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Landeskrankenhauskonferenz - Geburtshilfe-Versorgung in Brandenburg auch in Zukunft flächendeckend gesichert

- Erschienen am 17.06.2015 - Pressemitteilung 084/2015

Heute tagte in Potsdam die Landeskonferenz für Krankenhausplanung Brandenburg, in der Kommunale Spitzenverbände, Krankenhausträger, Krankenkassen und Landesregierung zusammenarbeiten. Ein Schwerpunkt der Beratung war die geburtshilfliche Versorgung im Land. Der Dritte Krankenhausplan des Landes hatte bereits 2013 festgelegt, die Entwicklung einzelner geburtshilflicher Abteilungen zu überprüfen. Die mehrstündige Sitzung endete mit einem eindeutigen Ergebnis zu den Prüfaufträgen für die Geburtshilfen in Bernau, Strausberg, Templin und Bad Belzig. In Folge der Prüfaufträge wird in Brandenburg die flächendeckende Versorgung in der Geburtshilfe mit nunmehr 25 Standorten weiterhin auf hohem Niveau gesichert sein.

Zu den Prüfaufträgen im Einzelnen:

In Bernau ist eine positive Geburtenentwicklung auf 425 Geburten im Jahr 2014 zu verzeichnen. Dies geht auf eine positive Bevölkerungsentwicklung und zahlreiche Maßnahmen des Trägers zur Qualitätsverbesserung zurück. Der Prüfauftrag für Bernau ist damit beendet.

In Strausberg ist ebenfalls eine positive Geburtenentwicklung auf 327 Geburten im vergangenen Jahr zu beobachten. Dies geht unter anderem auf die steigende Anzahl von Entbindungen von Flüchtlingen und den großen Einzugsbereich im Oderbruch zurück. Der Prüfauftrag für Strausberg ist damit ebenso beendet.

In Templin ist mit 250 Geburten pro Jahr zu rechnen (2011: 245, 2012: 278, 2013: 205, 2014: 230). Der Krankenhausträger SANA geht davon aus, auch in Zukunft über ausreichend Fachpersonal zu verfügen. Der Versorgungsaufrag in der Geburtshilfe für Templin bleibt erhalten. Der Prüfauftrag wird bis zum 1. Quartal 2020 verlängert.

Für den Standort der Geburtshilfe in Bad Belzig sehen die Mitglieder der Landeskrankenhauskonferenz keine Möglichkeit der Weiterführung. Das Krankenhaus Bad Belzig weist schon seit über zehn Jahren sehr geringe Geburtenzahlen auf, die in jüngster Zeit noch einmal deutlich zurückgegangen sind. Im Jahr 2014 gab es nur noch 185 Geburten. Bad Belzig war damit mit Abstand die kleinste Geburtshilfe in Brandenburg. Der Klinikträger Ernst von Bergmann Bad Belzig GmbH sieht keine Möglichkeit, die Versorgung fachgerecht aufrecht zu erhalten.

In einer Expertenrunde vor Ort und in Kooperation mit dem Städtischen Klinikum in Brandenburg an der Havel wurde versucht, weitere Fachkräfte zu gewinnen. Leider führten diese Gespräche im Ergebnis zu keiner vertraglich fixierten Grundlage der Zusammenarbeit.

Ministerin Golze: „Ich muss das Votum der Krankenhauskonferenz schweren Herzens zur Kenntnis nehmen und bedaure die endgültige Entscheidung zur Schließung der Geburtshilfe in Bad Belzig. Der Versuch eines alternativen Konzeptes ist leider gescheitert, da sich die beteiligten Häuser nicht einigen konnten. Wir können sie nicht zwingen. Das Ministerium erwartet nun, dass das Konzept für geburtshilfliche Notfälle im Interesse der Sicherheit von Mutter und Kind konsequent umgesetzt wird.“

Die Versorgung der Patientinnen übernehmen die weiter vorhandenen Perinatalzentren und Geburtskliniken in der Region. Schwierige Fälle werden rechtzeitig in den Perinatalzentren in Brandenburg an der Havel und in Potsdam versorgt. Die Rettungsstelle in Bad Belzig ist für auftretende Notfälle rund um die Uhr geöffnet. Von hier aus können die Patientinnen per Krankentransport, Notarztwagen oder mit dem Hubschrauber schnell in ein Perinatalzentrum verlegt werden. In den nahe gelegenen Perinatalzentren in Brandenburg an der Havel, in Potsdam und in Wittenberg steht ein geburtshilfliches Angebot auf höchstem Versorgungsniveau zur Verfügung.

Ministerin Golze: „Ich erwarte, dass die großen regionalen Kliniken bei der Versorgung und den Notfallkonzepten kooperieren.“

Das Konzept zur Vermeidung bzw. rechtzeitigen Versorgung von Notfällen sieht unter anderem vor:

  • Spezielle Schulungen mit den Rettungsdiensten im Hohen Fläming in geburtshilflichen Fragestellungen und der Neugeborenenversorgung.
  • Schwierige Fälle werden rechtzeitig in den Perinatalzentren in Brandenburg an der Havel und in Potsdam versorgt. Bei trotzdem auftretenden Notfällen ist die Rettungsstelle in Bad Belzig 24h/7-Tage geöffnet; von dort erfolgt die umgehende Verlegung in Perinatalzentren (per Krankentransport, Notarztwagen oder Hubschrauber).
  • Boarding-Appartements in Potsdam, die den Schwangeren und Angehörigen eine kostenfreie Unterbringung vor der Geburt auf dem Gelände des Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam bieten.
  • Nutzung und Ausbau der Netzwerkstrukturen „Netzwerk Gesunde Kinder“ auf dem Gelände der Klinik Ernst von Bergmann Bad Belzig.
  • Einen Shuttleservice für Väter, Geschwister und Angehörige zwischen Bad Belzig und Potsdam.

Ministerin Golze: „Das Krankenhaus Bad Belzig leistet weiter einen wichtigen Beitrag zur regionalen Gesundheitsversorgung. Deshalb sollte jetzt das Augenmerk auf die bedarfsgerechte und nachhaltige Weiterentwicklung des Krankenhausstandortes in Abstimmung mit den regionalen Partnern und Kliniken gelegt werden.“

 

Hintergrund:

Jedes Kind hat ein Recht auf einen gesunden und guten Start ins Leben. Dafür sind in Deutschland Rahmenbedingungen und Mindestvoraussetzungen geschaffen und vereinbart worden. So muss ein im Fachgebiet Frauenheilkunde und Geburtshilfe tätiger Arzt ständig rund um die Uhr verfügbar sein und es muss mindestens eine Hebamme ständig rund um die Uhr im Bereitschaftsdienst verfügbar sein. Bei Bedarf soll zusätzlich ein Kinderarzt hinzugezogen werden.

Die verschiedenen Fachgesellschaften empfehlen eine Geburtenzahl von mindestens 400-700 Geburten im Jahr, um die Abläufe sicher und routiniert zu beherrschen. Das Saarland schließt nach seinen gesetzlichen Vorgaben automatisch Geburtshilfen unter 300 Geburten. Brandenburg hat einen anderen Weg gewählt, um die flächendeckende Versorgung sicherzustellen und in seinen Krankenhausplan eine Mindestzahl von 300 Geburten pro Jahr aufgenommen. Wenn diese Zahl nicht erreicht wird, wird ein Prüfauftrag ausgelöst. Für diesen Sonderweg ist Brandenburg von den Fachgesellschaften heftig kritisiert worden. 

In Brandenburg gibt es bisher 26 geburtshilfliche Standorte. 5 Krankenhaus-Standorte weisen für das Jahr 2014 Geburtenzahlen zwischen 300 und 400 auf. 19 von insgesamt 26 geburtshilflichen Standorten haben Geburtenzahlen über 400.

In Brandenburg verlaufen über 90 Prozent der Geburten ohne Komplikationen.

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Ident-Nr
084/2015
Datum
17.06.2015
Rubrik
Gesundheit