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Digitalisierung der Medienbranche für Gleichstellung nutzen

Ergebnis des Projekts „Digitalisierung weiterdenken!“

- Erschienen am 20.04.2018 - Presemitteilung 056/2018

Die brandenburgische Medienwirtschaft ist immer noch stark von Männern dominiert. Aus der Digitalisierung ergeben sich aber neue Chancen. Das ist das Ergebnis des Projekts „Digitalisierung weiterdenken!“, das Frauenministerin Diana Golze heute in Potsdam vorgestellt hat. Golze: „Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt muss auch im Filmland Brandenburg Realität werden. Wir wollen, dass Frauen die Chancen der Digitalisierung für sich nutzen. Noch immer sind die meisten Entscheidungspositionen in Film und Fernsehen von Männern besetzt. Die #metoo-Debatte hat diese Abhängigkeitsverhältnisse besonders drastisch deutlich gemacht. Darunter leiden aber nicht nur gutbezahlte Hollywood-Schauspielerinnen, sondern auch Frauen in Brandenburg.“ Realisiert hat das Projekt der Verein „Pro Quote Film“ im Auftrag der Landesgleichstellungsbeauftragten Monika von der Lippe.

In einem Booklet kommen zehn Frauen aus der brandenburgischen Medienbranche zu Wort, die über ihre Erfahrungen mit den Auswirkungen der Digitalisierung auf die Geschlechterverhältnisse berichten. Es geht um einen Wandel der Arbeitsbedingungen, fehlende weibliche Vorbilder, im Vergleich zu Männern schlechtere Bezahlung und die Nichtanerkennung weiblicher Kompetenz. Es werden aber auch die Chancen der Digitalisierung aufgezeigt und wie Frauen sie nutzen können. Die Studie gibt zudem Empfehlungen für ein geschlechtergerechtes Leitbild zur digitalen Transformation der Medienbranche in Brandenburg.

Golze: „Um Chancen zu nutzen und Veränderungen mit zu beeinflussen, müssen Frauen von Beginn an Gestalterinnen sein. Ich bin froh, dass wir in Brandenburg so viele engagierte Medienfrauen haben, die uns an ihren Erfahrungen teilhaben lassen. Die zehn Frauen, die für das Projekt befragt wurden, stehen exemplarisch für Brandenburgerinnen, die den digitalen Wandel in der Medienbranche mitgestalten. Mit ihren Erfahrungen machen sie Mut und laden zum Engagement ein.“

Die Landesgleichstellungsbeauftragte Monika von der Lippe sagte: „Frauen sind nicht nur hinter, sondern auch vor der Kamera unterrepräsentiert. Ab dem 30. Lebensjahr verschwinden Frauen sukzessive vom Bildschirm, Frauen über 50 sind in den Unterhaltungssendungen des deutschen Fernsehens nicht mehr zu sehen. Es geht also um die Macht von Bildern und da gibt also noch einiges zu tun. Wir müssten alle ein Interesse daran haben, dass sich Vielfalt in der Gesellschaft auch in den Medien abbildet.“

Barbara Rohm, Vorstandsmitglied von Pro Quote Film: „Pro Quote Film versteht dieses Projekt als einen ersten Schritt auf dem Weg, die Digitalisierung für die gerechte Teilhabe von Frauen zu nutzen. Dies kann jedoch nur gelingen, wenn die bestehenden Ungleichheiten nicht länger ausgeblendet werden. Wir können über Digitalisierung nur dann im gleichen Atemzug mit den Begriffen Innovation und Zukunftsvision sprechen, wenn wir die Belange der Hälfte der Bevölkerung nicht länger ausklammern.“

Susanne Foidl, Gleichstellungsbeauftragte und Akademische Mitarbeiterin der Filmuniversität Babelsberg „Konrad Wolf“ und eine der zehn interviewten Vorbild-Frauen: „Das digitale Denken muss gelehrt werden, denn alle sollten die Prinzipien und Interessen der digitalen und vernetzten Welt verstehen können. Unabhängig vom Geschlecht sollten Kinder in den Schulen an Technologien und deren Funktionsweisen herangeführt werden. Ganz wichtig ist dabei auch die Sensibilisierung für einen bewussten Umgang mit persönlichen Daten.“

Das eBooklet „Digitalisierung weiterdenken!“ ist hier abrufbar.

Einige Zahlen und Fakten zu Frauen in den Medien:

  • Frauen als Regisseurinnen realisierten nach einer Aufstellung von Pro Quote Film deutschlandweit im Jahr 2016 nur jede fünfte Kinoproduktion (22 Prozent).
  • Der Deutsche Filmförderfonds vergab im Jahr 2016 17,7 Prozent der Mittel an Projekte von Frauen. 82,3 Prozent (41,0 von insgesamt 49,8 Millionen Euro Fördermitteln) gingen an Männer.
  • Im Fernsehprogramm sind Frauen mit 33 Prozent deutlich weniger oft zu sehen als Männer. Im Informationsfernsehen arbeiten nur ein Drittel weibliche Journalistinnen (36 Prozent).
  • Im Kinderfernsehen kommt auf zwei männliche eine weibliche Moderatorin. Bei fiktionalen Figuren ist dort nur jede vierte Person eine Frau.
  • Vor allem in der Technik beim Film sind die Männer überrepräsentiert: Sie besetzen laut einer Studie im Auftrag der Filmförderungsanstalt 91 Prozent der Schlüsselpositionen beim Ton und 85 Prozent bei der Kamera (ohne gemischtgeschlechtliche Teams). Auch in Regie (72 Prozent) oder Drehbuch (60 Prozent) sind Männer weitaus stärker vertreten als Frauen. Hingegen ist die Kostümausstattung mit 86 Prozent eine Frauendomäne.
  • In Brandenburg ist der Frauenanteil in technischen Ausbildungen ebenfalls geringer. Unter den angehenden Medientechnologinnen oder Medientechnologen Druck sind bei der Industrie- und Handelskammer Potsdam nur zehn Prozent Frauen – dagegen stellen sie 71 Prozent der künftigen Medienkaufleute.
  • In der Information und Kommunikation stellen Frauen in Brandenburg nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit nur gut ein Drittel der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (36 Prozent). Zum Vergleich: Auf dem Arbeitsmarkt insgesamt liegt der Frauenanteil in Brandenburg bei 48,4 Prozent.
  • Frauen verdienen in der Kommunikationsbranche in Brandenburg durchschnittlich 21,03 Euro brutto in der Stunde – gegenüber 26,19 Euro bei den Männern.