Sozialministerin Nonnemacher: Menschen mit Demenz an ihrem Lebensort unterstützen
9. Fachtag des Kompetenzzentrums Demenz in Potsdam: „Gut vernetzt für und mit Menschen mit Demenz“
- Erschienen am - Presemitteilung- Fachtag des Kompetenzzentrums Demenz in Potsdam: „Gut vernetzt für und mit Menschen mit Demenz“
Das Kompetenzzentrum Demenz für das Land Brandenburg veranstaltet am heutigen Donnerstag (4. Juli) seinen 9. Fachtag. Das Motto lautet: „Gut vernetzt für und mit Menschen mit Demenz – den Pakt für Pflege im Sozialraum umsetzen“. Die Veranstaltung mit rund 100 Teilnehmenden eröffnete Sozialministerin Ursula Nonnemacher: „Gute Rahmenbedingungen für Menschen mit Demenz zu schaffen, ist eine besondere Herausforderung. Dieser gesellschaftlichen Herausforderung stellen wir uns in Brandenburg seit vielen Jahren mit guten Ideen und niedrigschwelligen Angeboten. Entscheidend ist, Menschen mit Demenz unmittelbar an ihrem Lebensort zu unterstützen. Aufgrund ihrer Krankheit sind sie häufig nur eingeschränkt in der Lage, sich ihrer Umgebung anzupassen und ihren Alltag selbst zu gestalten. Deshalb hängt ihr Wohlbefinden in großem Maße davon ab, wie sich die Umwelt auf ihre Beeinträchtigung einstellt. Mit unserem Pakt für Pflege haben wir genau das im Blick und haben so die Lebenssituation auch von Menschen mit Demenz bereits an vielen Orten verbessert.“
Im Land Brandenburg leben rund 57.000 Menschen mit einer demenziellen Erkrankung. Nach einer vorliegenden Projektion werden aufgrund der demografischen Entwicklung und der steigenden Lebenserwartung im Jahr 2030 etwa 58.600 Menschen mit Demenz in Brandenburg leben. Im Land Brandenburg waren im Jahr 2021 etwa 2,2 Prozent der Bevölkerung demenziell erkrankt, 2030 werden es vermutlich 2,3 Prozent sein (Quelle: Analyse der Pflegestatistik 2021).
Sozialministerin Nonnemacher: „Menschen mit Demenz brauchen vielfältige und flexible Unterstützung, um in ihrem vertrauten Wohnumfeld ein möglichst selbstbestimmtes Leben führen und an der Gesellschaft teilhaben zu können. Bei Teilhabe geht es nicht nur um das Dabeisein. Auch Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen müssen die Möglichkeit haben, gemäß ihren Wünschen und Vorlieben Dinge zu tun und zu erleben, die ihnen Freude bereiten, die ihnen wichtig sind, die ihnen ein Selbstwertgefühl geben. Und deshalb ist es wichtig, dass unser Blick auf Menschen mit Demenz nicht auf die Aspekte von Pflege und Betreuung reduziert wird. Die pflegenden Angehörigen von Menschen mit Demenz benötigen Beratung, Ermutigung und Entlastung im Alltag. Die Unterstützung von Angehörigen ist deshalb ebenfalls sehr wichtig, weil diese einen Großteil der Begleitung und Pflege von Menschen mit Demenz leisten. Oft über Jahre sind sie für ihre demenzkranken Angehörigen da, stellen eigene Bedürfnisse zurück und engagieren sich mit großer Hingabe. Mit unserem ‚Pakt für Pflege‘ und insbesondere mit dem Landesprogramm ‚Pflege vor Ort‘ schaffen die Kommunen gezielt Angebote, die Betroffene und Angehörige unterstützen und entlasten.“
Seit dem Start des Landesprogramms „Pflege vor Ort“ wurden bereits rund 21,5 Millionen Euro bewilligt. Damit wurden und werden von den Kommunen vor Ort sozialräumliche Hilfen im Vor- und Umfeld der Pflege gestärkt, Angebote der Beratung, Begleitung, Entlastung und zur sozialen Teilhabe der pflegebedürftigen Menschen und ihrer Angehörigen geschaffen.
Inzwischen beteiligen sich alle Landkreise und kreisfreien Städte sowie rund 85 Prozent der unteren kommunalen Ebene an dem Programm. In den Brandenburger Ämtern und Gemeinden sind insgesamt bereits 664 Projekte initiiert worden; davon dienen rund 200 Projekte der Unterstützung Pflegebedürftiger und ihrer Angehörigen, und über 200 Projekte haben das Ziel, die Teilhabe Pflegebedürftiger an der Gemeinschaft zu verbessern.
Sozialministerin Nonnemacher: „Pflege vor Ort hat in unseren Städten und Dörfern auch neue Impulse dafür gegeben, dass sich noch mehr Akteure als bisher auf den Weg gemacht haben, für das Thema Demenz zu sensibilisieren und ein demenzfreundliches Gemeinwesen zu schaffen. Ich danke dem Kompetenzzentrum Demenz, dass es an mehreren Orten im Land Initiativen für eine demenzsensiblen Kommune intensiv begleitet und den Blick dafür schärft, dass Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen in diesen Prozessen von vornhinein und aktiv einbezogen werden müssen.“
Mit dem „Pakt für Pflege“ wird auch ein Modellprojekt der Alzheimergesellschaft Brandenburg e.V. zur Beratung von jüngeren Menschen mit Demenz, die noch im Arbeitsleben stehen, und von Menschen, die an einer seltenen Form einer Demenz erkrankt sind, mit insgesamt knapp 80.000 Euro gefördert. „Die Anzahl der Betroffenen ist eher klein. Aber für jüngere Demenzkranke geht die Diagnose Demenz fast immer einher mit Fragen, die die Älteren nicht haben, etwa der Frage, ob jetzt sofort ein Ausstieg aus dem Berufsleben erforderlich ist. Doch auch hier sind Maßnahmen der Arbeitsplatzanpassung, wie sie etwa für Menschen mit Behinderungen kaum noch ein Problem darstellen, möglich“, so Nonnemacher.
An dem 9. Fachtag des Kompetenzzentrums Demenz nehmen vor allem Beschäftigte und Akteure von Pflegediensten und -einrichtungen, von Beratungsstellen und aus den Kommunen, zum Beispiel Pflegekoordinator*innen aus Landkreisen und kreisfreien Städten, aus Pflege-vor-Ort-Projekten, Mehrgenerationenhäusern und Selbsthilfezentren, teil. Zentrale Fragestellung des Fachtages ist: Wie kann es gelingen, Menschen mit Demenz so lange wie möglich ein gutes Leben im vertrauten Wohnumfeld zu ermöglichen?
Mit dem Pakt für Pflege haben alle relevanten Akteure im Land vereinbart, Pflege zukunftsfest im Quartier zu verankern. Das bedeutet auch, Menschen mit Demenz ein gutes Leben in ihrem vertrauten Wohnumfeld zu ermöglichen. Vier wesentliche Bausteine tragen dazu bei: Selbsthilfe unterstützen, Potenziale des Sozialraums nutzen, Einrichtungen der Pflege in die Quartiere öffnen, Kommunen demenzsensibel machen.
Hintergrund
Das Kompetenzzentrum Demenz hat seine Arbeit in Trägerschaft der Alzheimer Gesellschaft Brandenburg e.V. im Januar 2016 aufgenommen und wird im Rahmen des Pakts für Pflege vom Sozialministerium und den Verbänden der Pflegekassen sowie dem Verband der privaten Krankenversicherung im Land Brandenburg gefördert. Es soll mit seinen Aktivitäten dazu beitragen, die Lebenssituation der an den unterschiedlichsten Formen von Demenz erkrankten Menschen und von deren Angehörigen im Land Brandenburg zu verbessern. Ein wichtiger Schwerpunkt liegt in dem Auf- und Ausbau der Angehörigenschulung „Hilfe beim Helfen“ für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz.
Internet: https://demenz-brandenburg.de/