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Ministerin Nonnemacher: Menschen mit Demenz brauchen vielfältige und flexible Unterstützung

7. Fachtag des Kompetenzzentrums Demenz: „Gemeinsam statt einsam – wie Prävention gelingen kann“

- Erschienen am 02.06.2022 - Presemitteilung 232/2022
Symbolfoto Einrichtungen und Wohnformen für pflegebedürftige Menschen und Menschen mit Behinderungen, Foto: © Halfpoint / Fotolia Foto: © Halfpoint / Fotolia

Soziale Kontakte und gemeinsame Aktivitäten erhöhen die Lebensqualität von Menschen, die an Demenz erkrankt sind, und ihren Angehörigen. Wie für sie präventive Angebote und Aktivitäten vor Ort entwickelt und etabliert werden können, war heute (2. Juni) Thema auf dem 7. Fachtag des Kompetenzzentrums Demenz für das Land Brandenburg. Der Titel lautete „Gemeinsam statt einsam – wie Prävention gelingen kann“. Die Veranstaltung mit rund 120 Teilnehmenden eröffnete Sozialministerin Ursula Nonnemacher.

Sozialministerin Nonnemacher sagte: „Demenz betrifft uns alle. Das soziale Umfeld der von Demenz Betroffenen ist – wie bei allen anderen Menschen auch – entscheidend für deren Wohlbefinden. Die Betroffenen brauchen nicht nur Therapien, sondern vor allem die Möglichkeit, die alten oder neue Dinge zu tun, die ihnen Freude bereiten, ihnen Selbstwertgefühl geben und Anerkennung. Dazu zählen gemeinsame Aktivitäten wie Tanzen, Musizieren und andere Hobbies, Bewegung, aber auch eine gesunde Ernährung und soziale Kontakte. Menschen mit Demenz brauchen vielfältige und flexible Unterstützung, um in ihrem vertrauten Wohnumfeld ein möglichst selbstbestimmtes Leben führen und an der Gesellschaft teilhaben zu können. Aber auch ihre pflegenden Angehörigen benötigen Beratung, Ermutigung und Entlastung im Alltag. Mit unserem Pakt für Pflege fördern wir in Brandenburg den Ausbau von solchen niedrigschwelligen Angeboten vor Ort.“

Eine Säule des Pakts für Pflege ist das Förderprogramm „Pflege vor Ort“, das am 1. April 2021 startete. Damit werden Maßnahmen der kommunalen Pflegepolitik zur Stärkung der Pflege vor Ort gefördert. Ziel ist die Unterstützung der Pflege in der Häuslichkeit und die Stabilisierung ambulanter Pflege im Land Brandenburg. Dafür stehen in diesem Jahr zehn Millionen Euro aus dem Landeshaushalt zur Verfügung.

Sozialministerin Nonnemacher: „Durch die Gestaltung von alterns- und pflegegerechten Sozialräumen wollen wir den Eintritt von Pflegebedürftigkeit möglichst verzögern bzw. verringern. Wir verfolgen hier bewusst einen präventiven Ansatz, um den Pflegebedarf und somit auch den Bedarf an Pflegekräften im Land zu minimieren. Und wenn dennoch Pflegebedarf eintritt, soll vor allem die Pflege in der eigenen Häuslichkeit – wo derzeit über 80 Prozent aller Pflegebedürftigen in Brandenburg versorgt werden – noch besser als bisher ermöglicht werden. Hier sind wir auf einem sehr guten Weg.“

Die Förderung von „Pflege vor Ort“ richtet sich zum einen an alle Landkreise und kreisfreien Städte. Sie erhalten jährlich jeweils 150.000 Euro, um die Angebotsstrukturen der Pflege noch besser zu vernetzen, zu koordinieren und weiterzuentwickeln sowie die investive Förderung von Angeboten im Bereich Kurzzeit- und Tagespflege umzusetzen. Zum anderen erhalten alle Ämter, amtsfreie Städte und Gemeinden sowie Verbandsgemeinden Fördermittel für sozialräumliche Maßnahmen im unmittelbaren Vor- und Umfeld von Pflege. Das Geld kann zum Beispiel eingesetzt werden für den Aufbau neuer alltagsunterstützender Angebote, bei der Entwicklung von Nachbarschaftshilfen oder bei der Organisation von Pflege-Stammtischen, Pflegekursen für Angehörige oder für die Durchführung von Informationsveranstaltungen.

Sozialministerin Nonnemacher: „Für Menschen mit Demenz ist die aufsuchende Beratung besonders wichtig. Wir wissen aber auch, dass junge Menschen mit Demenz, die noch im Arbeitsleben stehen sowie Menschen, die an einer seltenen Form von Demenz erkrankt sind, eine spezifische Unterstützung benötigen. Ich danke deshalb der Alzheimer-Gesellschaft Brandenburg e.V., dass sie für diese Zielgruppen im Rahmen des Paktes für Pflege ein spezifisches Beratungsangebot entwickelt.“ Das Sozialministerium fördert das landesweite Projekt im Rahmen des Paktes für Pflege mit rund 37.000 Euro.

Im Land Brandenburg leben rund 69.000 Menschen mit einer demenziellen Erkrankung. Aufgrund der demografischen Entwicklung und der steigenden Lebenserwartung wird deren Anzahl in den kommenden Jahren weiter steigen. Nach einer vorliegenden Projektion werden im Jahr 2030 etwa 72.000 Menschen mit Demenz in Brandenburg leben.

Das Kompetenzzentrum Demenz hat seine Arbeit in Trägerschaft der Alzheimer- Gesellschaft Brandenburg e.V. im Januar 2016 aufgenommen und wird im Rahmen des Pakts für Pflege vom Sozialministerium und den Verbänden der Pflegekassen sowie dem Verband der privaten Krankenversicherung im Land Brandenburg gefördert. Es soll mit seinen Aktivitäten dazu beitragen, die Lebenssituation der an den unterschiedlichsten Formen von Demenz erkrankten Menschen und von deren Angehörigen im Land Brandenburg zu verbessern.

Sonja Köpf, Leiterin des Kompetenzzentrums Demenz: „Wir haben in den vergangenen Jahren viel getan, um das professionelle Versorgungssystem auszubauen. Mit immer früherer und differenzierterer Diagnostik steigt das Bewusstsein, dass dort, wo die Menschen leben, Hemmnisse abgebaut werden müssen, um weiter den eigenen Hobbies nachgehen und den Alltag selbstbestimmt gestalten zu können. Denn diese Aktivitäten tragen maßgeblich dazu bei, die gesundheitliche Situation zu stabilisieren und den Verlauf einer Demenz zu verlangsamen. Genau dafür sensibilisieren wir mit unserem Fachtag.“

Das Input-Referat des heutigen Fachtages hielt Prof. Dr. Dr. Reimer Gronemeyer, Ehrensenator und em. Professor für Soziologie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen, mit dem Titel „Die soziale Seite der Demenz“. Er ist u.a. Vorsitzender des Vorstands der „Aktion Demenz e.V. – Gemeinsam für ein besseres Leben mit Demenz“, Mitglied im Stiftungsrat der „Deutschen Hospiz- und Palliativstiftung“ sowie Mitglied im Beirat der Stiftung „DiaDem – Hilfe für demenzkranke Menschen und ihre Angehörigen“ des Diakonischen Werkes in Hessen.

Weitere Informationen: https://demenz-brandenburg.de/