„Aktiv, mobil und engagiert: Eine Gesellschaft des langen Lebens gestalten“
Fortschreibung der Seniorenpolitischen Leitlinien vom Kabinett beschlossen
- Erschienen am - PresemitteilungBrandenburgs Landesregierung macht sich auch in Zukunft für ein aktives, selbstbestimmtes und gesellschaftlich erfülltes Älterwerden im Land stark. Das Kabinett hat gestern auf Vorlage des Sozialministeriums die fortgeschriebenen Seniorenpolitischen Leitlinien beschlossen. Damit setzt die Landesregierung ein wichtiges Vorhaben des Koalitionsvertrags um. Brandenburg hatte erstmals im Jahr 2007 Seniorenpolitische Leitlinien erarbeitet, die 2017 zum ersten und nun zum zweiten Mal fortgeschrieben wurden. Vorausgegangen war ein vom Landesseniorenbeauftragten Norman Asmus organisierter und breit angelegter Beteiligungsprozess. Die insgesamt sechs Leitlinien umfassen die Themen Wohnen und Wohnumfeld, Mobilität, Gesundheit und Pflege, digitale Fitness, ehrenamtliches Engagement sowie erstmals verdeckte Altersarmut und Einsamkeit. Flankiert werden die Leitlinien von einem Paket mit 38 Maßnahmen verschiedener Ressorts der Landesregierung.
Staatssekretärin Dr. Antje Töpfer erklärte heute in Potsdam: „Brandenburgs Bevölkerung wird immer älter. Im Jahr 2030 werden fast ein Drittel der Menschen 65 Jahre oder älter sein, das sind rund 100.000 mehr als heute. Daher ist es unsere politische Aufgabe, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass die Brandenburgerinnen und Brandenburger in unserem Land möglichst gesund, aktiv und selbstbestimmt alt werden, dass sie ein in jeder Hinsicht erfülltes Leben leben können. Einen Beitrag dazu haben wir mit der Fortschreibung der Seniorenpolitischen Leitlinien und dem dazugehörigen Seniorenpolitischen Maßnahmenpaket geleistet. Uns steht damit auf Landesebene ein bewährtes Instrument zur Verfügung, das für die Seniorenpolitik in den nächsten Jahren wichtige Impulse setzen wird.“
Norman Asmus, Landesseniorenbeauftragter Brandenburg: „Ich freue mich sehr, dass die Landesregierung gestern die Fortschreibung der Seniorenpolitischen Leitlinien beschlossen hat und danke allen am umfassenden Erarbeitungsprozess beteiligten Akteurinnen und Akteuren für ihre konstruktive Mitwirkung. Das ist eine gute Nachricht für die Seniorinnen und Senioren im Land, denn mit den darin enthaltenen Zielen, Maßnahmen und Beispielen guter Praxis werden aktuelle Bedarfe der zunehmenden Zahl älterer Menschen angesprochen. Dabei ist der präventive Charakter der Leitlinien hervorzuheben, denn das Sprichwort ,Wer rastet, der rostet‘ ist im Kern sehr wahr. Nun gilt es, die Leitlinien in den nächsten Jahren gemeinsam weiter engagiert umzusetzen.“
In Brandenburg leben rund 650.000 Menschen, die 65 Jahre oder älter sind. Das entspricht einem Anteil an der Gesamtbevölkerung von rund einem Viertel.
Die fortgeschriebenen Seniorenpolitischen Leitlinien wurden in einem breiten Beteiligungsprozess (SeniorenDIALOG) erarbeitet, an dem neben Expertinnen und Experten, Beiräten, Verbänden und Organisationen auch mehr als 800 Brandenburger Seniorinnen und Senioren im Rahmen einer Befragung teilnahmen. Die Leitlinien lauten:
- Leitlinie 1: Wohnen und Leben im Quartier gestalten
- Leitlinie 2: Mobilität gewährleisten
- Leitlinie 3: Gesundheitsförderung und Pflegeprävention stärken
- Leitlinie 4: Lebenslanges Lernen für die ältere Generation gestalten – Digitale Fitness Älterer voranbringen
- Leitlinie 5: Gesellschaftliche Teilhabe durch Engagement fördern
- Leitlinie 6: Verdeckte Armut und Einsamkeit im Alter bekämpfen
Während die ersten fünf Leitlinien aufgrund der Entwicklungen seit der letzten Fortschreibung vor sieben Jahren aktualisiert wurden, ist die sechste neu aufgenommen worden. Der Grund dafür ist eine von Expertinnen und Experten erwartete zukünftige Zunahme der Zahl von (verdeckter) Altersarmut Betroffener. Dazu gehören nicht nur Menschen, die in finanzieller Armut leben, sondern auch solche, die unter Einsamkeit leiden, weil sie nur wenige soziale Kontakte haben und daher kaum an der Gesellschaft teilhaben.
Um diese Entwicklung sichtbarer zu machen, plant das Sozialministerium den Aufbau eines datengestützten und indikatorenbasierten Beobachtungssystems, bei dem Daten zur Bevölkerungsentwicklung, sozialen Sicherung im Alter, Altersarmut und sozialen Teilhabe miteinander verknüpft und jährlich im Rahmen der Landessozialberichterstattung veröffentlicht werden. Eine weitere Maßnahme im Kampf gegen Altersarmut und Vereinsamung ist der Auf- und Ausbau der generationenübergreifenden Familienzentren im Land, in denen auch niedrigschwellige Beratungs- und Hilfeangebote für Seniorinnen und Senioren vorgehalten werden sollen.
Insgesamt liegt der Fokus der fortgeschriebenen Seniorenpolitischen Leitlinien noch stärker als bisher auf präventiven Maßnahmen, um dem Wunsch älterer Menschen nach einem möglichst lange selbstbestimmten Leben im vertrauten Quartier zu entsprechen.
Hierzu sollen der Auf- und Ausbau der Wohnraumanpassungsberatung an Pflegestützpunkten sowie die Beratungsstelle für barrierefreies Bauen beitragen.
Dazu gehört die Unterstützung innovativer Mobilitätskonzepte und Verkehrsangebote, wie zum Beispiel der Betrieb flexibler, bedarfsorientierter Rufbusse – vor allem in ländlichen Gegenden. Darüber hinaus sind Projekte zur Verkehrssicherheit, unter anderem mit der Landesverkehrswacht und der Polizei, geplant.
Wesentlicher Bestandteil des Maßnahmenpakets ist das Förderprogramm „Pflege vor Ort“ im Rahmen des „Pakts für Pflege“. Hierüber soll durch die Gestaltung von alterns- und pflegegerechten Sozialräumen in den Städten und Gemeinden der Eintritt von Pflegebedarf verzögert bzw. verringert und eine Pflege in den eigenen vier Wänden noch besser als bisher ermöglicht werden. Eine weitere präventive Aktivität ist das Beratungsangebot der Vernetzungsstelle Seniorenernährung zur Stärkung der gesundheitsbewussten Ernährung älterer Menschen.
Immer wichtiger für die gesellschaftliche Teilhabe wird die digitale Fitness Älterer, was sich in einer Reihe von Maßnahmen widerspiegelt. Eine davon ist das Programm „DIGITAL FIT“, ein landesweites Angebot zur Weiterbildung der Brandenburgischen Seniorenbeiräte für die Stärkung ihrer digitalen Kompetenzen im Umgang mit Smartphone und Tablet. Ziel des 2021 gestarteten Programms ist es, möglichst viele der rund 170 kommunalen Seniorenbeiräte im Land Brandenburg digital zu schulen. Mit Beratungsangeboten für ältere Menschen wie „Smart Surfen - Mehr Teilhabe durch digitalen Verbraucherschutz“ der Verbraucherzentrale Brandenburg sollen ältere Menschen im Umgang mit dem Internet vertraut gemacht werden.
Besonders förderlich für ein aktives Älterwerden ist die Übernahme eines ehrenamtlichen Engagements, wie dies bereits von vielen Seniorinnen und Senioren in Brandenburg praktiziert wird. Für die Gewinnung der nun in die Rente eintretenden geburtenstarken Jahrgänge bedarf es passender Angebote, wie der neuen Engagement-Plattform www.mitjemacht-brandenburg.de.
Insgesamt konzentrieren sich die Leitlinien auf Schlüsselbereiche und sollen Orientierungsmaßstäbe für die Landespolitik, aber auch Impulsgeber für Kommunen sein. Nach dem Kabinettsbeschluss werden die Seniorenpolitischen Leitlinien auf mehreren Regionalkonferenzen mit Akteurinnen und Akteuren im Land diskutiert werden.
Der ausführliche Bericht zu den Seniorenpolitischen Leitlinien unter dem Titel „Aktiv, mobil und engagiert: Eine Gesellschaft des langen Lebens gestalten“ soll im April in einer Auflage von 1.000 Exemplaren auch als Broschüre veröffentlicht werden, zusätzlich wird es eine Fassung in leichter Sprache geben.