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Integrationsbeauftragte Lemmermeier: Brandenburg ist es Noël Martin schuldig, die Erinnerung an die rassistische Tat wach zu halten

- Erschienen am 16.06.2020 - Presemitteilung 273/2020

Vor 24 Jahren wurde Noël Martin aus Birmingham in Blankenfelde-Mahlow bei einem rassistischen Anschlag so schwer verletzt, dass er seitdem querschnittsgelähmt ist. An der Erinnerungsveranstaltung am Mahnmal nimmt die Integrationsbeauftragte des Landes, Dr. Doris Lemmermeier, gemeinsam mit der Integrationsbeauftragten des Landkreises Teltow-Fläming, Christiane Witt, und der Integrationsbeauftragten der Stadt Blankenfelde-Mahlow, Barbara Radke, teil.

Dr. Doris Lemmermeier: „In Zeiten wie diesen, in denen das Thema Rassismus endlich auf die weltweite Agenda gesetzt wird, ist es besonders wichtig, ein Zeichen zu setzen und an diesen schrecklichen Angriff zu erinnern. Brandenburg ist es Noël Martin schuldig, die Erinnerung an die Tat wach zu halten. Es fordert höchsten Respekt, wie er sich für Verständigung und Toleranz einsetzt. Er ist ein Beispiel für alle, wie man sein Schicksal bewältigen kann. Seine Stiftung, die Jugendlichen, die sich begegnen und seine eigene Rolle als Mahner gegen Rassismus und für Toleranz motivieren ihn, trotz allem weiter sein Leben zu leben“.

Am 16. Juni 1996 wurden Noël Martin und zwei Freunde von zwei jungen rechtsradikalen Deutschen zunächst angepöbelt und dann mit dem Auto verfolgt. Nachdem die Täter einen schweren Stein durch eine Scheibe geworfen hatten, verlor Noël Martin die Kontrolle über den Wagen und prallte gegen einen Baum. Seitdem ist Noël Martin vom Hals ab querschnittsgelähmt.

Christiane Witt: „Noel Martin ist vor 24 Jahren Opfer eines rassistischen Anschlags geworden. Auch wenn die Täter verurteilt wurden hat diese Tat ihm alles genommen, umso beeindruckender ist es, mit welcher Kraft und Willensstärke Noël Martin sich gegen Rassismus und Intoleranz einsetzt“.

Barbara Radke: „Rassismus zeigt sich überall in unserer Gesellschaft. Oft tritt er unterschwellig auf, aber häufig auch offen zutage. Die Reaktion ist leider oft: Schweigen. Daher ist es wichtig, sich gegen Diskriminierung klar zu positionieren und Signale dagegen zu setzen“.

Im Sommer 2001 kehrte Noël Martin nach Mahlow zurück, um eine Demonstration gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit anzuführen. Damals regte er Jugendbegegnungen zwischen Jugendlichen aus der Region und Birmingham an und setzte sich fortan für den Kampf gegen Rassismus ein. Aus diesem Austausch hat sich die Jacqueline-und-Noël-Martin Stiftung entwickelt, die seit 2008 unter der treuhänderischen Verwaltung der Stiftung „Großes Waisenhaus zu Potsdam“ den Jugendaustausch weiterführt. Die Frau von Noël Martin, Jacqueline, starb im Jahr 2000 zwei Tage nach der Heirat mit Noël.

Die Stiftung fördert die persönliche Begegnung sowie das gemeinsame Arbeiten und Lernen von jungen Menschen aus Deutschland und England. Internationale, interkulturelle und antirassistische Jugendarbeit soll jungen Menschen ermöglichen, die jeweils andere Kultur sowie internationale Zusammenhänge kennenzulernen und sich mit ihnen auseinander zu setzen. Dank dieser Erfahrungen sollen sich die jungen Menschen ermutigt fühlen, in ihrem Alltag gegen Rassismus und für Toleranz sowie für Demokratie und ein friedliches Zusammenleben einzutreten.

Die Erinnerungsveranstaltung findet heute (16. Juni 2020) um 18 Uhr am Mahnmal in Blankenfelde statt. Die Abstandregeln und Hygienevorschriften werden eingehalten.