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Brandschutz in der Nutztierhaltung - Staatssekretärin Töpfer würdigt bundesweit einmaligen Kongress

- Erschienen am 29.03.2023 - Presemitteilung 096/2023

Stallbrände sind in Deutschland keine Seltenheit. Zehntausende Tiere kommen dabei jedes Jahr auf qualvolle Weise ums Leben. Auch in Brandenburg führen Stallbrände immer wieder zu dramatischen Situationen. In einem deutschlandweit einmaligen Kongress „Effektiver Brandschutz in der Nutztierhaltung“ wurden an drei Tagen (27. bis 29. März 2023) Erfahrungen ausgetauscht, neue Konzepte zum Schutz von Mensch und Tier diskutiert und praktische Übungen durchgeführt. Verbraucherschutzstaatssekretärin Antje Töpfer lobte in einem Grußwort die innovative und ressortübergreifende Veranstaltung.

Bisherige Brandschutzkonzepte in Baugenehmigungen von Ställen sind in der Regel auf die Rettung von Menschen ausgelegt, nicht von Tieren. Evakuierungs- und Räumungskonzepte beruhen auf Selbstrettung von Menschen, die Rettung der Tiere ist von Menschen abhängig, die die Tiere aus dem Stall bringen müssen.

Der dreitägige Kongress fand unter anderem in der Brandenburgischen Landwirtschaftsakademie in Seddiner See (Potsdam-Mittelmark) statt. Es nahmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Feuerwehren, Landwirtschaft, Behörden, Wissenschaft und Handwerk aus dem gesamten Bundesgebiet teil. Zum Abschluss wurde am heutigen Mittwoch eine praktische Brandschutzübung unter realistischen Bedingungen in einem Stall der Lehr- und Versuchsanstalt für Tierzucht und Tierhaltung durchgeführt.

Verbraucherschutzstaatssekretärin Antje Töpfer: „Leider sind Stallbrände keine Einzelfälle. In Brandenburg starben bei einem Feuer im letzten Jahr tausende Hähne. Nur wenig später griff der in der Elbe-Elster-Region wütende Waldbrand auf eine Schweinemastanlage über und mehrere hundert Schweine starben. Auch in diesem Jahr gab es bereits einen Stallbrand in einem Milchviehbetrieb. Ich bin deshalb sehr froh über diesen wegweisenden Kongress, der einen längst überfälligen Austausch zwischen den verschiedenen Gewerken ermöglicht und das Augenmerk auf Brandprävention und die Besonderheiten bei Feuer in Stallanlagen richtet und die Einsatzkräfte besser auf den Umgang mit Tieren im Brandfall vorbereitet. Darüber hinaus unterstützen wir das Vorhaben der Bundesregierung, die Rechtsvorschriften zum Schutz von Bränden und technischen Störungen in Ställen zu verbessern, denn bisher sind die brandschutzrechtlichen Anforderungen an Tierhaltungsanlagen sehr unkonkret.“

Landestierschutzbeauftragte Anne Zinke: „Ich freue mich ganz besonders, dass diese Tagung in dieser Größenordnung durchgeführt wird, da bei Stallbränden immer wieder sehr viele Tiere versterben. Es ist besonders wichtig, dass die im Brandfall vor Ort befindlichen Einsatzkräfte im Umgang mit den unterschiedlichen Tierarten in Ställen intensiv geschult werden. Zum einen unterscheidet sich das Verhalten der unterschiedlichen Tierarten deutlich voneinander, zum anderen handelt es sich hier in der Regel um große Zahlen und Gruppen von zum Teil in Panik geratenen Tieren. Schnelle Entscheidungen und schnelles Handeln sind hier absolut essentiell. Die geschulten Kenntnisse und Fähigkeiten können in derartigen Krisensituationen der Schlüssel für das Überleben einer größtmöglichen Anzahl von Tieren sein. Dennoch benötigen wir von Regierungsseite schnellstmöglich konkrete rechtliche Brandschutzvorgaben und Verpflichtungen für Evakuierungs- und Havariepläne in Tierhaltungen!“

Der Kongress bestand aus drei Teilen, die jeweils an einem Tag stattfanden:

Im ersten Teil lernten Angehörige der Berufs- und Freiwilligen Feuerwehren theoretisch und praktisch, wie mit Nutztieren im Katastrophenfall umzugehen ist. Teil zwei richtete sich an Behördenvertreter*innen, Feuerwehren, Landwirt*innen, Gutachter*innen, Wissenschaftler*innen und Handwerk. In Vorträgen ging es um die effektive Rettung von Tieren im Brandfall. Im dritten Teil konnten alle Teilnehmenden einer Brandschutzübung beiwohnen, bei der ein Brand simuliert und ein Stall evakuiert wurde. Die Übung diente dem Schutz der Tiere, dem Zusammenspiel der beteiligten Rettungskräfte und des landwirtschaftlichen Personals für den Ernstfall sowie den weiteren Teilnehmenden als Anschauungsmöglichkeit.

Weitere Informationen: https://lavg.brandenburg.de/sixcms/media.php/9/Infos_und_Programm_Kongress_Effektiver_Brandschutz_in_der_Nutztierhaltung_2023.pdf