab sofort an dem Modellprojekt „Medizinische Soforthilfe und vertrauliche Spurensicherung nach Vergewaltigung“. Es ist damit bereits das sechste Krankenhaus im Land Brandenburg, das Betroffene von sexualisierter Gewalt unterstützt und Spuren sichert, ohne dass die Tat vorausgehend bei der Polizei angezeigt werden müsste.

Gesundheits- und Frauenministerin Ursula Nonnemacher: „Es geht zunächst ausschließlich um die betroffene Person und medizinische sowie psychologische Soforthilfe. Die Strafverfolgung ist der zweite Schritt. Ich bin froh, dass wir mit der sechsten Klinik im Land eine weitere Anlaufstelle haben. Jedes Opfer sexualisierter Gewalt braucht medizinische Hilfe. Auch wenn keine Spurensicherung gewünscht ist, sollte immer eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden.“

Mit der Soforthilfe haben die Betroffenen – unabhängig von einer Anzeige – die Möglichkeit, neben der medizinischen Versorgung vertraulich von einer Ärztin oder einem Arzt Tatspuren sofort sichern zu lassen. Wenn Betroffene sich erst später für eine Anzeige entscheiden, kann die Polizei auf das archivierte Beweismaterial zurückgreifen. Die vertrauliche Spurensicherung wird in sechs Brandenburger Kliniken angeboten: im Carl-Thiem-Klinikum Cottbus, im Ernst von Bergmann Klinikum Potsdam, im Klinikum Frankfurt (Oder), im Universitätsklinikum Brandenburg an der Havel, im Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg (Neuruppin) und nun auch im Alexianer St. Josefs-Krankenhaus Potsdam-Sanssouci.

Henriette Kluge, Assistenzärztin und Projektleiterin in der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Alexianer St. Josefs-Krankenhaus Potsdam: „Wir freuen uns, mit der Beteiligung am Modellprojekt Betroffene sexueller Gewalt eine weitere Anlaufstelle zu bieten. Als christliches Krankenhaus begleiten und sorgen wir vertrauensvoll für Menschen, die unsere Hilfe benötigen, über konfessionelle Grenzen hinweg.“

Das Angebot der medizinischen Soforthilfe und vertraulichen Spurensicherung besteht seit 2014 im Land Brandenburg. Es richtet sich an erwachsene Personen. Wenn eine betroffene Person in eine der sechs beteiligten Kliniken kommt, kann diese unter anderem mit dem Schlüsselsatz „Ich brauche dringend ein Gespräch mit einer Gynäkologin/einem Urologen“ diskret darauf aufmerksam machen, dass eine sexualisierte Gewalttat bzw. eine Vergewaltigung stattgefunden hat. In diesem Fall wird man unverzüglich zu der entsprechenden Station weitergeleitet. Dort wird in ruhiger Atmosphäre das weitere Vorgehen mit der Ärztin oder dem Arzt beraten. Auf Wunsch wird auch der Kontakt zu Opferunterstützungseinrichtungen vermittelt, die Betroffene nachsorgend beraten.

Die Projektleitung und Koordinierung übernimmt das Brandenburgische Landesinstitut für Rechtsmedizin (BLR). Institutsdirektor Prof. Dr. med. Knut Albrecht: „Es ist im Sinne der Betroffenen von sexualisierter Gewalt, dass fortan das St. Josefs-Krankenhaus am Modellprojekt mitwirkt und somit ein weiterer Anlaufpunkt geschaffen werden konnte. Eine Vergewaltigung ist ein medizinischer Notfall, wobei insbesondere die zeitnahe medizinische Untersuchung sowie, wenn gewünscht, die vertrauliche Spurensicherung nach der Tat von Relevanz ist. Eine zusätzliche Partnerklinik erweitert nicht nur unser Netzwerk, sondern befördert das langfristige Ziel, einer flächendeckenden Versorgung im Land Brandenburg.“

Projektpartner des BLR ist der landesweit tätige Verein Opferhilfe Land Brandenburg e.V. Leiterin der Beratungsstellen des Opferhilfe Land Brandenburg e.V., Sophie Bootz: „Wir freuen uns, dass mit dem St. Josefs-Krankenhaus eine weitere Potsdamer Klinik am Modellprojekt teilnimmt. Mit dem Projekt versuchen wir, die Hürden für Betroffene so niedrig wie möglich zu halten, um fachliche Versorgung, Schutz und auch psycho-soziale Unterstützung zu erhalten. Nach dem Klinikbesuch finden Betroffene weiterführende Nachsorge in bisher sieben Fachberatungsstellen im Land. In der Landeshauptstadt sind es zwei Einrichtungen, die im Rahmen des Nachsorgenetzwerks zum Projekt ansprechbar sind: die Opferberatungsstelle Potsdam in Trägerschaft des Opferhilfe Land Brandenburg e.V. sowie die Frauenberatungsstelle des Autonomen Frauenzentrums Potsdam e.V. Die Mitarbeiterinnen bieten jeweils psychosoziale Beratung an, informieren die Betroffenen auf Wunsch zum Strafverfahren und unterstützen bei der Bewältigung der Tatfolgen.“

Informationen zur medizinischen Soforthilfe und vertraulichen Spurensicherung gibt es in den beteiligten Kliniken, bei allen Opferberatungsstellen des Opferhilfe Land Brandenburg e.V. www.opferhilfe-brandenburg.de/hilfe/vergewaltigt-was-nun/ und auf der Internetseite: https://msgiv.brandenburg.de/msgiv/de/themen/frauen/frauen-vor-gewalt-schuetzen/hilfe-nach-vergewaltigung/

Kontaktdaten zur neuen Partnerklinik:

Alexianer St. Josefs-Krankenhaus Potsdam-Sanssouci

Notaufnahme

Zimmerstraße 6

14471 Potsdam

Telefon: 0331 9682-1100

https://www.alexianer-potsdam.de/einrichtungen/alexianer-st-josefs-krankenhaus