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Informationsveranstaltung zur mobilen Schlachtung in Brandenburg

Großes Interesse an modernen, haltungsnahen und tierscho-nenden mobilen Schlachtmethoden von Nutztieren

- Erschienen am 04.06.2024 - Presemitteilung 100/2024
Symbolfoto: Kühe auf landwirtschaftlichen Nutzflächen (Foto: Colourbox.de / Eugen Wais) Foto: Colourbox.de / Eugen Wais

Seit Jahren ist ein Rückgang von regionalen Schlachtbetrieben zu verzeichnen. Tiere müssen deshalb oft über große Strecken hinaus zu den wenigen zentralen Schlachtstätten transportiert werden, sodass die Tiere durch lange Transportwege und -zeiten enormem Stress ausgesetzt sind. Vor diesem Hintergrund findet am heutigen Dienstag (4. Juni) bereits die dritte Informationsveranstaltung zum Thema „Mobile Schlachtung in Brandenburg“ statt. Zu der Veranstaltung hat der Tierschutzberatungsdienst in Brandenburg gemeinsam mit dem Institut für Fortpflanzung landwirtschaftlicher Nutztiere Schönow e.V. (IFN), der Landestierschutzbeauftragten des Landes Brandenburg sowie dem Netzwerk Fokus Tierwohl eingeladen. Mit 208 Teilnehmenden ist das Interesse groß.

In diesem Jahr ist das IFN in Bernau bei Berlin OT Schönow nicht nur Veranstaltungsort, sondern stellt auch eigene Pilotprojekte zu regionalen Lösungen vor. Auf der Tagesordnung stehen Themen wie beispielsweise „Geflügel mobil schlachten“, „Teilmobil Schlachten mit den Anhängern des IFN“, „Tipps und Tricks aus der Praxis mit Schwerpunkt Weideschuss“ oder „Wer kann mobil schlachten? – Sachkundelehrgang, Ausbildung, Arbeitsmarkt“.

Dr. Jens Hübel, stellvertretender Dezernatsleiter des Tierschutzberatungsdienstes, erklärt: „Wir fördern mit der Veranstaltung seit 2021 die mobile Schlachtung in Brandenburg als einen Beitrag zur Verbesserung des Tierschutzes, denn für diese Tiere kann auf einen belastenden Lebendtiertransport zum Schlachthof verzichtet werden.“

Dr. Anne Zinke, Landestierschutzbeauftragte des Landes Brandenburg, betont: „Als Alternative zu zentralen Stätten können mobile, haltungsnahe Schlachtungen in der Nähe landwirtschaftlicher Betriebe oder direkt auf dem Hof das Tierwohl erheblich verbessern. Das Leiden der Tiere kann durch die mobile Schlachtung enorm gesenkt werden, da sie weder verladen noch stundenlang transportiert werden müssen, sondern in ihrem Umfeld verbleiben können. Die Nutzung von mobilen Systemen in Hofnähe muss neben dem Bemühen um die Ansiedlung von dezentralen Schlachthöfen und regionalen Verarbeitungskapazitäten im Land Brandenburg dringend weiter vorangebracht und gefördert werden. Das ist ein wichtiger Fortschritt für den Tierschutz.“

Dr. Claudia Possardt, Projektleitung Netzwerk Fokus Tierwohl Brandenburg und Leiterin des Tierschutzberatungsdienstes: „In den vergangenen Jahren hat sich die mobile Schlachtung rasant weiterentwickelt. Wir unterstützen mit der Veranstaltung den Wissenstransfer von Forschungseinrichtungen über Behörden hin zu den landwirtschaftlichen Betrieben und dem Fleischerhandwerk.“

Dr. Claudia Zernick vom IFN Schönow e.V. sagt: „Mobile Schlachtung ist eine zukunftsweisende Methode, die sowohl ethische als auch ökonomische Vorteile bieten kann. Der Umstieg auf dieses Verfahren erfordert zu Beginn einige Vorarbeiten und bürokratischen Aufwand. Diese Hürden werden im Rahmen des Projektes begleitet und unterstützt. Ist der erste Berg erklommen, treten die Vorteile zur herkömmlichen Schlachtung schnell in den Vordergrund. Das IFN Schönow bleibt weiterhin engagiert in der Erforschung, Weiterentwicklung und Förderung dieser innovativen Technologie.“

In der Veranstaltung werden schwerpunktmäßig sowohl rechtliche und formelle Aspekte der Beantragung und der Qualifizierung als auch aktuelle Entwicklungen und Projekte zur mobilen Schlachtung in Brandenburg thematisiert. Dabei geht es um tierschonende Verfahren des mobilen Schlachtens von Schweinen, Geflügel und Rindern einschließlich des Weideschussverfahrens. Zudem werden Projekte und Erfahrungen zum Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten rund um die Schlachtung und Verarbeitung vorgestellt. Am Veranstaltungsort können auch direkt mobile Einheiten zur Schlachtung im Herkunftsbetrieb besichtigt werden.

Auch wenn die Produktion von Fleisch in Deutschland rückläufig ist, werden jedes Jahr Millionen von Tieren geschlachtet. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes produzierten die gewerblichen Schlachtunternehmen 2023 6,8 Millionen Tonnen Fleisch. Insgesamt wurden 2023 deutschlandweit in den Schlachtbetrieben 47,9 Millionen Schweine, Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde sowie 702,2 Millionen Hühner, Puten und Enten geschlachtet (Quelle: Statistisches Bundesamt).

Fazit der Veranstaltung: die mobilen Systeme für das ortsnahe Schlachten von lebensmittelliefernden Tieren in deren Haltungsumgebung sind wirksame Verfahren, die Tierschutz, Hygienestandards und die Freiheit der landwirtschaftlichen Produktion können regionale Strukturen stärken. Es gilt jedoch weiter an der Entwicklung und Umsetzung praxistauglicher Verfahren zur vollmobilen Schlachtung großer Nutztiere in Verbindung mit auf dem Markt erhältlichen Mobilen zu arbeiten und diese schnellstmöglich in die Praxis zu bringen.

Der Tierschutzberatungsdienst wurde auf Initiative des Brandenburgischen Tierschutzplans durch einen Landtagsbeschluss im Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit (LAVG) eingerichtet. Einen Schwerpunkt der Arbeit bildet die Beratung von Tierhalterinnen und -haltern landwirtschaftlicher Nutztiere. Die Beratung erfolgt kostenfrei für alle Nutztierarten, vorerst für die Tierarten Schwein und Geflügel, aber auch Rind. Mehr Informationen im Internet: https://lavg.brandenburg.de/lavg/de/verbraucherschutz/tiergesundheit-tierarzneimittel-tierschutz/tierschutzberatungsdienst/