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Niemand flüchtet freiwillig - Markov und Golze rufen am Weltflüchtlingstag zu Solidarität auf

- Erschienen am 19.06.2015 - Pressemitteilung 087/2015

Fast 20 Millionen Menschen sind aus ihrer Heimat geflüchtet, mehr als 38 Millionen leben als Vertriebene im eigenen Land. Angesichts dieser kaum vorstellbaren Dimension und des damit einhergehenden Leids, rufen Europaminister Helmuth Markov und Sozialministerin Diana Golze zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni zu mehr Verständnis und Solidarität gegenüber Flüchtlingen auf. 

„Anstatt die Grenzzäune immer weiter in die Höhe ziehen, sollten wir diesen Menschen die Hand reichen. Versetzen wir uns doch einmal in deren verzweifelte und oftmals ausweglose Lage und zeigen endlich echtes Mitgefühl, das auch konkrete Folgen hat, anstatt immer nur reflexhaft im Zuge dramatischer Bilder von ertrunkenen Flüchtlingen zu trauern. Niemand verlässt seine Heimat, seine Freunde oder Teile seiner Familie, freiwillig“, sagte Markov. 

Er unterstrich die Notwendigkeit als Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen und wies auf die Last hin, die andere Staaten schultern würden: „Unser Mittelmeer ist zu einem Grab geworden für Menschen, die nach einem besseren Leben gesucht haben. Wir haben unsere Banken gerettet, Flüchtlinge lassen wir aber tagtäglich ertrinken.“

Sozialministerin Golze verwies auf die Herausforderungen in Brandenburg. „In den Kommunen und von Willkommensinitiativen wird Herausragendes geleistet, um die Menschen, die aus ihren Heimatländern geflüchtet sind, gut und sicher unterzubringen. Tausende Kilometer fern der Heimat und oft in Sorge um Daheimgebliebene Verwandte und Freunde, müssen sie sich hier bei uns ein neues Leben aufbauen. Geben wir ihnen die Unterstützung die sie brauchen und helfen wir ihnen dabei, heimisch zu werden und Freunde zu finden.  Nur so gelingt eine  Willkommenskultur, die den Namen auch verdient. In Brandenburg gibt es schon sehr viel Solidarität mit den Neuankömmlingen, darauf sollten wir weiter aufbauen.“

Markov forderte eine gesamteuropäische Strategie, die alle EU-Staaten mittragen müssten. Nicht nur im Süden Europas, auch im Osten stehe man vor einer schwierigen Lage. Neben der schnelleren und großzügigeren Aufnahme von Flüchtlingen und einer Neuregelung der Verteilung im gesamteuropäischen Kontext, seien auch langfristige Ansätze zur Verbesserung der Situation von Nöten. Gerade weil die Mehrheit der Flüchtlinge nie nach Europa gelange, seien neue und nachhaltige Lösungen zum Schutz von Flüchtlingen gefragt. Dass zahlreiche europäische Länder die Verantwortung auf andere Staaten abwälzen, dürfe dabei nicht die Lösung sein, im Gegenteil. Mit Hilfe von Wiederansiedlungsprogrammen und der Vereinheitlichung der Asylkriterien und des zu gewährenden Schutzniveaus müsse die Europäische Union ihrer Verantwortung endlich nachkommen. Auch das Thema Entwicklungspolitik dürfe dabei nicht aus den Augen verloren werden.  

 

Hintergrund

Die UN-Vollversammlung hat den 20. Juni zum zentralen internationalen Gedenktag für Flüchtlinge ausgerufen. Derzeit befinden sich weltweit knapp 60 Millionen Menschen auf der Flucht (Stand 2015). Mehr als 19 Millionen von ihnen gelten nach völkerrechtlicher Definition als Flüchtlinge. Neun von zehn Flüchtlingen (86 Prozent) leben in Entwicklungsländern, da die meisten Flüchtlinge lediglich in ein angrenzendes Nachbarland fliehen. Den weit größeren Teil – 38,2 Millionen – bilden jedoch sogenannte Binnenvertriebene (Internally Displaced Persons – IDPs). Sie fliehen innerhalb ihres eigenen Landes, ohne dabei internationale Landesgrenzen zu überschreiten. Die meisten Flüchtlinge kommen zurzeit aus Syrien (ca. 4 Millionen), Afghanistan (2,6 Millionen) und Somalia (1,1 Millionen). Hauptaufnahmeländer sind vor allem Pakistan, der Iran, die Türkei, der Libanon und Jordanien. Nur 126.800 Flüchtlinge konnten im vergangenen Jahr in ihre Heimat zurückkehren – die niedrigste Anzahl seit 31 Jahren. Angesichts der Vielzahl von Konflikten, steigenden Flüchtlingszahlen und zunehmender Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit in vielen Teilen der Welt, ist der Weltflüchtlingstag am 20. Juni ein wichtiges Datum, um auf die besondere Situation und die Not von Millionen Menschen auf der Flucht aufmerksam zu machen. Mehr Informationen unter www.fluechtlingstag.org

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Ident-Nr
087/2015
Datum
19.06.2015
Rubrik
Soziales