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Brandenburger Bündnis für Gute Arbeit startet: Fachkräftesicherung, gute Ausbildung, Tarifbindung

- Erschienen am 11.05.2016 - Presemitteilung 070/2016

Das „Brandenburger Bündnis für Gute Arbeit“ ist heute gegründet worden. Arbeitgeber, Gewerkschaften, Kammern, Bundesagentur für Arbeit und die Landesregierung haben auf der konstituierenden Sitzung unter Leitung von Ministerpräsident Dietmar Woidke konkrete Verabredungen beschlossen. Handlungsschwerpunkte des neuen Bündnisses sind Fachkräftesicherung, gute Ausbildung, Stärkung der Sozialpartnerschaft, eine höhere Tarifbindung, sicheres und gesundes Arbeiten sowie Arbeitsmarktintegration von benachteiligten Gruppen.

Dem „Brandenburger Bündnis für Gute Arbeit“ gehören das federführende Arbeitsministerium, das Wirtschaftsministerium, die drei Industrie- und Handelskammern sowie die drei Handwerkskammern, der Deutsche Gewerkschaftsbund, die Unternehmensverbände Berlin und Brandenburg, die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit sowie die LIGA der Freien Wohlfahrtspflege – Spitzenverbände im Land Brandenburg an. Mit dem neuen Bündnis wird ein zentrales Ziel des Koalitionsvertrages der Landesregierung umgesetzt.

Ministerpräsident Woidke, der die konstituierende Sitzung in der Potsdamer Staatskanzlei leitete, betonte zum Start des Bündnisses: „Wirtschaft und Arbeitsmarkt haben sich bei uns in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt. Das war und ist aber kein Selbstläufer. So beeindruckend der Rückgang der Arbeitslosigkeit von mehr als 18 auf jetzt rund 8 Prozent auch ist, wir stehen vor neuen Herausforderungen. Der demografische Wandel ist immer deutlicher spürbar, Fachkräfte werden zunehmend gesucht. Gleichzeitig verharren zu viele Menschen trotz des Aufschwungs am Arbeitsmarkt in Langzeitarbeitslosigkeit. Die Digitalisierung beschleunigt den Wandel zusätzlich, Qualifikationen verändern sich, Unternehmen sind herausgefordert, den Wandel gemeinsam mit den Beschäftigten zu gestalten. Wir hier in Brandenburg sind bislang immer gut damit gefahren, nicht übereinander, sondern miteinander zu sprechen. Das hat sich immer wieder bezahlt gemacht. Und deshalb rufen wir heute unser `Bündnis für Gute Arbeit´ ins Leben. Es soll sich einerseits wie ein Dach über die schon vorhandenen Netzwerke spannen und deren Aktivitäten noch stärker verknüpfen. Darüber hinaus verständigen wir uns als Bündnispartner aber auch auf ein eigenes, ambitioniertes Arbeitsprogramm.“

Arbeitsministerin Diana Golze erklärte: „Unser Ziel sind gute und sichere Arbeitsplätze. Dazu gehören eine existenzsichernde Bezahlung, Unterstützung bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, hohe Standards beim Arbeitsschutz und altersgerechte Arbeitsbedingungen. Die arbeitspolitische Gremienarbeit, die in Brandenburg seit vielen Jahren erfolgreich funktioniert, soll unter dem neuen Dach ‚Bündnis für Gute Arbeit‘ noch stärker auf dieses Ziel fokussiert werden. Die Verzahnung ist notwendig angesichts der großen Herausforderungen, vor denen Arbeitsmarkt und Wirtschaft stehen. Die demografische Entwicklung und die Digitalisierung beschleunigen den Wandel der Arbeit enorm. Gute Arbeit ist kein Wohlfühlfaktor, sondern sie ist gerade für ein ostdeutsches Flächenland wie Brandenburg zu einem harten Wettbewerbsfaktor geworden. Wenn die Fachkräftesicherung gelingen soll, müssen sich die Arbeitsbedingungen deutlich verbessern. Gute Arbeit ist zudem eine Frage sozialer Gerechtigkeit. Es geht dabei auch um Teilhabe sowie um Anerkennung der Leistungen der Menschen.“

Wirtschaftsminister Albrecht Gerber sagte: „In Brandenburg hat es mittlerweile Tradition, partnerschaftlich gemeinsame Ziele umzusetzen. Mit dem neuen Bündnis für Gute Arbeit setzen wir diese Tradition fort. Ich freue mich, dass mit den Wirtschaftskammern des Landes und der Liga der freien Wohlfahrtspflege neue, wichtige Partner gewonnen werden konnten. Denn die Fachkräftesicherung, die mit der Digitalisierung einher gehende Veränderung der Arbeitswelt und der demografische Wandel stellen uns vor Herausforderungen, die Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Politik nur gemeinsam bewältigen können. Kriterien guter Arbeit haben schon jetzt stärker Einzug in die Wirtschaftsförderung des Landes gehalten. Neue Ansätze können im Bündnis gemeinsam erörtert werden. Wir müssen neue Fachkräfte ausbilden und nach Brandenburg locken. Aber wir müssen sie auch im Land halten. Tariflöhne und gute Arbeitsbedingungen, die auch den Ansprüchen junger Familien gerecht werden – Gute Arbeit also – ist ein wichtiger Standortfaktor geworden.“

Jutta Cordt, Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit: „Die Zusammenarbeit der Partner in Brandenburg ist von dem gemeinsamen Willen geprägt, für die Menschen in der Region das Bestmögliche zu erreichen. Insofern freue ich mich, dass wir heute unsere gemeinsamen Aktivitäten mit dem Bündnis für Gute Arbeit besiegeln. Denn durch eine gemeinsame Abstimmung und Bündelung der Kräfte werden die Chancen für Brandenburger, wieder eine Arbeit zu finden, deutlich erhöht. Gerade auch für die Menschen, die seit längerem auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen wollen.

Doro Zinke, Vorsitzende des DGB Bezirk Berlin-Brandenburg: „Brandenburg braucht nicht irgendwelche Arbeitsplätze, sondern gute Arbeit – das heißt faire Bezahlung, Tarifbindung, soziale Absicherung und gute Arbeitsbedingungen, unter denen Menschen gesund bleiben. Der vieldiskutierte Fachkräftemangel bedeutet auch, dass Unternehmen Fachkräfte nicht mehr zu allen Bedingungen bekommen, sondern gute Arbeit bieten müssen. Das ist richtig so. Wir begrüßen das Bekenntnis des Bündnisses zu guter Arbeit und erwarten, dass es von allen Beteiligten ernst genommen wird. Dass es in Brandenburg Arbeitgeberverbände gibt, die Mitgliedschaften „ohne Tarifbindung“ anbieten, ist ein skandalöser Missstand, der abgestellt werden muss, damit ein Bündnis für Gute Arbeit glaubwürdig ist. Von der Landesregierung erwarten wir, dass sie keine öffentlichen Mittel, Aufträge und Würdigungen aller Art an Unternehmen gibt, die keinen Betriebsrat haben oder nicht tarifgebunden sind.“

Alexander Schirp, Geschäftsführer der Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg e.V., sagte: „Das „Brandenburger Bündnis für Gute Arbeit“ muss sich um viele wichtige Aufgaben kümmern. Vor allem muss es einen Beitrag dazu leisten, dass die Unternehmen auch in Zukunft genügend qualifizierte Fachkräfte finden. Das ist entscheidend, um den Standort Brandenburg attraktiv und zukunftsfähig zu halten. Möglichst jeder Jugendliche muss deshalb für eine Ausbildung fit gemacht werden. Wir dürfen niemanden zurücklassen. Zudem ist es wichtig, Arbeitslose und Flüchtlinge an den Arbeitsmarkt heranzuführen. Wir müssen jedes Talent fördern. Um diese Ziele zu erreichen, wollen wir die Erfahrungen der Verbände und Innungen bei der Gestaltung von zukunftsfähigen Arbeitsbedingungen in die Arbeit des Bündnisses einbringen.“

Gundolf Schülke, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Ostbrandenburg, sagte für die Landesarbeitsgemeinschaft der Brandenburger IHKs: „Der jüngste Konjunkturreport zeigt es: Die Unternehmer in Brandenburg sind mit der Geschäftslage zufrieden, die Exporterwartungen sind gestiegen und die Binnennachfrage treibt das Wachstum an. Doch nur gut ausgebildete und ausreichend Fachkräfte können diese positive Entwicklung halten. Fachkräftesicherung beginnt mit einer guten betrieblichen Ausbildung. Gemeinsam mit den Unternehmerinnen und Unternehmern kümmern sich die IHKs deshalb seit vielen Jahren um die duale Berufsausbildung. In Zeiten steigender Studierendenzahlen ist es wichtig, die Ausbildung wieder als gleichwertigen Start in das Berufsleben zu etablieren. IHK-Mitarbeiter und Unternehmer sind deshalb in den Brandenburger Schulen unterwegs. Früh sollen die Jugendlichen die Firmen in der Region kennenlernen und sich so für einen Ausbildungsberuf begeistern. Die Berufsorientierung an unseren Schulen ist mit den unlängst eingeleiteten Maßnahmen gut aufgestellt. Allerdings brauchen wir für die Umsetzung auch eine solide Finanzierung. Dafür engagieren wir uns als Brandenburger IHKs im Bündnis für gute Arbeit.“

Ralph Bührig, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Potsdam, sagte für den Handwerkskammertag Land Brandenburg: „Der demografische Wandel ist auch für das brandenburgische Handwerk eine der zentralen Herausforderungen in der Zukunft. Kurzfristig müssen Unternehmen auf eine Alterung des Mitarbeiterstamms reagieren. Langfristig werden weniger Arbeitskräfte verfügbar sein. Mit dem `Bündnis für Gute Arbeit` gilt es, gemeinsam den Rahmen für attraktive Arbeits- und Ausbildungsbedingungen in Brandenburg zu stärken und alle Erwerbsfähige in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Zentraler Baustein für die Fachkräftesicherung im Handwerk ist dabei die Stärkung der beruflichen Ausbildung.“

Martin Matz, Vorstandsmitglied des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz e.V. und Vorsitzender der LIGA der Freien Wohlfahrtspflege – Spitzenverbände im Land Brandenburg, sagte: „Machen wir uns nichts vor: Junge Menschen entscheiden sich auch aufgrund der Bezahlung für einen Beruf. Arbeit in der Industrie und an Maschinen wird noch immer höher bewertet als soziale Arbeit am Menschen. Vor diesem Hintergrund muss sich etwas an der Refinanzierung sozialer und pflegerischer Arbeit ändern. Wir als Wohlfahrtsverbände sehen in der Gründung des „Brandenburger Bündnisses für Gute Arbeit“ einen wichtigen Schritt dafür.“

An der konstituierenden Sitzung nahmen neben Ministerpräsident Woidke, Arbeitsministerin Golze und Wirtschaftsminister Gerber auch Doro Zinke, Vorsitzende des DGB Bezirk Berlin-Brandenburg, Alexander Schirp, Geschäftsführer bei Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg e.V., Jutta Cordt, Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit, Martin Matz, Vorsitzender der LIGA der Freien Wohlfahrtspflege – Spitzenverbände im Land Brandenburg, sowie seitens der Kammern Beate Fernengel, Präsidentin der IHK Potsdam, Gundolf Schülke, Hauptgeschäftsführer IHK Ostbrandenburg, Jens Krause, stellv. Hauptgeschäftsführer IHK Cottbus, Uwe Hoppe, Hauptgeschäftsführer HWK Frankfurt Oder, Ralph Bührig, Hauptgeschäftsführer HWK Potsdam, und Knut Deutscher, Hauptgeschäftsführer HWK Cottbus, teil.

Die Bündnispartner wollen Ende 2017 bei einer Halbzeitberatung die Umsetzung der Handlungsschwerpunkte überprüfen. Eine Bilanzierung und Fortschreibung der gemeinsamen Arbeit ist im Frühjahr 2019 geplant.

 

Hinweis: Fotos von der Veranstaltung und der Unterzeichnung des Arbeitsprogramms können im Anschluss kostenlos unter Nennung der Quelle brandenburg.de herunter geladen werden.

Download der Pressemitteilung und des Programms als PDF-Datei

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Ident-Nr
070/2016
Datum
11.05.2016