Fachtagung zu Geschlechterungleichheiten in der Zeitverwendung
Staatssekretärin Töpfer: „Frauen kümmern sich pro Tag über eine Stunde mehr als Männer um Kinder, pflegebedürftige Angehörige und den Haushalt.“
- Erschienen am - PresemitteilungDas Gleichstellungsministerium veranstaltet heute in Kooperation mit der Bundesstiftung Gleichstellung in Potsdam erneut eine Fachtagung im Rahmen des Gleichstellungspoltischen Rahmenprogramms. Dieses Mal lautet das Thema: „Läuft die Zeit für alle gleich schnell? Geschlechterungleichheiten in der Zeitverwendung in Brandenburg“. Frauenstaatssekretärin Dr. Antje Töpfer eröffnete mit einem Grußwort: „Zeit scheint auf den ersten Blick neutral und naturgegeben. Zeit vergeht nun mal immer gleich schnell. Doch 24 Stunden reduzieren sich besonders schnell, wenn davon Großteile für Lohnarbeit und Sorgearbeit verwendet werden. Die aktuellen Zahlen der Zeitverwendungserhebung zeigen wieder einmal: Gerade Frauen kümmern sich pro Tag über eine Stunde mehr als Männer um Kinder, pflegebedürftige Angehörige und den Haushalt. Sie haben damit weniger Zeit für eine Erwerbstätigkeit, für Erholung und Ehrenamt zur Verfügung. Damit ist die Frage nach Zeit auch eine gleichstellungspolitische Frage!“
Ein zentrales Thema der Veranstaltung ist das „Optionszeitenmodell“, das Dr. Arn Sauer, Direktor der Bundesstiftung Gleichstellung, vorstellte. Dieses Modell sieht ein Zeitbudget im Lebensverlauf für verschiedene gesellschaftlich relevante Tätigkeiten vor. Diese würden damit politisch aufgewertet werden und Zeitgerechtigkeit und Zeitsouveränität fördern. Außerdem finden weitere Fachvorträge und Diskussionsrunden zum Thema Zeit in verschiedenen Lebenslagen statt. Dr. Alina Pöge vom Institut für angewandte Familien-, Kindheits- und Jugendforschung an der Universität Potsdam (IFK e.V.) zeigt anhand der Familienbefragung Brandenburg, wie sich Brandenburger Familien Zeit aufteilen und welche Belastungen Familien erleben.
Dr. Antje Töpfer sagte: „Zeit ist ungerecht verteilt, und das nicht nur entlang von Geschlecht, sondern auch entlang weiterer gesellschaftlicher Machtverhältnisse. Zeit für Familie, für Pflege oder ein Ehrenamt muss sichtbar und vor allem anerkannt werden. Wir können die strukturellen Stellschrauben erkennen und an ihnen drehen, beispielweise bei Steuerklassen, Ehegattensplitting oder kostenloser Mitversicherung in der Krankenversicherung. Ich freue mich, dass wir gemeinsam Zeitpolitik zum Thema machen und dabei die Besonderheiten im Land Brandenburg diskutieren.“
Hintergrund
Das Gleichstellungspolitische Rahmenprogramm 2020-2025 der Landesregierung zur Umsetzung des verfassungsmäßigen Gleichstellungsauftrags bündelt die Ziele und Maßnahmen der Landesregierung, um Chancengleichheit in allen Lebensbereichen wie Erziehung, Bildung, Beruf, Ausbildung und Studium zu stärken. Erarbeitet wurde es in Zusammenarbeit mit allen Ministerien und der Staatskanzlei. Die frauen- und gleichstellungspolitischen Akteurinnen und Akteure von Verbänden, Vereinen und aus frauen- und mädchenpolitischen Netzwerken brachten Anregungen und Vorschläge in die Erarbeitung des Programms ein.
Digitale Version: https://msgiv.brandenburg.de/sixcms/media.php/9/Gleichstellungspolitisches-Rahmenprogramm-Brandenburg-2020-2025.pdf