Sozialministerin Nonnemacher: Ausbau der Familienzentren wirkt – besonders Familien mit geringem Einkommen werden unterstützt
Fachveranstaltung „Familien in Brandenburg – vielfältig – krisenerfahren – herausgefordert“ in Potsdam / Familienbericht als Broschüre veröffentlicht / Drittes Brandenburger Familienforum am 6. Juli
- Erschienen am - PresemitteilungDer Familienbericht „Familien in Brandenburg vielfältig – krisenerfahren – herausgefordert“ ist jetzt als gedruckte Broschüre veröffentlicht. Sie kann kostenfrei auf der Internetseite des Sozialministeriums bestellt werden. Es ist der erste Brandenburger Familienbericht seit 1997. Darin sind aktuelle Daten und Fakten zur Lebenssituation von Familien in Brandenburg enthalten und landespolitische Maßnahmen zur Förderung und Unterstützung von Familien dargestellt. Die Ergebnisse des neuen Familienberichts und die Handlungsempfehlungen des Familienbeirates stehen heute Nachmittag auch im Mittelpunkt einer Fachveranstaltung des Ministeriums in Potsdam. Sozialministerin Ursula Nonnemacher eröffnet die Veranstaltung im Bürgerhaus am Schlaatz, Staatssekretär Dr. Thomas Götz nimmt daran teil.
Ministerin Nonnemacher: „Die zurückliegenden Jahre waren geprägt durch mehrere Krisen: Corona-Pandemie, Klimawandel, Energiekrise und stark gestiegene Verbraucherpreise sowie die hohe Zahl von Geflüchteten als Folgen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Das Leben vieler Familien hat sich in dieser Zeit deutlich verändert. Vor diesem Hintergrund wurde eine umfassende Familienbefragung durchgeführt, an der 4.700 Familien aus Brandenburg teilgenommen haben, und der Familienbericht erarbeitet. Gerade in der heutigen, von Krisen beeinflussten Zeit ist es wichtig, genau zu wissen, vor welchen Herausforderungen Familien stehen und welche Unterstützung sie benötigen. Ein Schwerpunkt in unserer Familienpolitik ist der weitere Auf- und Ausbau der Familienzentren. Der Familienbericht zeigt, dass die Familienzentren wirken und gerade in Krisenzeiten als stabile Anker für Kinder, Eltern und Familien dienen.“
Landesprogramm zur Förderung von Familienzentren
Der Auf- und Ausbau von Familienzentren ist ein Schwerpunkt der Familienpolitik in dieser Wahlperiode. Das Landesförderprogramm startete am 1. September 2019 mit zunächst jährlich 480.000 Euro für 32 Familienzentren, die an bereits bestehende Mehrgenerationenhäuser angebunden waren. 2021 wurde die Förderung vom Land auf jährlich insgesamt 640.000 Euro und im Jahr 2023 dann auf 2,6 Millionen Euro erhöht, die für den Ausbau und den Aufbau neuer Einrichtungen pro Jahr zur Verfügung stehen. Aktuell umfasst das Programm 34 Familienzentren an Mehrgenerationenhäusern, 17 neue Familienzentren und neun Modellprojekte.
Ziel der Familienzentren ist es, besonders Familien mit geringem Einkommen dabei zu unterstützen, die ihnen zustehenden finanziellen Leistungen in Anspruch zu nehmen. Sie beraten Eltern, helfen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern und tragen dazu bei, dass Kinder gesund aufwachsen und am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.
Ministerin Nonnemacher: „Das Landesprogramm Familienzentren als zentraler Baustein unserer Familienpolitik wirkt. In den Einrichtungen vor Ort laufen die Fäden der familienunterstützenden Angebote zusammen. Sie organisieren die Zusammenarbeit aller Akteurinnen und Akteure im Sozialraum im Sinne der Familien, indem sie bei der Inanspruchnahme von staatlichen Unterstützungsleistungen selbst beraten oder als Lotsen die Familien auf bestehende Angebote hinweisen, etwa aus den Frühen Hilfen, dem Netzwerk Gesunde Kinder oder den Lokalen Bündnissen für Familie. Natürlich gehören vielfältige Freizeitangebote für die Familien vom gemeinsamen Yoga bis zu Vorlesenachmittagen ebenfalls zum Programm der Familienzentren. Gerade Familien mit geringen Einkommen können und sollen von dieser Angebotspalette profitieren. Denn diese Familien sind ohnehin im Alltag stärker herausgefordert, waren in der Corona-Pandemie von schweren Einschnitten in ihren Lebensalltag besonders betroffen und leiden unter den gestiegenen Lebenshaltungskosten in größerem Ausmaß.“
Der 62 Seiten starke Bericht enthält Ergebnisse einer Familienbefragung. Im Winter 2022/2023 wurden mit einer repräsentativen Fragebogenerhebung mehr als 4.700 in Brandenburg lebende Familien zu ihrer Lebens-, Arbeits- und Einkommenssituation, zu Stress- und Belastungssituationen sowie zu den Unterstützungswünschen der Eltern befragt. Außerdem beinhaltet der Bericht ein Resümee der Brandenburger Familienpolitik in dieser Wahlperiode und informiert über familienpolitische Maßnahmen der Landesregierung.
Im Land Brandenburg leben rund 263.600 Familien mit Kindern unter 18 Jahren. Etwas mehr als die Hälfte davon sind Ehepaare mit Kindern, 23,3 Prozent sind Alleinerziehende, 21,2 Prozent unverheiratete Lebensgemeinschaften.
Der Familienbericht gliedert sich in drei Bereiche:
- „Lebenslage Brandenburger Familien“ auf Basis von Daten der amtlichen Statistik. Die Lebenslage beschreibt die sozialen Umstände und Rahmenbedingungen, in denen Familien in Brandenburg leben. Dazu gehören die Familien-, Arbeits- und Einkommenssituation.
- „Lebenssituation Brandenburger Familien“ mit Bezug auf Ergebnissen der Familienbefragung insbesondere zu Erwerbskonstellationen, Anteil an Schicht- und Wochenendarbeit sowie Home-Office, Zeitverwendung, Aufteilung von Sorge- und Hausarbeit, Gesundheitszustand sowie Krisenerleben.
- Schwerpunkte der Familienpolitik des Landes sowie Bilanz der familienpolitischen Maßnahmen in dieser Legislaturperiode.
Zentrale Ergebnisse des Familienberichts sind:
- Die Erwerbstätigenquote der Eltern im Land Brandenburg ist überdurchschnittlich hoch. Bei den Müttern hängt die Erwerbstätigenquote sehr stark vom Alter des jüngsten Kindes ab. Ab dem Schulalter sind auch 90 Prozent der Mütter wieder erwerbstätig, ein Drittel davon in Vollzeit.
- Die Teilzeitquote der Mütter (44 %) ist deutlich größer als die der Väter (9 %). Ostdeutsche Mütter arbeiten doppelt so häufig in Vollzeit wie westdeutsche Mütter, und in Brandenburg ist im Bundesländervergleich der Anteil der Mütter mit einer Teilzeitbeschäftigung am niedrigsten.
- 43 Prozent der befragten Eltern gaben an, dass sich ihre berufliche Tätigkeit nicht für das Arbeiten im Homeoffice eignet.
- Ein Fünftel der berufstätigen Eltern fährt pro Strecke länger als 45 Minuten zur Arbeit.
- 54 Prozent der befragten Eltern waren hochqualifiziert und weitere 43 Prozent konnten ein mittleres Bildungsniveau vorweisen.
- Obwohl die Mehrheit der Eltern gut bis sehr gut qualifiziert ist und in Vollzeit oder im vollzeitnahen Umfang arbeitet, fallen die Familieneinkommen vergleichsweise gering aus. Ein Viertel der befragten Familien muss mit einem monatlichen Haushaltsäquivalenzeinkommen von unter 1.500 Euro zurechtkommen. Dies liegt insbesondere an der schwierigen finanziellen Situation von Alleinerziehenden. Fast die Hälfte der Alleinerziehenden muss mit unter 1.500 Euro im Monat wirtschaften. Bei den Paarfamilien hingegen sind es nur 17 Prozent.
- Vor allem Alleinerziehende, Familien mit Migrationshintergrund und Familien mit drei oder mehr Kindern sind von Armut bedroht. Mit einer Armutsgefährdungsquote von rund 38 Prozent sind Familien mit Migrationshintergrund am stärksten von Armut betroffen.
- Die Hälfte der Paarfamilien teilt sich die Sorgearbeit, also die Betreuung der Kinder, paritätisch auf. In der anderen Hälfte kümmert sich die Mutter allein. In nur 4 Prozent der Familien ist der Vater der Hauptverantwortliche.
- Die Hausarbeit erledigen 55 Prozent der Mütter meistens allein.
- Im Durchschnitt haben Familien 8,6 Stunden in der Woche und 12,1 Stunden am Wochenende Zeit für gemeinsame Freizeitaktivitäten.
Familienbeirat des Landes Brandenburg
Der Familienbeirat des Landes Brandenburg hat sich am 17. Juni 2021 konstituiert. Zentrale Aufgabe des unabhängigen Gremiums, das aus 15 ehrenamtlich tätigen Expertinnen und Experten besteht, ist es, die Landesregierung und insbesondere das Familienministerium in allen familienrelevanten sozialen, rechtlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Fragen zu beraten.
Der Familienbeirat hat bisher zu folgenden Themen Handlungsempfehlungen an die Landesregierung beschlossen:
- Umgang mit den Auswirkungen der Coronapandemie auf Familien (Beschluss am 21.03.2022),
- Einrichtung eines digitalen Familienportals (Beschluss am 25.08.2022),
- Partizipation von Familien (Beschluss am 30.04.2023),
- Nachhaltige Bewältigung der ökonomischen Auswirkungen von Krisen auf Familien (Beschluss am 15.06.2023),
- Weiterentwicklung von Familienzentren im Land Brandenburg (Beschluss am 13.10.2023),
- Nachhaltige und gesicherte Familienpolitik (Beschluss am 13.10.2023).
Mit dem am 1. August 2024 in Kraft tretenden Brandenburgischen Kinder- und Jugendgesetz ist seine Tätigkeit nun dauerhaft gesetzlich verankert.
Das Institut für angewandte Familien-, Kindheits- und Jugendforschung an der Universität Potsdam (IFK) begleitet den ehrenamtlich tätigen Familienbeirat. Das IFK führte auch im Rahmen eines vom Familienministerium geförderten Projektes die „Familienbefragung Brandenburg“ durch (Befragungszeitrum: 20. Dezember 2022 bis 20. März 2023).
Brandenburger Familienforen – Partizipation stärken
Im Oktober 2022 fand erstmals das Brandenburger Familienforum im Landtag statt. Einen Schwerpunkt der Veranstaltung bildeten vier Workshops, in denen Familien die Möglichkeit hatten, sich mit Akteuren aus der Politik, der Verwaltung und der Zivilgesellschaft auszutauschen. Dabei ging es um die Folgen der Corona-Pandemie. Die Eltern konnten ihre Erfahrungen und alltäglichen Probleme darstellen und Vorschläge für einen künftigen Umgang mit Pandemien unterbreiten.
Das zweite Brandenburger Familienforum fand im November 2023 unter Beteiligung von über 200 Familien im Landtag statt. Den Schwerpunkt bildeten, neben der Vorstellung des Familienbeirates, Workshops zu den vier Themen: „Gute Bildung von Anfang an“, „Familienförderung vor Ort“, „Familie und Gesundheit“ sowie die „Finanzielle Situation von Familien“.
Das dritte Brandenburger Familienforum findet am 6. Juli 2024 in Potsdam statt.
Bestellung Familienbericht als Broschüre
Die Broschüre „Familien in Brandenburg – vielfältig – krisenerfahren –herausgefordert“ kann auf der Internetseite des Ministeriums (Menüpunkt: Service/Publikationen) kostenfrei bestellt werden (Link: https://msgiv.brandenburg.de/msgiv/de/service/publikationen/detail/~02-07-2024-familien-in-brandenburg)