Im Zeichen des Strukturwandels: Neue Studie zur Lage von Frauen in der Lausitz veröffentlicht
- Erschienen am - PresemitteilungFrauen sind vom Strukturwandel in der Lausitz besonders betroffen, insbesondere gut ausgebildete junge Frauen verlassen die Region. Über die Gründe dafür sowie über die Situation von Frauen in der Lausitz im Zeichen des Strukturwandels gibt eine neue Studie Auskunft, die das Institut für angewandte Beteiligung (ifab) in Zusammenarbeit mit dem Institut für Transformation, Wohnen und soziale Raumentwicklung (TRAWOS) im Auftrag der Landesgleichstellungsbeauftragten Manuela Dörnenburg erarbeitet hat. Die Erhebung „Zur (Daten-)Lage von Frauen im Strukturwandel der Lausitz“ ist ab sofort online unter https://msgiv.brandenburg.de/msgiv/de/beauftragte/landesgleichstellungsbeauftragte/aktuelles/ abrufbar.
Für die Studie haben die Autorinnen, die Sozialwissenschaftlerinnen Julia Gabler und Sinziana Schönfelder, vorhandene Dokumente und Daten – beispielsweise zur Beschäftigung oder zum politischen Engagement - aufbereitet, ausgewertet und in den gesamtgesellschaftlichen Diskurs zum Strukturwandel eingeordnet. Eine der Erkenntnisse lautet, dass Frauen in der Lausitz zentrale Akteurinnen des Wandels sind. Jene, die nicht abgewandert sind, engagieren sich beispielsweise überdurchschnittlich für Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien und damit gegen den Klimawandel. Zudem liegt die Beschäftigungsquote von Frauen in der Region teils deutlich über dem Bundesdurchschnitt – dennoch fehlen Fachkräfte.
Landesgleichstellungsbeauftragte Manuela Dörnenburg: „Der Strukturwandel in der Lausitz durch den Kohleausstieg ist gerade für die Frauen dort mit großen Herausforderungen verbunden. Die Studie zeigt, dass sich die weibliche Bevölkerung der Region bereits auf Themenfeldern engagiert, die für die Region zukunftsträchtig sind, zum Beispiel die Energiewende. Gleichzeitig fehlt es an Fachkräften. Hier muss der Hebel angesetzt werden. Um auch junge, gut ausgebildete Frauen in der Lausitz zu halten, müssen sie eine Perspektive bekommen, die nicht nur Karrierechancen bietet, sondern auch ein lebens- und familienfreundliches Umfeld. Zudem gilt es, Aus- und Fortbildungsangebote auf Bereiche zu fokussieren, in denen Frauen vor Ort bereits tätig sind. Das erfordert eine enge Allianz aller Akteurinnen und Akteure vor Ort für eine nachhaltige Regionalentwicklung!“
Zugleich weisen die Autorinnen in ihrer Studie auf einen erheblichen Mangel an verfügbaren geschlechterspezifischen Daten für die Lausitz hin: „Es liegen zwar viele Studien zu verschiedenen Themenschwerpunkten vor, aber sie bieten kaum eine geschlechtersensible Analyse, geschweige denn eine nach Geschlecht aufgeschlüsselte Datengrundlage für die Lausitz.“ Diesen gelte es zu beheben.
Die Autorinnen kommen zu dem Schluss, dass die politischen Selbstorganisationsprozesse von Frauen und der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten in der Lausitz unterstützt werden müssen, unter anderem durch ein geschlechtersensibles Monitoring entlang des Gender-Indexes und des Brandenburger Gleichstellungsreportes, erweitert um Energiethemen und Regionalentwicklungsspezifika sowie die Entwicklung fachlicher Weiterbildungen, die an die Interessanlagen von Frauen der Region angepasst sind.
Mit Chancen und Perspektiven für Frauen beim Strukturwandel in der Lausitz hatte sich im vergangenen Jahr auch eine Konferenz auf Initiative des Bündnisses der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten befasst. Dass Strukturwandelprozesse geschlechtergerecht gestaltet werden sollen, ist auch Inhalt eines Beschlusses, den die Konferenz der Gleichstellungs- und Frauenminister*innen der Länder (GFMK) im vergangenen Jahr auf Initiative der Länder Brandenburg und Sachsen gefasst hat. Der Beschluss nimmt Forderungen des ersten Positionspapiers des Bündnisses der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten in der Lausitz auf. (Download: https://www.fwiekraft.de/images/Projekt/20210607Positionspapier.pdf).