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Frauenstaatssekretärin Hartwig-Tiedt: Schluss mit schlecht bezahlten Teilzeitjobs für Frauen

- Erschienen am 16.03.2018 - Presemitteilung 044/2018

Frauen in aller Welt machen am internationalen „Equal Pay Day“ für Entgeltgleichheit auf den Gehaltsunterschied zwischen Frauen und Männern aufmerksam. In Deutschland wird der Tag in diesem Jahr am Sonntag, dem 18. März begangen. Frauenstaatssekretärin Almuth Hartwig-Tiedt sagte: „In Brandenburg gibt es geringere Unterschiede als in anderen Ländern, die Lohn- und Gehaltslücke ist aber trotzdem noch da. Frauen arbeiten überproportional häufig in schlecht bezahlten Teilzeitjobs und erreichen seltener die oberste Führungsetage. Auch werden die typischen Frauenberufe, beispielsweise in der Altenpflege, durchweg schlechter bezahlt als klassische Männerberufe – bei gleichen Anforderungen. Das ist nicht nur ungerecht, Brandenburg verspielt durch die Benachteiligung von Frauen auch wirtschaftliches Potenzial.“

Hartwig-Tiedt sagte weiter: „Hier sind vor allem die Tarifparteien gefragt. Gleiche Arbeit muss mit gleichen Löhnen honoriert werden! Wir brauchen außerdem insgesamt ein höheres Lohniveau. Dafür muss die Tarifbindung weiter ausgebaut werden. In Brandenburg sind nur 23 Prozent der Betriebe tarifgebunden und nur 50 Prozent der Beschäftigten werden tariflich entlohnt. Das ist noch zu wenig. Tariflöhne sind der beste Schutz gegen Niedriglöhne und gegen ungerechte Bezahlung. Sie nützen Frauen und Männern – und den Unternehmen selbst. Wir können es uns in Zeiten des Fachkräftemangels nicht mehr leisten, dass viele Frauen in schlecht bezahlten Jobs oder in unbezahlter Pflegearbeit feststecken. Nur wenn wir Frauen die gleichen Entwicklungschancen wie Männern einräumen, können wir die Herausforderungen der Zukunft meistern.“

Der „Equal Pay Day“ markiert symbolisch den Tag, bis zu dem Frauen über den Jahreswechsel hinaus arbeiten müssten, um genau so viel wie Männer im Vorjahr zu erhalten. In Brandenburg verdienten Frauen nach Angaben des statistischen Landesamtes im Jahr 2017 durchschnittlich 15,50 Euro brutto in der Stunde. Das waren drei Prozent weniger als die männlichen Kollegen, die 16 Euro mit nach Hause brachten. Bundesweit lag der Unterschied bei 21 Prozent. Damit belegte Deutschland den drittletzten Platz unter den EU-Staaten.

Die Landesgleichstellungsbeauftragte Monika von der Lippe sagte: „Brandenburg hat viele sehr gut ausgebildete Frauen und verfügt in vielen Regionen über vergleichsweise komfortable Kinderbetreuungsstrukturen. Was uns fehlt, sind mehr gut bezahlte Arbeitsstellen. Es kann nicht sein, dass typische Frauenberufe so schlecht bezahlt werden, obwohl sie in Verantwortung und Belastung anderen Berufen gleichstehen. Das muss sich dringend ändern, auch wenn damit ein Systemwechsel verbunden ist.“

Aufsehen hat jüngst eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) erregt. Demnach verdienen Frauen in Brandenburg sogar mehr als Männer. Im Mittel erhielten märkische Frauen Ende 2016 einen Bruttolohn von 2501 Euro, 127 Euro mehr als Männer. Die Studie berücksichtigt allerdings nur Beschäftigte in Vollzeitjobs. Hartwig-Tiedt: „Die Studie spiegelt nicht die Lebensrealität der arbeitenden Frauen in Brandenburg wider. Fast jede zweite berufstätige Frau in Brandenburg ist in Teilzeit beschäftigt. Und das oft unfreiwillig. Zum anderen sind die Ergebnisse auch dem insgesamt schwachen Gehalts- und Lohngefüge in vielen brandenburgischen Regionen geschuldet. Der Unterschied liegt weniger daran, dass hierzulande die Frauen besonders gut verdienen würden, sondern dass die Männer deutlich weniger auf dem Lohnzettel haben als in Westdeutschland.“

Monika von der Lippe: „Wenn unsere Gesellschaft noch immer eher den Frauen die Familiensorge zuschreibt, dann kann es nicht angehen, dass Frauen hierfür auch noch bestraft werden, indem sie in der Teilzeitfalle gefangen bleiben. Brandenburg hat sich zu Recht für ein gesetzliches Rückkehrrecht in Vollzeitbeschäftigung stark gemacht und sollte dies auch weiterhin tun. Denn geringere Einkünfte im Berufsleben bedeuten für Frauen nicht selten die sichere Armut im Alter. Ein Sozialstaat wie unserer kann und darf so etwas nicht einfach hinnehmen.“

Einige Daten und Fakten zur Arbeitssituation von Frauen in Brandenburg:

  • Bei der Beschäftigung herrscht fast Gleichstand: Von den 834.579 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Brandenburg sind 48,25 Prozent Frauen (Stand: Juni 2017). 47,6 Prozent der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen arbeiteten in Brandenburg in Teilzeit.
  • In Brandenburg begünstigt die Wirtschaftsstruktur mit vielen kleineren Betrieben eine vergleichsweise gleichberechtigte Bezahlung. Dazu bei trägt auch eine schwache industrielle Basis – mit der Folge, dass die Entgelte grundsätzlich niedriger sind als in Westdeutschland.
  • Der Frauenanteil in der zweiten Führungsebene in der Brandenburger Wirtschaft beziffert sich auf 50 Prozent. Bei den Top-Jobs in der ersten Riege liegt er aber nur bei etwa 30 Prozent.
  • Bundesweit ist der geschlechtsspezifische Lohn- und Gehaltsunterschied zwischen Frauen und Männern (Gender Pay Gap) nach einer Auswertung des Sozio-oekonomischen Panel besonders groß bei niedrigen (20,1 Prozent) und bei hohen Löhnen (23,5 Prozent).
  • In Brandenburg sind Frauen zum Berufseinstieg und in den ersten Jahren danach beim Einkommen kaum schlechter gestellt als Männer mit gleicher Qualifikation. Die Entgeltunterschiede steigen mit zunehmender Berufserfahrung an. Viele Frauen verpassen Karrieresprünge durch Erziehungszeiten.
  • In rund 50 Prozent der brandenburgischen Betriebe gibt es Maßnahmen zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie der Chancengleichheit. Der Schwerpunkt liegt auf Angeboten zur Gestaltung der Arbeitszeit.

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Ident-Nr
044/2018
Datum
16.03.2018
Rubrik
Frauen und Gleichstellung