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Kostenlose Verhütungsmittel für Frauen mit wenig Geld: Landkreis Teltow-Fläming sichert Übergangs-lösung für Modellprojekt „biko“ bis Ende 2019

Landesgleichstellungsbeauftragte von der Lippe drängt Bun-desfamilienministerin Giffey zum Handeln

- Erschienen am 23.09.2019 - Presemitteilung 148/2019

Die Beratungsstelle des Landesverbandes Pro Familia Brandenburg in Ludwigsfelde war ein Standort des bundesweiten Modellprojektes „biko – Beratung, Information, Kostenübernahme bei Verhütung“. In den vergangenen zweieinhalb Jahren wurde Frauen in Teltow-Fläming, die wenig Geld haben, ein niedrigschwelliger Zugang zu verschreibungspflichtigen, sicheren und gut verträglichen Verhütungsmitteln ermöglicht und gute Beratung geboten. Das Bundesprojekt endete im 31. Juli 2019. Der Landkreis Teltow-Fläming sichert nun die Fortsetzung des Angebots bis zum Jahresende.

„Frauen mit niedrigen Einkommen benötigen kostenfreie Verhütungsmittel“, kommentiert die Landesgleichstellungsbeauftragte Monika von der Lippe. „Das hat die wissenschaftliche Evaluation des biko-Projektes eindeutig belegt. In der Evaluation hat jede zweite Frau angegeben, ohne die finanzielle Unterstützung entweder gar nicht oder mit einer deutlich unsichereren Methode zu verhüten. Dank des Engagements des Landkreises könne die Frauen in Teltow-Fläming nun erst einmal aufatmen. Sie erhalten weiter kostenfreie Verhütungsmittel und gute Beratung. Auch das in zweieinhalb Jahren aufgebaute Netzwerk aus Beratungsstellen, Ärztinnen und Apotheken bleibt vorerst bestehen.“

Zur Förderung des Kompetenz- und Beratungszentrum für Frauengesundheit und Verhütung in Ludwigsfelde erklärt die Landrätin Kornelia Wehlan: „Modellprojekte dienen zu Recht der Erprobung und sind nur dann sinnvoll, wenn sie bei positiven Ergebnissen auch verstetigt werden. Gerade im Vertrauen auf die Ankündigung der Familienministerin, dass es hier Lösungen geben muss, hat der Landkreis sich für eine Überbrückung stark gemacht. Wir unterstützen deshalb nachdrücklich die Bundesratsinitiative für eine entsprechende bundeseinheitliche Regelung.“

Von der Bundesregierung fordert die Landesgleichstellungsbeauftragte nun rasch eine flächendeckende Lösung: „Jetzt muss die Bundesregierung umgehend aktiv werden“ so von der Lippe. „Worauf warten Sie, Ministerin Giffey? Hier geht es um die Gesundheit und das Wohlbefinden von Frauen in ganz Deutschland.“

Die Erkenntnisse aus dem biko-Projekt belegen den Bedarf. Dazu erklärt die Geschäftsführerin von Pro Familia Brandenburg e. V., Sandra Schramm: „Die Übernahme von Kosten für Verhütungsmittel ist eine Frage der Grundversorgung. Sexuelle und reproduktive Rechte haben alle Menschen. Mit einem geringen Einkommen können Verhütungsmittel nicht frei gewählt werden oder es gibt überhaupt keinen Zugang zu ihnen. Zum Menschenrecht auf sexuelle Selbstbestimmung hat sich Deutschland schon lange bekannt und es sollte endlich auch für Menschen mit geringem Einkommen umgesetzt werden. Gerade im ländlichen Raum ist dabei nicht nur die Kostenübernahme der Verhütungsmittel notwendig, sondern ebenso die Finanzierung der ergänzenden Beratungsstruktur für die Menschen, um die vorhandenen infrastrukturellen Lücken (Ärzt*innenmangel, wenig therapeutische Angebote nach der Geburt, etc.) zu überbrücken. Nach Beendigung des Projektes zum Ende 2019 gilt dann leider auch wieder für Teltow-Fläming - Menschen mit geringem Einkommen erhalten keine ausreichenden finanziellen Mittel um ihre Familienplanung oder ihren Schutz vor Geschlechtskrankheiten sicher und selbstbestimmt zu gestalten.“

Hintergrundinformation

Pro Familia e. V. erprobte im Rahmen des Modellprojektes „biko – Beratung, Information, Kostenübernahme bei Verhütung“ bundesweit an sieben Standorten den Zugang zur Kostenübernahme verschreibungspflichtiger Verhütungsmittel für Frauen mit geringen Einkommen. Das Projekt wurde vom unabhängigen Evaluationsinstitut „Camino Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung und Forschung.

Abbinder

Ident-Nr
148/2019
Datum
23.09.2019
Rubrik
Frauen und Gleichstellung