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Sozialministerin Golze: Brandenburg ist Vorreiter bei Inklusion gehörloser Geflüchteter

- Erschienen am 17.06.2016 - Pressemitteilung 094/2016

Der Landesverband der Gehörlosen Brandenburg e.V. stellt heute in Potsdam ein neues Projekt zur Integration von Geflüchteten vor. Das „Projekt zur Förderung der sprachlichen Identität, lebenspraktischer Fähigkeiten und sozialer Kompetenz von hörbehinderten Geflüchteten und Zugewanderten im Land Brandenburg“ wird seit dem 9. Juni 2016 umgesetzt. Gefördert wird es durch das Sozialministerium mit knapp 25.000 Euro aus Mitteln des Landesbeauftragten für die Belange der Menschen mit Behinderungen. Brandenburg ist das erste Bundesland, das die selbstbestimmte Teilhabe von gehörlosen Geflüchteten und anderen zugewanderten Gehörlosen ermöglicht.

Sozialministerin Diana Golze sagt: „Ich freue mich, dass es gelungen ist, ein so spezifisches Angebot zu entwickeln, das diesen neu zu uns kommenden Menschen Orientierung bietet und zugleich eine Kommunikationsmöglichkeit in die neue Gesellschaft darstellt. Gehörlose Geflüchtete erhalten damit die gleiche Chance zur Integration wie andere Geflüchtete auch. Gerade für sie ist es wichtig auf Menschen zu treffen, die ihrerseits die Gebärdensprache anwenden können. Denn gehörlose Geflüchtete sind meist mehrfach isoliert. Sie können sich weder mit hörenden Landsleuten ohne Kenntnisse der Gebärden unterhalten, noch Übersetzungen lesen oder deutsche Gebärdensprache verstehen.“

Bisher können Gehörlose beispielsweise nicht an den vom Bund oder dem Land finanzierten Integrationskursen teilnehmen. Eine Unterstützung dieser Personengruppe ist menschenrechtlich notwendig. Schriftsprache wurde nur von jenen Menschen gelernt, die einen guten Zugang zur Bildung hatten. Gebärdensprachen unterscheiden sich national und werden in ihrer Komplexität auch nur von jenen beherrscht, die diese in ihrem Herkunftsland auch erlernt  hatten.

Jürgen Dusel, Landesbeauftragter für die Belange der Menschen mit Behinderungen betont: „Ich danke dem Landesverband der Gehörlosen, dass  dieser sich der Herausforderung gestellt hat und ein Konzept entwickelte, wie den gehörlosen Geflüchteten Wege zur Kommunikation und zur sprachlichen Identität hier vor Ort bereitgestellt werden können. Gehörlose als eine vergleichsweise kleine Gruppe laufen sonst immer Gefahr, nicht berücksichtigt zu werden. Um solche wichtigen Projekte fördern zu können, hatten wir Mittel im Nachtragshaushalt beantragt. Ich weiß von  meinen Kolleginnen und Kollegen der anderen Bundesländer, dass sie auch Interesse haben. Wir haben bereits auch Anfragen von Geflüchteten aus Berlin zur Teilnahme. Ich hoffe, dass das von uns geförderte Projekt bald Nachahmer findet und bundesweit eine angemessene Unterstützung der zugewanderten Gehörlosen erfolgen kann.“

In den Kursen werden in 668 Unterrichtsstunden grundlegende Kenntnisse der deutschen Gebärden- und Schriftsprache und Wissen über das Leben in Deutschland vermittelt. Ein Teil davon wird in Präsenzunterricht in Potsdam stattfinden, ein Teil über Videokonferenzen/E-Learning, da die Teilnehmenden derzeit verstreut über viele Landkreise leben. Damit werden die Teilnehmenden befähigt, Formulare auszufüllen, die Kommunikation per Brief und E-Mail zu führen, sich auf eine Arbeitsstelle zu bewerben, Gebärdensprachdolmetscher zu nutzen und am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.

Weitere Informationen:

Landesverband der Gehörlosen Brandenburg e.V.: www.gl-brandenburg.de

Zentrum für Kultur und visuelle Kommunikation e.V.: www.zfk-bb.de

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Ident-Nr
094/2016
Datum
17.06.2016
Rubrik
Soziales