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Gleichstellungspolitisches Regionalgespräch in Cottbus: „Lebenswege von geflüchteten Frauen“

- Erschienen am 19.10.2017 - Presemitteilung 158/2017

Zu dem Thema „Lebenswege von geflüchteten Frauen“ haben das Frauenministerium, die Stadt Cottbus und das Frauenzentrum Cottbus zu einem gleichstellungspolitischen Regionalgespräch eingeladen. Rund 30 Teilnehmende kamen dazu heute in die „Lila Villa“ in Cottbus. Landesgleichstellungsbeauftragte Monika von der Lippe eröffnete den Dialog: „Das gleichstellungspolitische Regionalgespräch ist eine gute Tradition in Cottbus. Gemeinsam wollen wir über aktuelle Herausforderungen diskutieren und die Gleichstellung von Frauen und Männern voranbringen. Es ist wichtig, dass wir dabei auch die besondere Situation von geflüchteten Frauen stärker berücksichtigen. Sie müssen nicht nur schwierige Fluchterfahrungen verarbeiten, sondern auch eine völlig neue Rolle als Frau in einer für sie noch fremden Gesellschaft begreifen. Hierzu gehört, dass Frauen die gleichen Rechte haben wie Männer. Das ist ein zentraler Grundsatz nicht nur für die Gleichstellungs-, sondern eben auch für die Integrationspolitik.“

Frauenstaatssekretärin Almuth Hartwig-Tiedt erklärte zum gleichstellungspolitischen Regionalgespräch: „Mit den deutlich gestiegenen Flüchtlingszahlen haben auch in Brandenburg der Bedarf und die Anforderungen an den Gewaltschutz für geflüchtete Frauen seit 2015 zugenommen. So stieg zum Beispiel die Zahl der Frauen mit Migrationshintergrund, die in brandenburgischen Frauenhäusern Hilfe und Schutz suchten, auch bei uns deutlich an. Der Schutz vor Gewalt hat in der Flüchtlingsarbeit im Land Brandenburg einen hohen Stellenwert. Deshalb haben wir bei der Fortschreibung des Gleichstellungspolitischen Rahmenprogramm die neuen gesellschaftlichen Entwicklungen berücksichtigt und den Gewaltschutz in Flüchtlingsunterkünften ausdrücklich mit aufgenommen. Eine konkrete Maßnahme ist die landesweite Koordinierungsstelle für Fragen des Gewaltschutzes für geflüchtete Frauen in Brandenburg, die seit Mitte 2016 arbeitet. Auch auf kommunaler Ebene, wie in Cottbus, sind viele Initiativen und Angebote entstanden und Gewaltschutzkonzepte für Unterkünfte erarbeitet.“

Landesgleichstellungsbeauftragte von der Lippe: „Vor weiterer Gewalt geschützt zu werden ist ein elementares Menschenrecht und damit fundamentaler Auftrag des Staates und der Gesellschaft. Geflüchtete Frauen bei uns willkommen zu heißen bedeutet aber noch so viel mehr. Damit sie nicht den Anschluss an unsere Gesellschaft verlieren, abgehängt und ins Abseits geschoben werden, müssen wir sie integrieren. Dabei gilt es, auf ihre besonderen Bedarfe und jeden Einzelfall einfühlsam und zielgerichtet einzugehen. Schnelle und Massenprojekte helfen uns hier nicht weiter, das haben wir erkannt. Ich bin froh, dass das Land, die Landesbeauftragten und die vielen unzähligen Unterstützerinnen und Unterstützer vor Ort hier engagiert vorgehen.“

Hanka Lindner, Geschäftsführerin des Frauenzentrums Cottbus, sagte: „Wir haben in unserem vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge geförderten Projekt „Fremde Freundinnen“ Migrations- und Fluchtgeschichten von Frauen gesammelt und aufgeschrieben. Am Jahresende werden sie als Buch herausgegeben. Manchmal ist es kaum auszuhalten, ihre Geschichten zu lesen. Aber genau deshalb müssen sie erzählt werden. Weil es noch andere Welten als die unsere gibt. Weil diese Frauen nicht einfach nur „Geflüchtete“, sondern Mütter, Ehefrauen, Akademikerinnen, Bäuerinnen… sind, die aus einem Leben kommen. Weil es für sie selbst wichtig ist, das Erlebte auch durch Erzählen zu bewältigen. Und weil es für sie eine immense Aufgabe ist, sich in die deutsche Gesellschaft zu integrieren.“

Damit geflüchtete Frauen und ihre Kinder in Flüchtlingsunterkünften vor Gewalt besser geschützt werden können, hat die Landesregierung Mitte 2016 die landesweite Koordinierungsstelle „Gewaltschutz für geflüchtete Frauen in Brandenburg“ initiiert. Das Projekt befindet sich mittlerweile in Trägerschaft des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (www.gewaltschutz-diakonie.de) und wird in 2017 u.a. mit 50.000 Euro aus Mitteln der Landesgleichstellungsbeauftragten sowie mit Mitteln der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz gefördert.

Die Koordinierungsstelle unterstützt u.a. Träger und Mitarbeitende von Flüchtlingsunterkünften, Migrationssozialdienste, Flüchtlingsberatungsstellen, Initiativen und Frauenschutzeinrichtungen beim Gewaltschutz. Neben der Koordinierungsarbeit verfolgt das Projekt einen „Empowerment“-Ansatz für die geflüchteten Frauen. Sie werden ermutigt und unterstützt, eigene Ressourcen zu nutzen und auszubauen, um selbstbestimmte Lebensentwürfe zu entwickeln und umzusetzen. Die Koordinierungsstelle entwickelt außerdem Fortbildungsmodule zum Thema Gewaltschutz und bietet diese Trägern und Mitarbeitenden in Unterkünften sowie örtlichen Initiativen und Netzwerken an.

Das Sozialministerium hat zudem die Broschüre „Gewaltschutz für Frauen in Flüchtlingsunterkünften“ veröffentlicht, die kostenfrei auf der Internetseite www.masgf.brandenburg.de bestellt werden kann. Sie klärt über die verschiedenen Formen und Auswirkungen von Gewalt auf, stellt Maßnahmen zur Vorbeugung und Reduzierung vor und enthält die wichtigsten rechtlichen Grundlagen.

Das Gleichstellungspolitische Rahmenprogramm für 2015 bis 2019 wurde am 6. September 2016 von der Landesregierung beschlossen. Mit ihm werden alle gleichstellungspolitischen Maßnahmen ressortübergreifend gebündelt.