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Landesweite Koordinierungsstelle: Besserer Gewaltschutz für geflüchtete Frauen

- Erschienen am 05.07.2017 - Presemitteilung 095/2017

Damit geflüchtete Frauen und ihre Kinder in Flüchtlingsunterkünften vor Gewalt besser geschützt werden können, hat die Landesregierung Mitte 2016 die landesweite Koordinierungsstelle „Gewaltschutz für geflüchtete Frauen in Brandenburg“ initiiert. Das Projekt befindet sich seit dem 1. März 2017 in Trägerschaft des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Am heutigen Mittwoch (5. Juli) besuchten Sozialstaatssekretärin Almuth Hartwig-Tiedt und die Landesgleichstellungsbeauftragten Monika von der Lippe die Koordinierungsstelle in Bernau (Kreis Barnim) und sprachen dort mit der Projektkoordinatorin Dr. Margarethe Wegenast und Barbara Eschen, Direktorin des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz e.V., über die Arbeit.

Mit den deutlich gestiegenen Flüchtlingszahlen haben auch in Brandenburg der Bedarf und die Anforderungen an den Gewaltschutz für geflüchtete Frauen zugenommen. So stieg zum Beispiel die Zahl der Frauen mit Migrationshintergrund, die in brandenburgischen Frauenhäusern Hilfe und Schutz suchten, in den vergangenen Jahren deutlich an.

Sozialstaatssekretärin Almuth Hartwig-Tiedt erklärte: „Viele geflüchtete Frauen haben in ihrer Heimat und auf ihrer Flucht Gewalt erfahren müssen. Sie sollen hier in Deutschland endlich Sicherheit finden können, und keine Angst vor weiterer Gewalt haben müssen. Der Schutz vor Gewalt hat in der Flüchtlingsarbeit im Land Brandenburg einen hohen Stellenwert. So sind auf kommunaler Ebene viele Initiativen und Angebote dafür entstanden und Gewaltschutzkonzepte für Unterkünfte erarbeitet. Aufgabe der neuen landesweiten Koordinierungsstelle ist es, die mit der Prävention und Bekämpfung von Gewalt gegen geflüchtete Frauen befassten Akteurinnen und Akteure zu vernetzen, Schulungen und Sensibilisierungen anzubieten und an der Professionalisierung des Beschwerdemanagements zu arbeiten. Ein wichtiger neuer Ansatz ist dabei, die Sicht der geflüchteten Frauen einzubeziehen und sie damit direkt zu stärken. Damit leistet die Koordinierungsstelle auch einen wichtigen Beitrag zur erfolgreichen Integration.“

Landesgleichstellungsbeauftragte Monika von der Lippe: „Wir müssen all die zu uns geflohenen Frauen und Mädchen vor weiterer Gewalt schützen. Da braucht es gute Hilfsstrukturen und jemanden, der all die vorhandenen Aktivitäten und Maßnahmen bündelt und den Überblick behält. Schon im letzten Jahr konnten wir eine Koordinierungsstelle einrichten, die Gewaltschutzfragen auch für geflüchtete Frauen bearbeitet hat. Ich freue mich sehr, dass wir die Koordinierungsarbeit jetzt ausschließlich auf den Gewaltschutz für geflüchtete Frauen fokussieren konnten. Damit besteht die Möglichkeit, auch weitere Aufgaben, wie die Einführung eines guten Beschwerdemanagements in den Unterkünften, anpacken zu können.“

Barbara Eschen sagte zur Arbeit der Koordinierungsstelle: „In unserem Vorgängerprojekt im Diakonischen haben wir intensiv an Gewaltschutzkonzepten für Flüchtlingsunterkünfte gearbeitet. Nun können wir diese Kompetenz in die landesweitere Koordinierungsstelle einbringen, um Frauen und Mädchen mit Fluchterfahrung ein sicheres Ankommen in Brandenburg zu ermöglichen. Einen wichtigen Beitrag hierzu leisten auch Sensibilisierung und Qualifizierung derjenigen, die vor Ort mit geflüchtet Frauen arbeiten – sei es haupt- oder ehrenamtlich. Sie untereinander noch besser zu vernetzen und ihr Bewusstsein für die mögliche Gewaltbetroffenheit, aber auch für die Stärken der zugewandten Frauen zu schärfen, ist daher ein zentrales Anliegen der Koordinierungsstelle. So wollen wir die zugewanderten Frauen auf ihrem Weg zu einer selbstbestimmten sozialen Teilhabe unterstützen.“

Bereits zum 1. Juli 2016 hat das Land Brandenburg mit 37.500 Euro aus Landesmitteln eine Koordinierungsstelle für alle Zufluchts- und Beratungsangeboten für von Gewalt betroffene Frauen und ihre Kinder eingerichtet. Bis Ende 2016 hatte das Netzwerk der brandenburgischen Frauenhäuser e.V. zunächst die Trägerschaft. Daraus entstand Anfang 2017 die landesweite Koordinierungsstelle „Gewaltschutz für geflüchtete Frauen in Brandenburg“ in Trägerschaft des in Trägerschaft des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz e.V. (www.gewaltschutz-diakonie.de). Sie wird in diesem Jahr u.a. mit 50.000 Euro aus Mitteln der Landesgleichstellungsbeauftragten sowie mit Mitteln der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz gefördert.

Die Koordinierungsstelle unterstützt u.a. Träger und Mitarbeitende von Flüchtlingsunterkünften, Migrationssozialdienste, Flüchtlingsberatungsstellen, Initiativen und Frauenschutzeinrichtungen beim Gewaltschutz. Neben der Koordinierungsarbeit verfolgt das Projekt einen „Empowerment“-Ansatz für die geflüchteten Frauen. Sie werden ermutigt und unterstützt, eigene Ressourcen zu nutzen und auszubauen, um selbstbestimmte Lebensentwürfe zu entwickeln und umzusetzen. Die Koordinierungsstelle entwickelt außerdem Fortbildungsmodule zum Thema Gewaltschutz und bietet diese Trägern und Mitarbeitenden in Unterkünften sowie örtlichen Initiativen und Netzwerken an.

Das Sozialministerium hat in 2016 zudem die Broschüre „Gewaltschutz für Frauen in Flüchtlingsunterkünften“ veröffentlicht, die kostenfrei auf der Seite www.masgf.brandenburg.de bestellt werden kann. Sie klärt über die verschiedenen Formen und Auswirkungen von Gewalt auf, stellt Maßnahmen zur Vorbeugung und Reduzierung vor und enthält die wichtigsten rechtlichen Grundlagen.