Hauptmenü

4. Nationale Impfkonferenz - Ziel: Masern und Röteln dauerhaft ausrotten

- Erschienen am 18.06.2015 - Pressemitteilung 085/2015

Masern und Röteln sollen in Deutschland dauerhaft eliminiert werden. Das ist das Ziel eines Nationalen Aktionsplans 2015-2020, der heute auf der 4. Nationalen Impfkonferenz in Berlin vorgestellt wird. Die zweitägige Fachkonferenz mit über 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmern wird von den Ländern Berlin und Brandenburg als gemeinsame Gesundheitsregion ausgerichtet. Sie wird heute von Brandenburgs Gesundheitsministerin Diana Golze, Berlins Gesundheitssenator Mario Czaja und Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe eröffnet. Vor dem Hintergrund des aktuellen Masern-Ausbruchs in Deutschland lautet das Leitthema der Konferenz „Impfen schützt alle – Masern-Elimination ist machbar!“.

Brandenburgs Gesundheitsministerin Diana Golze sagte: „Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit, sondern eine hochansteckende Infektionskrankheit, die ernsthafte Komplikationen verursachen und sogar tödlich verlaufen kann. Weltweit sterben jeden Tag etwa 400 Kinder an dieser Infektionskrankheit. Die aktuelle Masernwelle zeigt, dass es auch in Deutschland noch große Impflücken gibt. Besonders viele junge Erwachsene haben keinen ausreichenden Impfschutz. Die Masern können wir nur dauerhaft ausrotten, wenn alle Kinder bis zum Ende des zweiten Lebensjahrs die empfohlene zweifache Masernimpfung erhalten und fehlende Impfungen bei Jugendlichen und Erwachsenen konsequent nachgeholt werden. Wir müssen die Durchimpfungsraten in der Bevölkerung weiter erhöhen. Dafür ist eine bessere Aufklärung und Information der Bevölkerung über die Vorteile von Impfungen notwendig.“

Berlins Gesundheitssenator Mario Czaja sagte: „Masern sind eine der ansteckendsten Infektionskrankheiten, die wir kennen. Sie können auch bei hervorragender medizinischer Versorgung wie in Deutschland mit schwerwiegenden Komplikationen einhergehen. Dabei muss man sich klar machen, dass jede einzelne Masernerkrankung eine zu viel ist. Denn einer Erkrankung lässt sich einfach vorbeugen. Durch die zweimalige, gut verträgliche Impfung können sich alle selbst, aber auch ihr Umfeld zuverlässig vor einer Ansteckung schützen. Babys, Schwangere und Menschen mit Immunerkrankungen sind darauf angewiesen, dass wir alle verantwortungsvoll handeln. Während wir in unseren Bemühungen, für eine ausreichend hohe Immunität bei Kleinkindern zu sorgen, nicht nachlassen dürfen, müssen wir die Anstrengungen, Jugendliche und junge Erwachsene mit Impfangeboten zu erreichen, verstärken. Hierzu liefert der Nationale Aktionsplan 2015-2020 zur Elimination der Masern und Röteln in Deutschland einen Leitfaden, mit dem Masernausbrüche wie der aktuelle in Berlin hoffentlich bald der Vergangenheit angehören.

Die Masern gelten als eine der ansteckendsten Infektionskrankheiten des Menschen überhaupt. Ein Infizierter kann bis zu 18 andere Menschen anstecken (zum Vergleich: bei der Grippe sind es bis zu drei andere Menschen). Masern sind immer noch einer der wesentlichen Gründe für eine erhöhte Kindersterblichkeit in vielen Regionen der Welt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass im Jahr 2013 rund 146.000 Kinder an den Masern starben. Durch Impfungen konnte in den Jahren 2000 bis 2013 weltweit die Anzahl der Todesfälle aufgrund von Masern um 75 Prozent gesenkt werden.

Die WHO hat das Ziel ausgerufen, die Masern bis 2020 in der europäischen Region eliminieren zu wollen. Für die Elimination der Masern und Röteln ist eine sehr hohe Immunität der Bevölkerung erforderlich: mindestens 95 Prozent der Bevölkerung müssen die empfohlene Zweifach-Impfung erhalten haben.

Den 42-Seiten starken „Nationalen Aktionsplan 2015-2020 zur Elimination der Masern und Röteln in Deutschland“ hat eine übergreifende Arbeitsgruppe verfasst: Daran beteiligt waren die Gesundheitsministerien der Länder Bayern, Berlin, Hessen, Niedersachsen und Sachsen, das Bundesgesundheitsministerium, das Robert Koch-Institut, die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, die Bundesärztekammer, die Kassenärztliche Bundesvereinigung, der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte sowie der Verband der Ersatzkassen.

Um die Masern und Röteln in Deutschland zu eliminieren, sollen nach dem Aktionsplan folgende messbare Ziele erreicht werden:

1)    Steigerung des Anteils der Bevölkerung, der einer MMR-Impfung (Masern, Mumps und Röteln) grundsätzlich positiv gegenüber steht.

2)    Bei Kindern im Alter von spätestens 15 Monaten Erreichen und Aufrechterhaltung einer 1-Dosis-MMR-Impfquote von über 95
Prozent.

3)    Bei Kindern in den Schuleingangsuntersuchungen Erreichen und Aufrechterhaltung einer 2-Dosen-MMR-Impfquote von über 95 Prozent.

4)    In allen Altersgruppen Erreichen und Aufrechterhaltung einer Bevölkerungsimmunität, die eine Transmission von Masern- bzw. Rötelnviren verhindert.

5)    Steigerung des Anteils der laborbestätigten übermittelten Masern- und Rötelnfälle auf mindestens 80 Prozent der klinisch diagnostizierten Masern- oder Rötelnfälle.

6)    Stärkung des Ausbruchsmanagements auf kommunaler Ebene und Berichterstattung von 80 Prozent der jährlich gemeldeten Masern- und Rötelnausbrüche.

Zu den Bevölkerungsgruppen mit besonderem Handlungsbedarf zählt der Aktionsplan vor allem Kinder im Alter von 11 bis 24 Monaten – insbesondere vor Eintritt in Kita, 10- bis 17-jährige Jugendliche, nach 1970 geborene Erwachsene, Beschäftigte im Gesundheitswesen und Flüchtlinge.

Kleinkinder sind besonders gefährdet, Komplikationen im Rahmen einer Maserninfektion zu erleiden. Im Jahr 2012 hatten deutschlandweit 86 Prozent von allen Kindern im Alter bis 15 Monaten die erste MMR-Impfung erhalten. Nach dem Aktionsplan soll in dieser Altersgruppe in allen Bundesländern bis Ende 2017 bei der ersten MMR-Impfung eine Quote von über 95 Prozent erreicht sein. Maßnahmen für dieses Ziel sollen Informationen und Impferinnerungen für Eltern sowie die Förderung der Aufmerksamkeit unter Ärztinnen und Ärzten bezüglich der MMR-Impfung sein.

Außerdem soll in allen Bundesländern bis Ende 2017 bei über 95 Prozent aller Kinder in den Schuleingangsuntersuchungen die zweite MMR-Impfung erfolgt sein. Im Jahr 2013 lag hier die Impfquote bei den 4- bis 7-Jährigen bundesweit bei 92,6 Prozent. Nur die Länder Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern haben hier bereits eine Impfquote von über 95 Prozent erreicht.

Seit Oktober 2014 ereignet sich in Berlin ein großer Masernausbruch. Bis heute sind über 1.200 Masernerkrankungen in Berlin gemeldet worden, davon über 1.100 in diesem Jahr. In den letzten Wochen geht die Zahl der Neuerkrankungen zurück. Für Berlin ist es der größte Masernausbruch seit Einführung des Infektionsschutzgesetzes 2001. Im Land Brandenburg sind in diesem Jahr bislang 95 Menschen an Masern erkrankt. Im ganzen Jahr 2014 gab es in Brandenburg insgesamt 13 Masernfälle.

Impfungen gehören zu den wichtigsten und wirksamsten präventiven Maßnahmen, die in der Medizin zur Verfügung stehen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut empfiehlt die erste Masernimpfung im elften bis 14. Lebensmonat und eine Wiederholungsimpfung vor dem zweiten Geburtstag. Vor Aufnahme in eine Gemeinschaftseinrichtung und im Rahmen von Ausbrüchen kann die Masernimpfung bereits im Alter von 9 Monaten erfolgen. Seit 2010 wird die Masern-Impfung (in Form der Masern-Mumps-Röteln-Impfung) auch für alle nach 1970 geborenen Erwachsenen empfohlen, sofern sie nicht oder nur einmal geimpft sind oder der Impfstatus unklar ist.

Vor dem Hintergrund der wachsenden Bedeutung des Impfens hat die Gesundheitsministerkonferenz vor sieben Jahren beschlossen, alle zwei Jahre eine Nationale Impfkonferenz durchzuführen. Die ersten drei Konferenzen fanden 2009 in Rheinland-Pfalz, 2011 in Baden-Württemberg und 2013 in Bayern statt. Bei der vierten Veranstaltung präsentieren sich die Länder Berlin und Brandenburg als eine gemeinsame Gesundheitsregion.

Weitere Informationen unter www.nationale-impfkonferenz.de/programm

Abbinder

Ident-Nr
085/2015
Datum
18.06.2015
Rubrik
Gesundheit