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Arbeitspolitik: Brandenburg setzt auf Ausbildung, Qualifizierung und individuelle Förderung

- Erschienen am 04.04.2018 - Pressemitteilung 048/2018

Aus- und Weiterbildung, Fachkräftesicherung, gute und sichere Arbeitsplätze sowie der nachhaltige Abbau von Langzeitarbeitslosigkeit sind die Schwerpunkte der Brandenburger Arbeitspolitik. Das erklärte Arbeitsministerin Diana Golze heute auf einer Pressefahrt im Rahmen ihrer arbeitspolitischen Tour, die sie in dieser Woche abschließt. Heute besuchte Golze drei Unternehmen in den Landkreisen Teltow-Fläming und Potsdam-Mittelmark.

An der Pressefahrt nahmen u.a. Arbeitsstaatssekretärin Almuth Hartwig-Tiedt und Bernd Becking, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit, teil. Gemeinsam besuchten sie die Carl Pabst – Samen und Saaten GmbH in Großbeeren, die Grädler Fördertechnik GmbH in Thyrow sowie den Sozialbetrieb „Hand in Hand“ des „Arbeits- und Ausbildungsförderungsvereins Potsdam-Mittelmark“ in Bad Belzig.

Arbeitsministerin Golze sagte: „Der Brandenburger Arbeitsmarkt entwickelt sich sehr positiv. In den vergangenen Jahren hat sich die Arbeitslosigkeit mehr als halbiert, noch nie hatten so viele Brandenburgerinnen und Brandenburger eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Und die Unternehmen schaffen dank der guten Konjunktur weiter neue Stellen. Die Nachfrage nach Arbeitskräften befindet sich auf einem sehr hohen Niveau. Auf dem Weg zur Vollbeschäftigung liegen aber noch große Aufgaben vor uns, die wir bewältigen müssen. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist immer noch zu hoch. Alleinerziehende haben es sehr schwer, in gute Arbeit zu kommen. Noch viel zu viele Frauen arbeiten unfreiwillig in Teilzeit. Und die Tarifbindung muss besser werden. Für Betriebe wird die Gewinnung von Fach- und Nachwuchskräften ein immer ernster werdendes Problem, an dem die gesamte wirtschaftliche Entwicklung hängt.“

Aktuell sind im Land Brandenburg 90.117 Menschen arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote beträgt 6,8 Prozent – der niedrigste März-Wert seit der Wende. Aber es gibt regionale Unterschiede: Im Landkreis Dahme-Spreewald beträgt die aktuelle Arbeitslosenquote 4,6 Prozent, in der Uckermark 12,1 Prozent.

2017 waren im Jahresdurchschnitt rund 92.650 Brandenburgerinnen und Brandenburger arbeitslos – ein Minus von rund 12.900 im Vergleich zu 2016. Ihren historischen Höchststand hatte die Brandenburger Arbeitslosenquote im Jahr 2003 mit 18,8 Prozent im Jahresdurchschnitt. Damals gab es über eine Viertelmillion Arbeitslose.

Ihre arbeitspolitische Tour durch alle Landkreise und kreisfreien Städte starteten Arbeitsministerin Diana Golze und Arbeitsstaatssekretärin Almuth Hartwig-Tiedt im März 2017. Auf dem Programm standen dabei jeweils Arbeitsgespräche mit Landrätin und Landräten, Oberbürgermeistern sowie Vertreterinnen und Vertretern von Arbeitsagenturen, Jobcentern und Regionalbüros für Fachkräftesicherung der Wirtschaftsförderung Land Brandenburg GmbH (WFBB). Außerdem besuchten Golze und Hartwig-Tiedt insgesamt über 20 Betriebe – von der Bäckerei bis zum Hersteller von Windenergieanlagen, sowie 30 Projekte – von der Integrationsbegleitung für Langzeitarbeitslose und Familienbedarfsgemeinschaften über Weiterbildungseinrichtungen bis zur Jugendberufsagentur. Die letzten beiden Etappen führen in dieser Woche nach Oberhavel (5. April) und Potsdam-Mittelmark (6. April).

Arbeitsministerin Golze sagte zum Abschluss der Tour: „Wir sehen im gesamten Land ein hohes Engagement der verschiedenen Arbeitsmarktakteure vor Ort. Und wir sehen, dass viele Betriebe neue Wege zur Gewinnung von Auszubildenden und Fachkräften gehen, in dem sie zum Beispiel den Führerschein oder den Kitaplatz finanzieren oder großflächig für ihre Stellen werben. Junge, gut ausgebildete Menschen haben hervorragende Perspektiven auf dem Brandenburger Arbeitsmarkt. Die Arbeitgeber buhlen in nahezu allen Branchen um sie. Schwierig bleibt es aber für ältere Langzeitarbeitslose und Geringqualifizierte. Deshalb haben wir unsere Förderprogramme besonders auf Qualifizierung und individuelle Begleitung von Arbeitslosen ausgerichtet.“ 


Bernd Becking, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit, sagte: „Die Auszubildenden von heute sind die Leistungsträger von morgen. Viele Brandenburger Unternehmen haben dies erkannt und stellen seit einigen Jahren mehr Ausbildungsplätze zur Verfügung. Das ist ein richtiger Schritt, um Talente im Land zu halten. Zudem haben die Arbeitsagenturen umfangreiche Fördermöglichkeiten in petto, um Ausbildung zu erleichtern. Meine Bitte an alle Arbeitgeber: Insgesamt sind wir auf dem Ausbildungsmarkt auf einem recht guten Weg. Aber es bleibt noch einiges zu tun. Jeder zwölfte Bewerber hat im Ausbildungsjahr 2016/17 keine Lehrstelle gefunden. Gleichzeitig blieben fast 1.700 Lehrstellen unbesetzt. Kommen Sie auf uns zu, gemeinsam lösen wir Probleme! Eine gute Ausbildung ist die beste Voraussetzung für einen erfolgreichen Berufsweg und für die Unternehmen der beste Weg zur Fachkräftesicherung.“ 


Dr. Steffen Kammradt, Sprecher der WFBB-Geschäftsführung, sagte: „Brandenburg hat mit der Verbindung von Wirtschafts- und Arbeitsförderung aus einer Hand ein bundesweit einmaliges Modell geschaffen – und ein überaus erfolgreiches! Allein im vergangenen Jahr hat der für Arbeit zuständige Bereich der Wirtschaftsförderung Brandenburg rund 3.800 Beratungen durchgeführt, davon 1.700 für Unternehmen. Die Fachkräfte-Services der WFBB spielt in fast jedem Unternehmensgespräch eine zentrale Rolle. Von Rekrutierung über Qualifizierung bis zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie – Brandenburg hat mit diesem Servicepaket ein Alleinstellungsmerkmal im Standortwettbewerb. Und auch das Interesse von Fachkräften am Land Brandenburg steigt. Das zeigen die Zahlen des Fachkräfteportals Brandenburg: Die Zahl der Nutzer ist von 68.000 im Jahr 2014 auf einen Rekordwert von 180.000 im letzten Jahr gestiegen. Für die WFBB ist die Verbindung von Wirtschafts- und Arbeitsförderung heute ein zentraler Bestandteil moderner Wirtschaftsförderung.“

Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit

Aktuell sind rund 34.700 Menschen in Brandenburg bereits länger als ein Jahr arbeitslos gemeldet und gehören damit zur Gruppe der Langzeitarbeitslosen. Das sind 38,5 Prozent aller Arbeitslosen (Stand: März 2018).

Arbeitsministerin Golze erklärte: „Angesichts des deutlichen Rückgangs der Arbeitslosigkeit und der weiter steigenden Nachfrage nach Arbeitskräften hat sich zum Glück auch die Einstellung zur Förderung Langzeitarbeitsloser stark verändert. Das ist gut und wichtig. Brandenburg engagiert sich schon seit vielen Jahren zum Beispiel im Bundesrat für eine bessere Förderung Langzeitarbeitsloser. Dass dies jetzt endlich auch in der Bundesregierung ernsthaft diskutiert wird, ist erfreulich, aber längst überfällig. Und der Name der Förderung – ob ‚öffentlich geförderte Beschäftigung‘, ‚sozialer Arbeitsmarkt‘ oder ‚solidarisches Grundeinkommen‘ – ist absolut nachrangig. Entscheidend ist, dass sich der Bund endlich an der Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit aktiv beteiligt. Der Brandenburger Grundsatz ‚Arbeit statt Arbeitslosigkeit zu finanzieren‘, ist und bleibt richtig. Jeder Mensch hat ein Recht auf Arbeit, auch wenn manche besondere Unterstützung benötigen, um wieder in Arbeit zu kommen. Brandenburg setzt hier seit Jahren auf individuelle Qualifizierung und intensive Begleitung.“

Golze startete im Jahr 2015 das Landesförderprogramm „Integrationsbegleitung für Langzeitarbeitslose und Familienbedarfsgemeinschaften“. Damit fördert das Arbeitsministerium besonders benachteiligte Langzeitarbeitslose und Erwerbslose mit minderjährigen Kindern. Für das Förderprogramm stehen bis zum Jahr 2020 über 40 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) zur Verfügung. Das Programm wird landesweit von Bildungsträgern oder Jobcentern vor Ort umgesetzt.

Langzeitarbeitslose, die besonders große Schwierigkeiten haben, auf den Arbeitsmarkt zurückzukehren, werden mithilfe von Integrationsbegleiterinnen und Integrationsbegleitern sowie durch individuell passende Unterstützungsangebote Schritt für Schritt wieder an Erwerbsarbeit herangeführt. Um die Hilfe so individuell wie möglich gestalten zu können, werden nicht mehr als 20 Teilnehmende gleichzeitig betreut. Besonderes Augenmerk wird bei der Begleitung auch auf die Situation der Kinder in den betreffenden Familien gelegt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können bis zu zwei Jahre in einem Projekt betreut werden.

Bis zum 31. Januar 2018 wurden landesweit 35 Projekte gefördert. Rund 3.500 Arbeitslose wurden unterstützt, davon rund 2.230 Frauen. Knapp 20 Prozent der Teilnehmenden konnten in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung integriert werden. Die zweite Förderphase des Programms mit 38 geförderten Projekten begann am 1. Februar 2018 und endet am 31. Juli 2020.

Außerdem fördert das Arbeitsministerium Sozialbetriebe, in denen langzeitarbeitslose Menschen marktnah beschäftigt werden, um sie Schritt für Schritt auf eine Beschäftigung auf dem regulären Arbeitsmarkt vorzubereiten. Die „Richtlinie zur Förderung von sozialpädagogischer Begleitung und fachlicher Anleitung in Sozialbetrieben im Land Brandenburg“ startete im Dezember 2016 und läuft bis Ende 2022. Dafür stehen 6,5 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) zur Verfügung. Bis 2022 sollen zehn Sozialbetriebe im Land Brandenburg etabliert sein.

Vier Sozialbetriebe werden bereits gefördert, die schon 32 ehemals Langzeitarbeitslose einstellten. Einer davon ist der Sozialbetrieb „Hand in Hand“ des „Arbeits- und Ausbildungsförderungsvereins Potsdam-Mittelmark“ in Bad Belzig, der kontinuierlich fünf ehemals Langzeitarbeitslose beschäftigt.

Fachkräftesicherung durch gute Ausbildung

Eine Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Fachkräftesicherung ist die berufliche Ausbildung, betonte Golze: „Im harten Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte werden die Betriebe gewinnen, die selbst ausbilden. Die Zahl der Ausbildungsbetriebe muss steigen.“ 54 Prozent aller Brandenburger Betriebe haben zwar eine Ausbildungsberechtigung, aber davon bilden nur 41 Prozent tatsächlich aus. Damit bilden nur 22 Prozent von allen Betrieben in Brandenburg aus.

Das Arbeitsministerium unterstützt Auszubildende und Ausbildungsbetriebe in Brandenburg zum Beispiel mit dem Förderprogramm „Qualifizierte Ausbildung im Verbundsystem“. Dafür stehen bis Ende 2020 insgesamt 45 Millionen Euro an ESF-, Bundes- und Landesmitteln zur Verfügung. Damit wird eine moderne und qualitativ hochwertige Ausbildung für jeden Auszubildenden gewährleistet und die Ausbildungsbereitschaft besonders von kleinen Betrieben erhöht. So erhalten beispielweise alle Brandenburger Handwerksbetriebe im Rahmen der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung eine Unterstützung. Seit Beginn der aktuellen ESF-Förderperiode 2014 wurden bislang rund 12.000 Handwerks-Lehrlinge im Land unterstützt, die bestimmte Ausbildungsabschnitte in den Ausbildungsstätten der Kammern durchlaufen.

Mit dem Programm „Assistierte Ausbildung Brandenburg“ wird eine wichtige Förderung der Bundesagentur für Arbeit ergänzt. Ziel dieser Maßnahme ist es, besonders förderungsbedürftige junge Menschen, darunter insbesondere junge Geflüchtete, langfristig in Ausbildung zu integrieren. In den Jahren 2017 und 2018 stehen jeweils 1,12 Millionen Euro Landesmittel zur Verfügung. Die Förderung startete Mitte 2017. Aktuell sind 107 junge Menschen, davon 85 Prozent junge Geflüchtete, in der Förderung.

Um noch stärker für eine Ausbildung im Land Brandenburg zu werben, haben die Landesregierung, Arbeitgeber, Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern, Gewerkschaften und die Bundesagentur für Arbeit im Herbst 2015 die gemeinsame Ausbildungsoffensive „Brandenburg will Dich! Hier hat Ausbildung Zukunft.“ gestartet.