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Vertrauliche Spurensicherung nach Vergewaltigung – neues Programm gut gestartet

- Erschienen am 08.04.2015 - Pressemitteilung 049/2015

Das neue Programm „Vergewaltigt – was nun? Medizinische Soforthilfe und vertrauliche Spurensicherung“ ist in Brandenburg gut gestartet. Landesweit ist das medizinische Personal in den Kliniken über das neue Angebot informiert und auch geschult worden. Das sagte Frauenministerin Diana Golze heute in Potsdam. Seit Dezember werden Opfer von Vergewaltigungen in Brandenburg zusätzlich unterstützt: Neben der medizinischen Soforthilfe erhalten erwachsene Vergewaltigungsopfer die Möglichkeit der vertraulichen Spurensicherung, wenn sie zunächst keine Anzeige bei der Polizei erstatten möchten. Das gewonnene Spurenmaterial wird anonymisiert und sicher aufbewahrt. Erst wenn das Opfer eine Anzeige bei der Polizei erstattet, wird es als Beweismaterial herausgegeben.

Die vertrauliche Spurensicherung wird in vier Brandenburger Kliniken angeboten: Klinikum Frankfurt (Oder), Ruppiner Kliniken Neuruppin, Carl-Thiem-Klinikum Cottbus und Ernst von Bergmann Klinikum Potsdam. Landesweit sind Gynäkologen über das neue Angebot informiert und können Frauen entsprechend beraten. Informationen gibt es auch bei allen Opferberatungsstellen der Opferhilfe.

Golze sagte: „Opfer von sexueller Gewalt stehen unter enormem psychischen Druck. Viele gehen aus Scham oder Angst nicht zur Polizei. Oft kommen die Täter aus der eigenen Familie oder dem Freundeskreis. Die Angst, dem Täter nach einer Anzeige schutzlos ausgeliefert zu sein, ist dann so groß, dass sich viele vor einer Strafanzeige scheuen. Wir müssen alles tun, um die Opfer in dieser schwierigen Situation zu unterstützen. Die vertrauliche Spurensicherung ist eine große Hilfe. Beweismaterial, das sonst verloren ginge, wird gerichtsverwertbar und absolut vertraulich gesichert. Die Polizei erfährt davon erst, wenn sich das Opfer dazu entscheidet, den Täter anzuzeigen. Das nimmt den Betroffenen etwas Druck, denn so haben sie Zeit, in Ruhe eine Entscheidung zu treffen. Ganz wichtig ist, dass Vergewaltigungsopfer sich auf jeden Fall medizinisch untersuchen lassen, auch wenn sie selbst keine Verletzungen bemerken.“

Wenn ein Opfer in eine der vier Kliniken kommt und zum Beispiel mit dem Schlüsselsatz „Ich brauche dringend ein Gespräch mit einer Gynäkologin“ bzw. „Ich brauche dringend ein Gespräch mit einem Urologen“ diskret darauf aufmerksam macht, dass eine Vergewaltigung stattgefunden hat, wird es unverzüglich zu der entsprechenden Station weitergeleitet. Dort soll in ruhiger Atmosphäre das weitere Vorgehen mit der Ärztin oder dem Arzt beraten werden. Auf Wunsch wird auch der Kontakt zu Opferunterstützungseinrichtungen vermittelt.

Der ärztliche Untersuchungsbericht mit den Daten verbleibt im Krankenhaus. Die gesicherten Spuren (zum Beispiel Spermaspuren, Verletzungen, blaue Flecke) werden anonymisiert an einem sicheren Ort mehrere Jahre gelagert. Wenn das Opfer sich zu einem späteren Zeitpunkt für eine Strafanzeige entscheidet, sollte es die Polizei auf die vertrauliche Spurensicherung hinweisen. Die Polizei kümmert sich dann um die weiteren notwendigen Schritte.

Informationen zur medizinischen Soforthilfe und vertraulichen Spurensicherung gibt es in den vier Kliniken in Cottbus, Frankfurt (Oder), Neuruppin und Potsdam, bei niedergelassenen Ärzten sowie bei allen Opferberatungsstellen des Opferhilfe Land Brandenburg e.V. (Kontaktdaten unter www.opferhilfe-brandenburg.de).

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Ident-Nr
049/2015
Datum
08.04.2015
Rubrik
Gesundheit , Frauen und Gleichstellung